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Die Gartenkunst — 4.1902

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Schenkling-Prévòt, ...: Die Coniferen der Mainau, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0064

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DIE GARTENKUNST

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deren Nähe auch eine prächtige Chamaecyparis nutkaensis
»Spach. var. pendula steht, deren auffallend herabhängende
Zweige an unsere Trauerweide erinnern. Die Stammform
Chamaecyparis nutkaensis Spach. ist ein 30 — 40 m hoher
Baum von pyramidalem Wuchs, der im westlichen Nord-
Amerika an der Nutkabucht, auf den Inseln, im Küsten-
gebirge von Hritisch-Kolumbia. im Kaskadengebirge und
auf Sitka wild wachst. 1850 wurde der Baum in Europa
eingeführt und in mehreren Varietäten (darunter var. pendula)
als sehr hartes Ziergehölz kultiviert. Das Holz ist leicht,
dauerhaft und besitzt wie das var. Ch. Lawsoniana einen
angenehmen Geruch. In der Nähe dieser Gruppe steht
eine spanische Edeltanne. Abies Pinsapo, eine dichtbenadelte
Conifere, welche 1837 vom Grafen Boissier entdeckt wurde,
in Granada und auch im Atlasgebirge wild wächst und bei
uns in Anlagen, als eine der schönsten Tannen, auch des-
halb besonders empfehlenswert ist, weil sie spät austreibt
und deshalb Spätfrösten wenig ausgesetzt ist. Daneben
steht ein Prachtexemplar von Thujopsis dolabrata Sieb et
Zucc, der Asunaro- oder Asufi-Baum des Japaners, ein
schöner Lebensbaum, den man selten in den Gärten grols.
d. h. mit entwickeltem Gipfeltrieb findet, wie es hier der
Fall ist. Zehn grofse Araucarien flankieren einen Weg.
Wieser Baum bildet im südlichen Chile ausgedehnte Wälder
und ist wegen seiner mandelgrofsen Samen, die sich auf
alle mögliche Weise zubereiten lassen, der Lieblings-
baum der Auranos-lndianer. Ein Zapfen enthält an 200
Samen, die ausreichen, den Hunger eines Mannes zu stillen;
ein Baum trägt 20—30 Zapfen. Wenn man diesen von
den Araucarien eingefafsten Weg entlang gegangen ist.
stöfst man auf einen Stein-Wegweiser, welcher auf den
„Coniferen-Weg" hinweist, wiewohl man andere Wege
bisher kaum kennen gelernt hat. An diesem Wege findet
man neben Juniperus virginiana L. Picea Schrenkiana P.
et M.. abseits eine ganze Gruppe von Cedrus Deodara Loud.
und Cedrus Libani Barrel., deren Regelmäfsigkeit und Ge-
sundheit Bewunderung erregt. Eine etwas weiter ab-
stehende Mammutfichte Nord-Kaliforniens hat bereits eine
Höhe von 17,45 m und einen Stammumfang von 4'/2 m
erreicht. Die einzelnen Sequoia der Mainau haben zwar
schon Zapfen angesetzt, doch ist der Sann' meistens taub.
Neben einer japanischen Ceder stehen zwei Libocedrus
decurreus Tori-., die in ihrer Heimat. Kalifornien, eine Höhe
von 50 m erreichen, das gewöhnliche Cedemholz (dort-
lands Alerse genannt) liefern, und deren Rinde den Ein-
geborenen zur Herstellung von Kleidern dient. Das in den
Handel kommende Cedemholz ist wohl nur selten das echte,
welches die Atlas-Ceder, eine nordamerikanische Art. liefert;
es stammt vielmehr u. a. von einigen Juniperus-Arten her.
Neben diesen beiden 1865 gepflanzten und jetzt 18 ra hohen
Bäumen erheben sich einige tadellose Araucaria, ferner
schöne Cedrus Deodara. Abies Pinsapo und Picea Morinda
vom Himalaja, Der letztgenannte Baum verdankt seinen
Namen den aus seinen Zweigen und Zapfen austretenden
hellgelben und aromatisch duftenden Harztropfen, von den
Eingebornen Morinda-Nektarthräne genannt. Unfern der
Librocedern steht eine zierliche Chamaecyparis squarrosa
Sieb, et Zucc. var. argentea, welche eine der 1 »eodara-Ceder

