SERPHO.
107
Pausanias erwähnt dieser Insel, weil sie keine Tempel
und Standbilder hatte, nur an einer Stelle: I. 22. 6. „Zur
„Linken der Propyläen (zu Athen) ist eine Capelle mit Gemäl-
„den, unter welchen auch Perseus dargestellt ist, wie er
„nach Seriphos kommt, dem Polydektes das Haupt der Me-
dusa bringend."
Serpho diente den Römern als Verbannungsort. Es ist
eine der weniger culturfähigen Inseln der Kykladen, die un-
gleich mehr Felsen als fruchtbaren Boden hat, aber dennoch
könnte auch sie zehnfach mehr Bewohner ernähren und diess
noch potenzirt, wenn einst der Reichthum ihrer Berge mit ge-
höriger Umsicht ausgebeutet werden wird.
Die Insel hat an ihrer Südseite einen grossen guten Ha-
fen, in welchem auch wir landeten. Zunächst an dem Hafen
ist eine kleine mit Garten und Weinpflanzungen bebaute Ebene,
über welcher nördlich auf einem ziemlich hohen Berge die
jetzige, sogenannte Stadt, zurückgezogen und schwer zugäng-
lich, erbaut ist, wie es an den Küsten gewöhnlich stattfindet,
um vor Uebeifällen der Piraten gesichert zu sein. Man braucht
vom Hafen ziemlich eine Stunde, um hinauf zu kommen;
von der Stadt nordwestlich zieht sich ein schmaler Felsrücken
nach dem damit zusammenhängenden felsigen Berge, an dessen
steilem Abhänge der Weg ins Innere der Insel führt, auf
dem Felsrücken zwischen beiden Bergen stehen eine Reihe
Windmühlen, denen es an Wind nicht fehlt. Die Stadt selbst
ist, wie gewöhnlich, am steilen Abhänge über und unter ein-
ander gebaut, ihre Häuser mit flachen Dächern sind in der
Ferne malerisch, nicht so in der Nähe. Es finden sich noch
feberbleibsel eines alten festen Schlosses.
Die Einwohner sind etwas roh, und wollen nicht viel von
bürgerlicher Ordnung wissen, ihr Democheronte, der ein we-
nig italienische Bildung hatte, klagte selbst sehr über sie.
Man findet sehr wenig Getreidefelder auf der Insel. Meist
wird Wein erbaut, aber grösstenteils als Weintrauben abge-
holt; kleine Fahrzeuge damit beladen führen sie zum Verkauf
nach Syra, Hydra u. s. w. Diess ist fast ihr einziger Erwerb.
107
Pausanias erwähnt dieser Insel, weil sie keine Tempel
und Standbilder hatte, nur an einer Stelle: I. 22. 6. „Zur
„Linken der Propyläen (zu Athen) ist eine Capelle mit Gemäl-
„den, unter welchen auch Perseus dargestellt ist, wie er
„nach Seriphos kommt, dem Polydektes das Haupt der Me-
dusa bringend."
Serpho diente den Römern als Verbannungsort. Es ist
eine der weniger culturfähigen Inseln der Kykladen, die un-
gleich mehr Felsen als fruchtbaren Boden hat, aber dennoch
könnte auch sie zehnfach mehr Bewohner ernähren und diess
noch potenzirt, wenn einst der Reichthum ihrer Berge mit ge-
höriger Umsicht ausgebeutet werden wird.
Die Insel hat an ihrer Südseite einen grossen guten Ha-
fen, in welchem auch wir landeten. Zunächst an dem Hafen
ist eine kleine mit Garten und Weinpflanzungen bebaute Ebene,
über welcher nördlich auf einem ziemlich hohen Berge die
jetzige, sogenannte Stadt, zurückgezogen und schwer zugäng-
lich, erbaut ist, wie es an den Küsten gewöhnlich stattfindet,
um vor Uebeifällen der Piraten gesichert zu sein. Man braucht
vom Hafen ziemlich eine Stunde, um hinauf zu kommen;
von der Stadt nordwestlich zieht sich ein schmaler Felsrücken
nach dem damit zusammenhängenden felsigen Berge, an dessen
steilem Abhänge der Weg ins Innere der Insel führt, auf
dem Felsrücken zwischen beiden Bergen stehen eine Reihe
Windmühlen, denen es an Wind nicht fehlt. Die Stadt selbst
ist, wie gewöhnlich, am steilen Abhänge über und unter ein-
ander gebaut, ihre Häuser mit flachen Dächern sind in der
Ferne malerisch, nicht so in der Nähe. Es finden sich noch
feberbleibsel eines alten festen Schlosses.
Die Einwohner sind etwas roh, und wollen nicht viel von
bürgerlicher Ordnung wissen, ihr Democheronte, der ein we-
nig italienische Bildung hatte, klagte selbst sehr über sie.
Man findet sehr wenig Getreidefelder auf der Insel. Meist
wird Wein erbaut, aber grösstenteils als Weintrauben abge-
holt; kleine Fahrzeuge damit beladen führen sie zum Verkauf
nach Syra, Hydra u. s. w. Diess ist fast ihr einziger Erwerb.