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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1788-1794

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https://doi.org/10.11588/diglit.48270#0205

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— 99 —

ſen mebr fuͤr Zoſcana ausfertigen. Den daſigen Praͤlaten aber wird dieſs
Geſchaͤft felbſt uͤbtrtragen werden. Der Biſchof von Piſtoja ſoll auf Er⸗
mahnung des heiligen Stuhls ſeine Irthuͤmer und Ketzereyen wiberkufen.
Als ein weyter Luther weigert er ſich aber deſſen und haͤlt ſie nicht dafuͤr.
Die Acten der Piſtojiſchen Synode werden von mehrern Mitgliedern det
roͤmiſchen Unterſuchungs⸗Congregation ſelbſt nicht verdammlich gefunden.
Dazu machen die Nuntiatue⸗Angelegenheiten in Teutſchland, wegen wel⸗
cher der Cardinal Herzan mehrere Vorſtellungen gemacht hat, dem Pabſte
Unannebmlichkeiten. Bey dieſen auswaͤrtigen Streitigkeiten und Misver⸗
gnuͤgungen haben ſich neuerdings die Beſchwerden und Klaͤgen dır Einwoh⸗
ner des Kirchenſtaats ſehr gehaͤuft. Die Urſache derſelben ſind die ſtarken
Auflagen und druͤckenden Finanz⸗Reglements, die beſonders unter jetzigen
Schatzmeiſter Monſignor Ruffo erlaſſen worden. Die eigennuͤtzigen Bedtuͤ⸗
ckungen der Adminiſtratoren und Einnehmer vergroͤßern noch beſonders die
Laſt. Nach der Angabe eines engliſchen Rriſenden in dem Buche/ das im
vorigen Jahre zu London unter dem Titel: The temporal Gouvernement
of the Pope's State erſchienen iſt, belaufen ſich die reinen Einkuͤnfte der
apoſtoliſchen Kammer auf 744,186 Pf. Sterl. oder auf etwa 3 Millionen
200000 Rom. Scudi. Mehr als zwey Drittheile der ganzen Einnahme
bleiben in den Haͤnden der Paͤchter und Heber.

Der Pabſt hat auch dieſes Jahr ſeine bisber gewoͤhnliche und nun letzte
Beſichtigungs Reiſe nach den Pontiniſchen Suͤmpfen gemacht. Er tratt ſie
am zoſten April unter Begleitung des Schatzmeiſters Ruffo und des Almoſe⸗
niers Bandi an, und kam am Taten May wieder in Rom zuruͤck. Der we⸗
nig gluͤckliche Forrgang der Urbarmachung hatte ihm aber ſo mißfallen, daß
er endlich den Entſchluß faßte, dies Austrocknungs⸗Werk, wobeh ſchon
Roͤmiſche Kayſer Muͤhe und Aufwand vergebens derſchwendeten aufgzuge⸗
ben, und das wenige in 12 Jehren ausgetrocknete Land nun allein cultviren
und unterbalten zu laſſen. Durch dieſe weiſe Reſignation iſt dieſe Reiſe die
nuͤtzlichſte geworden, die Pius vielleicht je unternommen hat.

Der verebrte Beberrſcher des Toſcaniſchen Staats, deſſen Geſundheit
bisber etwas wankend geweſen, faͤhrt noch immer fort an dem Reformations⸗
Syſteme des Landes und ſeiner Einrichtunzen thaͤtig zu erbeiten. So wie in
den mehrſten italiaͤniſchen Staaten, waren auch in Toſcana aus den Zeiten
der Feudal⸗Verfeſſung her, die Majorate und Familien Fideicommiſſ: ſehe
gewoͤhnlich. Die vielfache Schaͤdlichkeit derſelben fuͤr alerley Arten von In⸗
dußrie, da Guͤter und Beſitzungen unveraͤuſſerlich und das Eigenchum we—
niger Perſonen waren, die uͤberdem * vielen Proceſſen Anlaß gaben / iſt un⸗

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