ähnliche pyramidenförmige Krone hat. während die Libanon-
Ceder eine schirmförmige Krone entwickelt, hie Stamm-
form. Ch. pisifera, die Sawara der Japaner, erreicht 30 m
Höhe und treibt erbsengrofse Zäpfchen und hat für das
Inselreich eine nicht geringe forstliche Bedeutung. Sehr
zierlich ist die. hier allerdings nicht vorkommende, künst-
lich fixierte Jugendform Ch. squarrosa S. et Z. mit linealen,
oberseits blaugriinen, unterseits silberweifsen Blättern.
Etwas abseits steht in Gesellschaft von spanischen Edel-
tannen eine gegen Kälte höchst empfindliche Tanne von
Afghanistan. Abies Webbiana Ldl. var. Pindrow. An einer
mächtigen japanischen Kopfeibe (Cephalotaxus Portunei
Hook.) vorübergehend, findet man an einem weiteren Wege
eine blaubereifte kalifornische Weifstanne, Abies concolor
Ldl. et Gord. var. violacea, hinter welcher einige unserer
heimischen Weifstannen mit. herabhängenden Zweigen in
Form von Trauerbäumen stehen. Andere Arten dieser Gruppe
sind die zierliche Picea orientalis Lk. der Levante, auch
Sapindusflchte (nach sapinus = Tanne) genannt, deren Harz
man Sapindttsthränen nennt, welche Ähnlichkeit mit unserer
Hottanne hat. sich aber durch die kleineren, dicht gestellten
Nadeln von dieser unterscheidet. Varietäten unserer Picea
excelsa stehen weiter im Hintergründe und Abies eepha-
lonica, sowie ein schönes Exemplar von Abies concolor
var. lasiocarpa, eine empfindlichere Form von concolor,
sind ihre Gesellschafter. Thuja occidentalis 1.. fafst den
zur Brücke führenden Kufsweg ein, und an Cedern, Cryp-
tomeria und anderen bereits genannten Coniferen, wie u. a.
der Abies Pinsapo, Picea obovata Ledeb., der langsam
wachsenden Altai-Fichte vorüber, gelangt man zu dem von
echten Kastanien eingefafsten Vogelherd. Ein anderer
Weg führt an einer Rottannen-Gruppe vorüber, an diesem
fallen durch ihre Gröfse und Schönheit Abies concolor Ldl.
et Gord. var. lasiocarpa. Picea Morinda Lk., dann die herr-
liche nordkalifornische Weifstanne Abies nobilis Ldl. var.
glauca und die stachelige Tigerschwanzfichte der Japaner
Picea polita Carr., ein wenig verbreiteter, in dieser Gröfse
und Vollkommenheit seltener Baum, ferner die ostindische
Thränenkiefer Pinns excelsa, welche auf den südlichen Ab-
hängen Nepals wälderbildend auftritt, dem Promenierender!
auf. Die Nadeln von Pinns excelsa sind zum Unterschied
von denen der ihr ähnlichen Pinns Strohns I.. Nord-Amerikas
länger, satter blau gefärbt und mehr herabhängend, auch
ist excelsa gegen Kälte weniger widerstandsfähig als
Strohns. Die auf der Mainau stehenden ostindischen Fremd-
linge bilden reichlich Zapfen und keimfähigen Samen.
Nicht weit von dieser Partie, aber auf der Höhe, steht eine
nordamerikanische Schwarzfichte. Picea nigra, die den
Amerikanern Bauholz liefert und deren Sprossen dortlands
auch als Zusatz zum Bier dienen, und eine ansehnliche
Abies Webbiana Ldl. vom Himalaja, deren lange Nadeln
unterseits Silberweifs bereift sind.

Zu dieserConiferenpracht kommen Akazien undPlatanen,
welche die Fufswege beschatten und eine Maulbeerbaum-
allee, die am Weinberge entlang führt. In dem sumpfigen
Grasboden steht hier und da eine nordamerikanische Sumpf-
c\presse. Taxodium distichum Rieh., die durch das Abfallen
der ganzen beblätterten Zweige im Herbst und durch die
 
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