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SANTORINO.
Warum die heilige Ire'ne die Schlitzpatronin der Insel
wurde, weiss schon Pater Richard, der 1650 auf Santo-
rino lebte, nicht anzugehen. Er berichtet von Griechen ge-
hört zu haben: die heilige Irene sei zu Thessaloniko geboren,
ihr Vater war Gouverneur von Makedonien, sie habe zuerst
Penelope geheissen, sei aber von dem heiligen Theotinus Ei-
QLvvi] getauft worden. Ihr Onkel, der Kaiser von Byzanz,
wollte sie heirathen, sie aber beharrte Christinn und Jungfrau
zu bleiben, und starb daher 304 n. Chr. am 1. April den
Märtyrertod durch das Schwert. Ihr Fest wird noch ge-
feiert.
Die geognostische Geschichte der Bildung dieser Insel
und was zu ihr gehört, wird zu besserer Verständlichkeit erst
folgen, wenn ihre specielle Beschreibung vorausgeschickt und
man vertrauter mit den Oertlichkeiten geworden ist.
Allgemeines geognostisclies Verhältniss von Santorino.
Santorino, wie es jetzt sich zeigt, ist der Rand eines grossen
eingestürzten Erhebungs-Kraters, daher seine sichelförmige Ge-
stalt. In der Mitte dieses Kraters hoben sich in späterer
Zeit zu verschiedenen Perioden vulkanische Inseln, Ra^^ievv^
Kammeni (die Verbrannten) genannt (Kcc[iivog, der Schmelz-
ofen, der Feuerschlund, der Krater).
Ueber ein Paar tausend Jahr dauerte hier vulkanische
Thätigkeit und noch ist sie nicht erloschen. Mit Ausnahme
der Südostseite der Insel, wo auf Thonschiefer gelagert kry-
stallinisch-körniger, weisser Kalk sich zur höchsten Kuppe
der Insel erhebt, ist alles, was man sieht und findet, vulkanisch.
Jener grosse Krater, dessen Ränder jetzt im kleinern Durch-
messer von W. nach 0. 6000 Metres, im Grössern von N.
nach S. 11000 Metres von einander entfernt sind*), hob
*) Von Aspronisi bis zur Bucht unterhalb Phira rechnet man 6, von
Akrotiris bis Apano-meria 8 Seemeilen.
SANTORINO.
Warum die heilige Ire'ne die Schlitzpatronin der Insel
wurde, weiss schon Pater Richard, der 1650 auf Santo-
rino lebte, nicht anzugehen. Er berichtet von Griechen ge-
hört zu haben: die heilige Irene sei zu Thessaloniko geboren,
ihr Vater war Gouverneur von Makedonien, sie habe zuerst
Penelope geheissen, sei aber von dem heiligen Theotinus Ei-
QLvvi] getauft worden. Ihr Onkel, der Kaiser von Byzanz,
wollte sie heirathen, sie aber beharrte Christinn und Jungfrau
zu bleiben, und starb daher 304 n. Chr. am 1. April den
Märtyrertod durch das Schwert. Ihr Fest wird noch ge-
feiert.
Die geognostische Geschichte der Bildung dieser Insel
und was zu ihr gehört, wird zu besserer Verständlichkeit erst
folgen, wenn ihre specielle Beschreibung vorausgeschickt und
man vertrauter mit den Oertlichkeiten geworden ist.
Allgemeines geognostisclies Verhältniss von Santorino.
Santorino, wie es jetzt sich zeigt, ist der Rand eines grossen
eingestürzten Erhebungs-Kraters, daher seine sichelförmige Ge-
stalt. In der Mitte dieses Kraters hoben sich in späterer
Zeit zu verschiedenen Perioden vulkanische Inseln, Ra^^ievv^
Kammeni (die Verbrannten) genannt (Kcc[iivog, der Schmelz-
ofen, der Feuerschlund, der Krater).
Ueber ein Paar tausend Jahr dauerte hier vulkanische
Thätigkeit und noch ist sie nicht erloschen. Mit Ausnahme
der Südostseite der Insel, wo auf Thonschiefer gelagert kry-
stallinisch-körniger, weisser Kalk sich zur höchsten Kuppe
der Insel erhebt, ist alles, was man sieht und findet, vulkanisch.
Jener grosse Krater, dessen Ränder jetzt im kleinern Durch-
messer von W. nach 0. 6000 Metres, im Grössern von N.
nach S. 11000 Metres von einander entfernt sind*), hob
*) Von Aspronisi bis zur Bucht unterhalb Phira rechnet man 6, von
Akrotiris bis Apano-meria 8 Seemeilen.