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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1788-1794

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https://doi.org/10.11588/diglit.48270#0940

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Zu Grodno wandten indeß der Kaiſerlich Rußiſche und Koͤniglich Preußi⸗
ſche Bevollmaͤchtigte alle Naaßregeln an, um die alte Ordnung in dem noch
uͤbrigen Polen voͤllig herzuſtellen, und die geſchehenen Beſitznehmungen von
der Nation ſelbſt beſtaͤtigen zu laſſen. Gegen mehrere Verfuͤgungen erfolg⸗
ten Proteſtationen. Die Uebeber derſelben aber mußten ihren unzeitigen
Eifer mit der Einziehung ihrer Guͤter huͤßen. Das Land ſollte voͤllig pacifi⸗
cirt werden; gegen jede Arr von Oppoſition wurde daher mit nachdruͤcklicher
Strenge verfahren. N ; *

Die General⸗Confoͤderation, die ſich bisher als die ſouveraine Auto⸗
ritaͤt der Republik gezeigt, und die Eehaltung ihrer Integritaͤt beſchworen
und zugeſichert hatte, befand ſich in einer ſehr übeln Lage. „Wir ſelbſt,
ſagte ein Mitglied derſelben, ſind Schuld an allem , was ges
ſchieht. Mit Achtung ſprach man von den Perſonen, von denen wir
doch auf das uͤberzeugendſte wußten, daß ſie zu der Secte der Jacobiner ge⸗
hoͤrten. Wir kannten ihre Verſammlungs⸗Oerter, ließen uns nicht war⸗
nen, dachten nicht an die Folgen.“ Auf aͤhnliche Art ſprach ein anderes
Mitglied. „Rußland und Preußen haben die Theilung unternemmen, weil
ſie durch die Verbreitung der Jacobiniſchen Lebren auch für ibre Staaten Un⸗
tuhe und Verwirrung befuͤrchteten. Was koͤnnen wir dieſen wichtigen
Gruͤnden entgegen ſetzen? Koͤnnen wir leugnen, daß es in Polen Jacobiner


Dansig, und felbſt ſchon in einem Orte an der Galltziſchen Graͤnze? War
nicht der Secretaie Bonneau der gebeime Jacobiner⸗Agent, welchen der
franzoͤſiſche Geſandte Descorches in Warſchau zuruͤck ließ? Die Theilung
unſers Laͤndes kann eine Woͤhlthat fuͤr uns werden, wenn wir bedenken,
daß wir dadurch aus der ewigen Verwirrung in Rube verſetzt werden.
Indeſſen reiſte der Koͤnig auf anhaltende Vorſtellungen von Rußiſcher
Seite, am aten April von Warſchau nach Grodno ab. Seine Eupfin⸗
dungen deigten ſich in ſeinem Benebmen. Er ſtieg von dem Schloße in den
Wagen, oͤhne mit den vielen verſammelten Hoſperſonen ein Wort zu reden.
Am 16ren iraf er auf dem Schloße zu Bialyſtok ein, wohin auch ſeine Schwe⸗
fier, die verwittwete Graͤfin Braniky, die Ptoprietairin dieſes Orts, ſich
begab. Von Grodno wurde eine feyerliche Deputation der General⸗ Con⸗
foͤderation abgeſchickt, um ihn wegen baldiger Ueberkunft und zur Beywoh⸗
nung ihrer Berathſchlagungen zu erſuchen. Der Koͤnig kam darauf am
22ſten April zu Grodno an / batte ſich aber alle Solennitaͤlen des Empfangs
verbeten. Am 26flen wurde eine Deputation an ihn geſchickt, um ſeine
Beſtimmung zu verſchiednen nothwendig gewordnen Entſchluͤßen und 4
; \ etzung
 
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