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MILO.
als jedoch Philokrates neue Hülfstruppen von Athen gebracht
hatte, ergaben sich die Bewohner der Stadt auf Gnade und
Ungnade. Da Hessen die Athener alle, die männlichen Ge-
schlechts waren, auf gut tüi'kisch niedermetzeln, und führten
die Weiber und Kinder als Sclaven nach Attika. Mit jenem
Blutbade war die Blüthe der Insel vorüber, sie hat sich bis
jetzt nicht wieder erholt, und es bestätigt sich auch hier,
dass mit der abnehmenden Bevölkerung und der damit verbun-
denen gei'ingern Cultur des Landes Unfruchtbarkeit eintritt.
Es wird diess bei der alten Stadt der Venetianer in der Be-
schreibung der Insel noch deutlicher werden.
Als Hellas Kraft gebrochen war, kam Milos unter die
Herrschaft der Römer, der griechischen Kaiser, 1207 durch
Marco Sanudo zum Fürstenthum Naxos, und wurde von Bar-
barossa den Türken unterworfen, bis auch dieser Insel 1833 ein
neuer Stern aufgegangen ist.
Ausser jener Hauptentvölkerung der Insel, welcher nie ein
Ersatz folgte, wirkte auch noch verderblich die seitdem zu-
nehmende unterirdische Hitze und damit verbundene Ausdor-
rung des darüber befindlichen Bodens, wie mehrere verlassne
Plätze beweisen, z. B. Palaeo Chori u. s. w.
Es scheint jedoch Milo's Prüfungszeit sich nun ihrem
Ende zu nähern und bald kann sie wieder blühend werden.
Milo hat jetzt nur zwei bewohnte Ortschaften. Der Sitz
der Behörden ist im sog. Kastro, auf der Spitze des höch-
sten Berges, im nördlichen Theil der Insel. Die Häuser er-
heben sich übereinander, wie die Gesteinbänke, auf denen
sie erbaut sind, übereinander liegen; was von diesen Bänken
nun frei blieb, ist ungemein unreinlich und übelriechend, denn
im untern Theil des Hauses sind die Behälter für das Rüssel-
vieh und wird alles hingeworfen, was man los sein will. Da-
bei ist man hier jedem Winde ausgesetzt, der natürlich auf
diesem hohen, isolirten Punkte im verstärkten Maasse fühlbar
ist. Man hat meist Cisternenwasser, nur in Einem natürlichen
Behälter befindet sich warmes Wasser, was aber schnell er-
kaltet und dann vorzüglich gut zu trinken ist.
MILO.
als jedoch Philokrates neue Hülfstruppen von Athen gebracht
hatte, ergaben sich die Bewohner der Stadt auf Gnade und
Ungnade. Da Hessen die Athener alle, die männlichen Ge-
schlechts waren, auf gut tüi'kisch niedermetzeln, und führten
die Weiber und Kinder als Sclaven nach Attika. Mit jenem
Blutbade war die Blüthe der Insel vorüber, sie hat sich bis
jetzt nicht wieder erholt, und es bestätigt sich auch hier,
dass mit der abnehmenden Bevölkerung und der damit verbun-
denen gei'ingern Cultur des Landes Unfruchtbarkeit eintritt.
Es wird diess bei der alten Stadt der Venetianer in der Be-
schreibung der Insel noch deutlicher werden.
Als Hellas Kraft gebrochen war, kam Milos unter die
Herrschaft der Römer, der griechischen Kaiser, 1207 durch
Marco Sanudo zum Fürstenthum Naxos, und wurde von Bar-
barossa den Türken unterworfen, bis auch dieser Insel 1833 ein
neuer Stern aufgegangen ist.
Ausser jener Hauptentvölkerung der Insel, welcher nie ein
Ersatz folgte, wirkte auch noch verderblich die seitdem zu-
nehmende unterirdische Hitze und damit verbundene Ausdor-
rung des darüber befindlichen Bodens, wie mehrere verlassne
Plätze beweisen, z. B. Palaeo Chori u. s. w.
Es scheint jedoch Milo's Prüfungszeit sich nun ihrem
Ende zu nähern und bald kann sie wieder blühend werden.
Milo hat jetzt nur zwei bewohnte Ortschaften. Der Sitz
der Behörden ist im sog. Kastro, auf der Spitze des höch-
sten Berges, im nördlichen Theil der Insel. Die Häuser er-
heben sich übereinander, wie die Gesteinbänke, auf denen
sie erbaut sind, übereinander liegen; was von diesen Bänken
nun frei blieb, ist ungemein unreinlich und übelriechend, denn
im untern Theil des Hauses sind die Behälter für das Rüssel-
vieh und wird alles hingeworfen, was man los sein will. Da-
bei ist man hier jedem Winde ausgesetzt, der natürlich auf
diesem hohen, isolirten Punkte im verstärkten Maasse fühlbar
ist. Man hat meist Cisternenwasser, nur in Einem natürlichen
Behälter befindet sich warmes Wasser, was aber schnell er-
kaltet und dann vorzüglich gut zu trinken ist.