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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 2): Mit 5 lithographirten Tafeln und einer illuminirten, geognostisch-bergmännischen Karte des Königreiches Griechenland — Leipzig, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.9174#0309

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NAXOS.

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unterjochen versuchten, kämpften die Naxier ritterlicli mit den
andern Hellenen zusammen in den Schlachten bei Salamis und
Platää, um Hellas und ihre Insel wieder zu befreien. Sie ka-
men nochmals unter die Oberherrschaft der Athenienser, welcher
sie sich, als sie besonders im peloponnesischen Kriege von
ihnen zu sehr bedrückt wurden, vergeblich zu entziehen such-
ten. Während des Mithridatischen Krieges geriethen sie unter
die Oberherrschaft der Römer und als das oströmische Kai-
serthum gestürzt wurde, fielen sie in türkische Gewalt, bis
ihnen 1833 wieder ein freundliches Gestirn leuchtete und der
blasse Halbmond von der Insel verschwand.

Die Insel ist gross und wichtig und verdient daher wohl,
dass man das Wichtigste ihrer Geschichte aufführe. In der
Mythe war Naxos berühmt, dass Bacchus auf seinem Zuge
hier längere Zeit residirte, da die Insel so günstig war, den
Anbau der Reben zu verbreiten und aus ihren Trauben einen
Göttertrank zu bereiten. Er war der Schutzgott der Insel,
deren grosse Fruchtbarkeit man ihm zuschrieb, hier hatte er
die vorzüglichsten Feste, Tempel und Altäre.

Nahe bei der jetzigen Stadt fand Bacchus schlafend die
vom Theseus verlassne Ariadne; der Weingott war schön,
ewig jugendlich und hatte süssen Rebensaft, so vergass die
reizende Königstochter des Theseus Untreue, wurde des Bac-
chus Gattinn (siehe I. Th. S. 854) und unsterblich; noch
heute soll der Naxoswein ein gutes Mittel gegen gekränkte
Liebe sein.

Geognostisch kann man Naxos als einen grossen Gebirgs-
stock betrachten, der aus Granit besteht, welcher sich am
höchsten im nördlichen Theil der Insel hebt. Seine Seiten
sind mit Gneiss und Glimmerschiefer, die Höhen aber mäch-
tig mit weissem Urkalk bedeckt. Bei der Stadt ist eine ter-
tiäre Formazion aufgelagert, so auch an der Nordspitze der
Insel. An nutzbaren Mineralien hat Naxos ausschliessend und
allein reiche Ablagerungen von gutem Schmirgel; auch schöner
Marmor könnte an ein Paar Stellen gebrochen werden, doch
benutzten ihn auch die Alten nicht, da er in Paros schöner,

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