DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.48270#0103
— 101 —
Die Leibwache des Koͤnigs, die er in eignen Sold hat, beſteht meiſt aus
Uhlanen, oder leichter Reuterey, die groͤſtentheils Tatarn von ſchweizeri⸗
ſcher Treue ſind. Auſſer Kaminieck iſt das Land ohne Graͤnifeſtungen und
auf der Rußiſchen und Preußiſchen Seite ganz offen. Jeder Edelmann
fan uͤbrigens nach der Lehusverfaſſung, ſo viel Mannſchaft halten, als er
will. Acht bis zehn Monaten waͤren allein im Stande eine Armee von
50,000 Mann auf die Beine zu bringen. *
Am 6ten October nahm der wichtige Zeitpunct ſeinen Anfang, den man
mit Begierde ſo lange erwartet hatte, und der Warſchau dieſen Winter ſo
lebhaft und um 10000 Menſchen volkreicher macht. Der ordentliche Reichs⸗
tag / der zweymal in dieſer Reſidenz nach einander gehalten wird, wurde
eroͤfnet. Die ganze ſtaͤndiſche Verſammlung begab ſich, wie gewoͤhnlich,
mit dem Koͤnige, nach der Johanniskirche, zur Anhoͤrung einer Meſſe und
Predigt. Die Tandboten begaben ſich darauf in ihre Stube, und nach ge⸗
woͤhnlicher Unterſuchung uͤber die Legalitaͤt der Mitglieder, ſchritt man zu
der Wahl eines Landboten⸗Marſchalls, oder Sprechers, wozu einſtimmig
der Kronreferendarius, Graf Malachowski, ein Bruder des Großkanzlers,
ernannt wurde. Er legte ſeinen Eid ab, und erwaͤhlte darauf den Cabi⸗
netsſeeretair, Herrn Luſiczewski, zum Reichstagsſecretair, Am 7ten
October wurde darauf dem Senatoren⸗Saal die Marſchalls⸗Wahl bekannt
gemacht, und es erfolgte die Vereinigung beyder Haͤuſer, wo die Senato⸗
ren ſich wie gebraͤuchlich um den Thron mir bedeckten Haͤuptern, und die
Landboten mit unbedecktem Haupte ſetzten. Die pacta conventa oder die
Wahlcapitulation wurde verleſen, und keiner fand uͤber die Werletzung der⸗
ſelben etwas zu ſagen. Darauf hielt der Koͤnig eine Rede, worin er die La⸗
ge des Vaterlandes ſchilderte, und zu einer Confoͤderation, einer gemein⸗
ſchaftlichen Verbindung, worin die Mehrheit der Stimmen entſcheidet, die
verſammelten Staͤnde einlnd. Die deßfallſige Acte wurde verleſen, allge⸗
mein angenommen und unterſchrieben. Sie enthaͤlt / daß die Truppen ver⸗
mehrt / die Regierungs⸗Form behauptet, und Privarangelegenheiten von
der Berathſchlagung des Reichstags ausgeſchloſſen ſeyn ſollen. Es wur⸗
den alsdenn der Landbotenmarſchall Malachowski zum Kron⸗Confoͤdera⸗
tions⸗Marſchall, und für Litthauen der Fuͤrſt Sapieha, Generalfeldzeug⸗
meiſter und Landbote von Brzese zum Confoͤderations⸗Marſchall, und Here
Ancuta zum Confoͤderations⸗Secretair ernannt, nachdem ſie eidlich ge⸗
ſchworen, nichts von den Verhandlungen bekannt zu machen / und mit kei⸗
nem fremden Miniſter ſich in Conventionen einzulaſſen. Dieſe wichtige
Sitzung dauerte bis Abends ıx Uhr. In der dritten Seßion am dten
N 3 ( Oct.
Die Leibwache des Koͤnigs, die er in eignen Sold hat, beſteht meiſt aus
Uhlanen, oder leichter Reuterey, die groͤſtentheils Tatarn von ſchweizeri⸗
ſcher Treue ſind. Auſſer Kaminieck iſt das Land ohne Graͤnifeſtungen und
auf der Rußiſchen und Preußiſchen Seite ganz offen. Jeder Edelmann
fan uͤbrigens nach der Lehusverfaſſung, ſo viel Mannſchaft halten, als er
will. Acht bis zehn Monaten waͤren allein im Stande eine Armee von
50,000 Mann auf die Beine zu bringen. *
Am 6ten October nahm der wichtige Zeitpunct ſeinen Anfang, den man
mit Begierde ſo lange erwartet hatte, und der Warſchau dieſen Winter ſo
lebhaft und um 10000 Menſchen volkreicher macht. Der ordentliche Reichs⸗
tag / der zweymal in dieſer Reſidenz nach einander gehalten wird, wurde
eroͤfnet. Die ganze ſtaͤndiſche Verſammlung begab ſich, wie gewoͤhnlich,
mit dem Koͤnige, nach der Johanniskirche, zur Anhoͤrung einer Meſſe und
Predigt. Die Tandboten begaben ſich darauf in ihre Stube, und nach ge⸗
woͤhnlicher Unterſuchung uͤber die Legalitaͤt der Mitglieder, ſchritt man zu
der Wahl eines Landboten⸗Marſchalls, oder Sprechers, wozu einſtimmig
der Kronreferendarius, Graf Malachowski, ein Bruder des Großkanzlers,
ernannt wurde. Er legte ſeinen Eid ab, und erwaͤhlte darauf den Cabi⸗
netsſeeretair, Herrn Luſiczewski, zum Reichstagsſecretair, Am 7ten
October wurde darauf dem Senatoren⸗Saal die Marſchalls⸗Wahl bekannt
gemacht, und es erfolgte die Vereinigung beyder Haͤuſer, wo die Senato⸗
ren ſich wie gebraͤuchlich um den Thron mir bedeckten Haͤuptern, und die
Landboten mit unbedecktem Haupte ſetzten. Die pacta conventa oder die
Wahlcapitulation wurde verleſen, und keiner fand uͤber die Werletzung der⸗
ſelben etwas zu ſagen. Darauf hielt der Koͤnig eine Rede, worin er die La⸗
ge des Vaterlandes ſchilderte, und zu einer Confoͤderation, einer gemein⸗
ſchaftlichen Verbindung, worin die Mehrheit der Stimmen entſcheidet, die
verſammelten Staͤnde einlnd. Die deßfallſige Acte wurde verleſen, allge⸗
mein angenommen und unterſchrieben. Sie enthaͤlt / daß die Truppen ver⸗
mehrt / die Regierungs⸗Form behauptet, und Privarangelegenheiten von
der Berathſchlagung des Reichstags ausgeſchloſſen ſeyn ſollen. Es wur⸗
den alsdenn der Landbotenmarſchall Malachowski zum Kron⸗Confoͤdera⸗
tions⸗Marſchall, und für Litthauen der Fuͤrſt Sapieha, Generalfeldzeug⸗
meiſter und Landbote von Brzese zum Confoͤderations⸗Marſchall, und Here
Ancuta zum Confoͤderations⸗Secretair ernannt, nachdem ſie eidlich ge⸗
ſchworen, nichts von den Verhandlungen bekannt zu machen / und mit kei⸗
nem fremden Miniſter ſich in Conventionen einzulaſſen. Dieſe wichtige
Sitzung dauerte bis Abends ıx Uhr. In der dritten Seßion am dten
N 3 ( Oct.