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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1788-1794

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https://doi.org/10.11588/diglit.48270#0101

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— 99 —

gallerie ausgemacht haben wuͤrde. Nach der Ukaſe vom). Sept. zur Completi⸗
rung der Land⸗und Seetruppen wird in dem ganzen Reiche, von 100 Seelen /
z NRecruse ausgehoben. Dieſe Aushebung hat mit dem 12. Oct. angefangen,
und ſolte mit dem Neujahr beendigt ſeyn. Dadurch erhaͤlt der Ruß. Kriegsſtand
einen Zuwachs von 100,000 Soldaten. Dieſer Zuwachs, mit den ſchon beſte⸗
benden Armeen zuſammen; wird die Macht Rußlands zu derjenigen Groͤße
bringen / die erforderlich iſt, um an allen den Orten aufzutreten, wo es noͤthig iſt,
wenn nicht noch ein gluͤcklicher Friede moͤglich gemacht werden ſollte.

In Schweden ſtehen große Auftritte bevor. Nach dem berichtigten
Waffenſtillſtand mit Daͤnemark hielt ſich der Koͤnig noch einige Zeit in Go⸗
thenburg und den daſigen Gegenden auf, machte verſchiedene Anſtalten, und
kam von der Vertheidigung der weſtlichen Grenzen ſeines Reichs am Thten
December, des Abends, wieder in Stockholm an, nach einer Abweſenheit
von 14 Wochen. Er wurde von der Buͤrgerſchaft der Stadt, und dem
zahlreich verſammelten Volke mit Freudengeſchrey empfangen, und, nach—
dem man die Pferde von ſeinem Wagen ſchon auſſerhalb der Stadt abge⸗
ſpannt batte, unter beſtaͤndigem Frolocken von der buͤrgerlichen Infanterie
bis zum koͤnigl. Schloſſe, durch die erleuchteten Straßen gezogen. Die
Stadt gab nachher noch viele Beweiſe von ihrer Anhaͤnglichkeit und Erge⸗
benheit an die Perſon des Koͤnigs. Die Mißvergnuͤgten unter dem Adel
abgerechnet, wotu auch ein großer Theil der Officiere bey der Armee gehoͤret,
iſt wohl gewiß der allgemeinſte Theil der Einwohner von den eigentlichen
Schwediſchen Staaten, dem Koͤnige aufrichtigſt, und ſelbſt eifrigſt zuge⸗
than. In Finnland aber herrſcht noch eine ſtarke Gaͤhrung. Indeſſen iſt
der Reichstag nach den geſetzmaͤſigen vorgaͤngigen Umſtaͤnden, der Wahl der
Deputirten, der Sprecher der vier Staͤnde u. ſ. w. am 2ten Februar zu
Stockholm mit großem feyerlichen Pompe eroͤfnet worden, wobey der unge⸗
woͤbnliche Umſtand war, daß, ſtatt des Militairs, diesmal die Buͤrgerſchaft
zu Pferde und zu Fuß, mit Fahnen, Standarten, und klingendem Spiele
liberall die Wachen und Reihen forwirte. Der Koͤnig bezeigte ſich gegen die
Buͤrgerſchaft ungemein gnaͤdig, mit Neigung des Scepters gegen die Officiere/
und auf andere Arten; und das Volt begleitete den Koͤnig mit einem Ju⸗
belgeſchrey, das durch die gantze Stadt erthoͤnte, nach der Kirche, und von
da wieder nach dem Reichsſaale. Die Ergebenheit des Volks und der Buͤr⸗
gerſchaft gegen den Koͤnig iſt nie in Schweden auf eine ſo enthuſtaſtiſche Weiſe
geoͤeigt worden, wie jetzt: dagegen genießt die Buͤrgerſchaft die Ehre, die Wa⸗
chen auf dem koͤnigl. Schloſſe zu verſezen, und aͤndere Gnadenbeteigungen.
Von den Vorfallenheiten auf dem Reichstag werden wir kuͤnftig reden.

A Neun⸗


 
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