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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 2): Mit 5 lithographirten Tafeln und einer illuminirten, geognostisch-bergmännischen Karte des Königreiches Griechenland — Leipzig, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.9174#0262

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TINO.

Turkino nennt. An einem Punkte soll auch schwarzer vor-
kommen. Der weisse sieht dem carrarischen sehr ähn-
lich, der jedoch gleichförmiger im Korn, weisser und schöner
ist. Die Marmorbänke sind hier nur einige Fuss stark. Dass
aber nicht so starke Blöcke gewonnen werden, als man be-
kommen könnte, liegt an dem unzweckmässigen Betrieb der
Brüche. Diese sind liier alle Privateigenthum, wenigstens be-
gründeten alle ihr Eigenthumsrecht durch alte türkische Schrif-
ten. Die sog. Mastön (Meister), die hier arbeiten, legen
nicht nur die zu gewinnende Bank nicht, wie es sich gehört,
frei, sondern kennen auch ihr Gewerb nicht gehörig, dabei
sind ihre Werkzeuge nicht zweckmässig und zu leicht an Ge-
wicht und an Arbeit. Als sie, eben so wie die deutschen
Steinhauer und Steinmetze, in den wieder eröffneten Penteli-
kon-Brüchen in Accord arbeiten sollten, kamen sie kaum auf
das halbe Lohn, von der Güte der Arbeit nicht zu sprechen.

Sie haben ferner keine Vorrichtung Platten zu schneiden,
sondern alles geschieht durch Abhauen, bis das Stück zur
Platte wird, wie viel diess Masse und Arbeit mehr kostet,
bedarf keiner Auseinandersetzung. Eine Platte weisser Mar-
mor, etwa 9 Zoll Quadrat, zu Fussböden, mit einiger Poli-
tur, kostet 5 Drachmen, während eine dergleichen grössere Platte
von Carrara bis nach Athen für 1 Drachme geliefert wird.

Eine Tischplatte von etwas über 3 Fuss Durchmesser am
weissem Marmor mit bläulichgrauen Wolken nahm sich sehr
gut aus , hatte aber auch die ganze Stärke einer Bank geko-
stet, aus welcher mehrere eben so schöne Platten hätten ge-
schnitten werden können; auch Hess ihre Politur noch vieles
zu wünschen übrig.

Die Türken lieben den blaugestreiften Marmor sehr zu
ihren Grabsteinen, aber nicht blos nach dem Orient, sondern
im ganzen Mittelmeere werden gut und geschmackvoll gear-
beitete Gegenstände von dem hiesigen Marmor, als Kamine,
Tischblätter u. s w. bedeutenden Absatz finden. Ich schlug
daher vor, sie von Seiten der gr. Regierung in Verbindung
mit den Brüchen auf Paros in Betrieb zu setzen.
 
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