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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1788-1794

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https://doi.org/10.11588/diglit.48270#0711

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— 79 —

ruhr gegruͤndeten Entwuͤrfe jetzt ſchon geseigt hat / und welchen Tufrube
allein dieſe Parthey anzufachen ſuchte. Die Verſchiedenbeit der Meinun⸗
gen der wohigeſinnten Perſonen, ſo gewiß ſie auch immer ſeyn moͤge, iſt alſo
nur ffuͤr den Augenblick noch in ihren Wirkungen wenig zu ſpuͤren; Se.
Majeſtaͤt hoffen aber , daß, wenn ſie endlich einmal die Augen uͤber die fuͤrch⸗
lerliche Sage ihtes Vaterlands öffnen / dieſelben allen Nachdruck an Tag le⸗
gen werden, welchen eine ſo gerechte Sache einfloͤßen muß, und wenn ſie
die auf ihren Grenzen verſammelten alliitten Truppen als Beſchuͤtzer und
wahte Freunde anſehen, deren Waffen die Vorſicht beguͤnſtigen wird, ſo
werden ſie die Aufruͤhrer, welche Frankreich in Flammen geſetzt haben, und
einzig und alltin fuͤr das Blut verantwortlich ſeyn ſollen, an deſſen Ver⸗
gießung ihre laſterbafte Unternehmungen Schuld baben, auf ihren aͤchten
Werth herunter zu ſetzen wiſſen. Berlin den 26ten Jun. 1792

Vierdter Haupttitul.
Von dem Koͤnigreich Portugall.

Die Koͤnigin war bekanntlich von jeher ein ſeltnes Vorbild von Froͤm⸗

migkeit und eine Freundin geiſtlicher Betrachtungen. Dieſen uͤberließ
ſie ſich am Ende des vorigen Jahrs auf eine mehr als gewoͤhnliche Weiſe /
verfiel bey der Lebbaftigkeit ihrer Empfindungen in Schwermuth / bekam
Bruſtbeklemmen, ihre Einbildungskraft ſieng an, zerruͤttet zu werden. —
Schon nach dem öten Januar zeigten ſich Symptome ihres veraͤnderten Zu⸗
ſtandes. Es wurde ihr oͤfter zur Ader gelaſſen, und die Aerzte riethen, daß
ſie ſich aller Regierungsgeſchaͤfte enthalten, und ſich nach dem ſchoͤnen Luſt⸗
ſchloſſe Salvaterra begeben moͤchte, um ſich da taͤglich Motion zu Pferde zu
machen, und ſich durch Beluſtigungen zu zerſtreuen. Man erhielt die Ein—
willigung der Koͤnigin. Sie reiſete am erten Januar dahin, nachdem ſie
verher noch eine Verordnung erlaſſen hatte, daß an allen Feſttagen von
jeder Familie wenigſtens eine Perſon die Kirche beſuchen ſollte, um, wie
es ausdraͤcklich hieß, die Freuben der Religion zu ſchmecken. Sie feloͤſt
hielt auch noch am Tage ihrer Abreiſe ihre Andacht in der von ihr erbauten
Kloſtetkirche zum Herzen Jeſu. Der ganze Hofſtaat und die Perſonen der
Koͤniglichen Familie batten ſich mit nach Salvaterra begeben. Der Zuſtand
der Wonarchin verſchlimmerte ſich indeß mit jedem Zage, ihre melancholi⸗
ſche Stille brach in beftige Beunruhigung aus, ſie wurde unfaͤbig/ die
Staateſachen zu unterſchreiben, und ihr Sohn, der 24jaͤhrige Prinz von
Braſilien, Maria Joſeph, genoͤthigt, alg Negent, die Regierung zu über⸗
nehmen. Und in dieſem traurigen Zuſtande iſt die Koͤnigin noch jetzo.




 
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