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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1788-1794

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https://doi.org/10.11588/diglit.48270#0207

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von dem großen Nath mit wenigſtens 25 Stimmen den Doge erwaͤblen. Aw
yten Maͤrz gieng datauf die foͤrmliche Wahl vor ſich, die den Procurator
von St. Maͤrco und bisherigen Repraͤſentanten der Republik Vicenza und
Breſcia, Ludovico Manin traf. Dieſer Herr, deſſen Etnenuung man vorher
nicht erwartet hatte, wurde am 13ten Julius 1720 geboren, und beſitzt bey
groſſem Wermoͤgen ſeht ausgezeichnete Einſichten. Seine Familie ſtamwe
aus dem Friaul und iſt erſt ſeit der Mitte des vorigen Jahrhunderts zu Vene⸗
dig anſaßig / zu welcher Zeit fie anſehnliche Summen der Republik liehe. Un⸗
ter den Dogen dieſes Freyſtaats iſt in fortgezaͤplter Reile Manin jetzt der 1 19te.

Eilfter Haupttitul.

Von Aſtatiſchen Geſchichten.
Den Zten April ſtarb der Tuͤrkiſche Kaiſer, Abduld Hamid. Dieſe Be⸗

gebenheit war ſo unerwartet, daß in den erſten Tagen alles in ſtillen Er⸗
ſtaunen war. Es wurde ſo gleich das ganze Serail geſchloſſen, und der Leich⸗
nam in die Miſchaͤne (Todenkammer) gebracht, daſelbſt der Leib eroͤffnet, das
Herz herausgenommen, und in ein Kriſtalglaß einverſiegelt; der Leib ſodann,
nachdem er einbalſamiret, und wieder zuſammen gemacht, um 4 Uhr Nach⸗
mittag in den eigens dazu beſtimmten Schau⸗ oder Todenſaal gebracht wor⸗
den. In dieſem Saal war ein hobes Geruͤſte aufgemacht, und mit 10000
Lampen bebangen, und nachdem man den Leichnam oͤffentlich aufgeſetzt, wur⸗
den die Wappen ausgehangen, und der große Kayſer⸗Turban , nebſt dem
Regierungsſtab, und dreyfachen Schwerdte auf goldenen Poͤlſtern zu den
Fuͤſſen des Leichnams gelegt; die 4 großen Loͤwen vorgefuͤhret, und an den 4
Ecken des Leichengeruͤſtes angekettet: Vierhundert Janitſcharen wurden zur
Wache beordert, und die vornehmſten Bedienten des Serails hielten abwech⸗
ſelnd dabey ihre Andachten. Den roten, nachdem 5 Stunden zuvor das
Serail eroͤffnet war, wurde der Leichnam Abends um 7 Ubr erhoben, und
bis zur Hauptporten des Serails von den vornehmen Verſchnittenen offen
getragenz ſodann aber in einen glaͤſernen Sarg gelegt und auf einem vergol⸗
den Wagen in Begleitung der ganzen Hofſtaat, unter Paradirung des ſaͤmmt⸗
lichen Militair zu Konſtantinobel bis zur Moſchee Nobuhi, wo er das Grab⸗
maal eigens hat errichten laſſen, gebracht, und ſodann bey der Pforten ab⸗
beſetzt, und von dem Mufti ſelbſt empfangen worden. Nach einem balb⸗
ſtundigen Ceremoniel wurde der Leichnam aus dem Sarg genommen / der
alten Kleider entnommen, und mit neuen angezogen/ wie auch mit vielen
Koſtbarteiten behangen: ſofort in ſemmelen mit Gold geſtickten *

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