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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 2): Mit 5 lithographirten Tafeln und einer illuminirten, geognostisch-bergmännischen Karte des Königreiches Griechenland — Leipzig, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.9174#0350

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AMORGO.

Ich erwähnte, dass der Felsen steil wie eine Wand, zum
Theil überhängend ist, es stürzen daher oft Stücke auf das
Kloster; Pferde, die Vorrath in's Kloster brachten, wurden
erschlagen, aber noch nie einer der Geistlichen beschädigt.
Vor dem Eingange des Klosters steht eine kleine Nische mit
dem Bild der heiligen Mutter Gottes und wahrscheinlich in
dieser Nacht war ein Felsenstück herabgestürzt und hatte das
Gewölbe der Nische zerscblagen, aber glücklicherweise das
Bild nur wenig beschädigt.

Das Kloster ist nur im Sommer bewohnt, der Geistliche,
der mich hierher zu kommen eingeladen hatte, schloss es auf.

Eine hölzerne Treppe, die leicht weggenommen werden
kann, führt von der schmalen Nordostseite hinauf zu einer
ganz kleinen, engen Thüre, deren Thürstöcke von Marmor,
mit venetianer Bildhauerwerk geziert sind.

Von hier gelangt man im untern Geschoss zu schmalen
Vorrathskammern, oft kaum 1 Lr. breit, die andere Seite
begrenzt der unbehauene Felsen. Hier wurden Erbsen, ge-
salzne Oliven, Jobannisbrod, in kleinen, aber guten Schoten,
in Fässern, Mehl in grossen Krügen, Wein u. s. w. aufbe-
wahrt.

In dem darüber befindlichen Raum sind mehrere kleine
Gemächer, das Speisezimmer, Küche, Cisterne, denn anderes
Wasser giebt es hier nicht. Das Kloster ist vom König Alexius
Komnenus, der 1203 zu Trapezunt lebte, begründet, sein
Bildniss wird noch hier vorgezeigt.

Der Geistliche trug Honig auf, trockne Früchte und ed-
len Wein, stimmte eine Hymne an dem König zu Ehren, wir
sangen mit und liessen dann in diesem Felsenkloster ein Le-
behoch erschallen.

Amorgos trägt folgende seltnere Gewächse:
Die beiden interessantesten Pflanzen von Amorgo wachsen
auf und an den steilen Kalkfelsen bei dem eben beschriebe-
nen Kloster, nämlich:

IIoccblla tinctoria, eine Flechte, welche in grauen, ein
 
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