Die Gartenkunst — 4.1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0071
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Zimmermann, Wilhelm: Die königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgeschichtlicher und kritischer Beleuchtung, [4]
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62 DIE GARTENKUNST
Chinesischer Turm im Englischen Garten bei München. Nach einem Kupferstich.
seines redlichen Bemühens und um die Freude an weiteren
Erfolgen brachte.
König Ludwig I. ehrte seine Verdienste um den Garten
durch das ihm 1838 errichtete Denkmal am Kleinhesse-
loher See.
Wie wir schon bei Besprechung Nymphenburgs
erfahren haben, trat der rheinpfälzische Gartendirektor
Fr. Ludwig Sckell aus Schwetzingen im März 1804 hier
in Funktion und zwar als Gartenintendant mit ganz anderer
Machtvollkommenheit als Werneck, der mit seinen sauer
dem Garten abgerungenen Einnahmen dennoch verhältnis-
mäfsig viel zu schaffen imstande gewesen war.
Instruktiv sind zwei Pläne, die Sckell hinterlassen,
deren einer die Situation des Gartens bei seinem Dienst-
antritt, der andere seine geplante Weiterführung klarlegt
(s. d. Pläne S. 64/65 und S. 70/71).
Wir sehen darin, dafs er die Bepflanzung der Auen
mit dem Blicke des Garten- und Naturkundigen durch-
bildete. Wie musterhaft diese Hain- und Waldpflanzungen
und besonders deren Lisieren im Detail durchdacht und
von feiner Beobachtungsgabe zeugend durchgeführt wurden,
ist heute noch an denjenigen Stellen erkennbar, an denen
dauerndes Unterlassen jedes Holzhiebes (oder wenigstens
jedes fachmännisch geleiteten) den Gesamteindruck des
Kunstwerkes trotzdem nicht wesentlich geschädigt hat,
Die uns noch erhaltenen Reste, welche Sckells Pflanz-
methode zeigen, umranden heute noch die grösseren und
kleineren Wiesen, während alle Feinheiten der dichter be-
standenen Partien in einem aufgeschossenen und sich
selbst überlassenen Stangenholz schon lange untergegangen
sind.*)
Hallier sagt in seinen „Grundzügen der landschaft-
lichen Gartonkunst": Es erhellt hieraus wiederum,
wie wichtig die Anwendung der Axt für die Unterhaltung
der Anlagen im allgemeinen und für die Ausbildung der
Bäume und Baumgruppen im besonderen ist. Niemand
kann eine Anlage so pflanzen, dafs sie dasselbe Bild, wenn
gleich in verändertem Mafsstabe bei ihrem Entstehen und
nachdem sich die Bäume ausgebildet haben, bieten soll.
Die Axt ist und bleibt nun einmal im Landschaftsgarten
das Werkzeug des Unterhaltens und Erhaltens, welches
leider noch viel zu wenig angewendet wird."
Dieses Urteil schliefst nicht aus, dafs im Laufe der
*) Zimmermanns ziemlich scharfe Äufserung über den Holz-
hieb im Englischen Garten mufs hier so aufgefal'st werden,
dafs in früheren Jahren ohne jedwedes gärtnerisches Ver-
ständnis in diesem Garten der Holzhieb durchgeführt wurde;
erst in letzter Zeit wird auch hierin mit mehr Sorgfalt ge-
arbeitet und das planlose Ausholzen mehr auf ein Auslichten
beschränkt. Die Herausgeber.
Chinesischer Turm im Englischen Garten bei München. Nach einem Kupferstich.
seines redlichen Bemühens und um die Freude an weiteren
Erfolgen brachte.
König Ludwig I. ehrte seine Verdienste um den Garten
durch das ihm 1838 errichtete Denkmal am Kleinhesse-
loher See.
Wie wir schon bei Besprechung Nymphenburgs
erfahren haben, trat der rheinpfälzische Gartendirektor
Fr. Ludwig Sckell aus Schwetzingen im März 1804 hier
in Funktion und zwar als Gartenintendant mit ganz anderer
Machtvollkommenheit als Werneck, der mit seinen sauer
dem Garten abgerungenen Einnahmen dennoch verhältnis-
mäfsig viel zu schaffen imstande gewesen war.
Instruktiv sind zwei Pläne, die Sckell hinterlassen,
deren einer die Situation des Gartens bei seinem Dienst-
antritt, der andere seine geplante Weiterführung klarlegt
(s. d. Pläne S. 64/65 und S. 70/71).
Wir sehen darin, dafs er die Bepflanzung der Auen
mit dem Blicke des Garten- und Naturkundigen durch-
bildete. Wie musterhaft diese Hain- und Waldpflanzungen
und besonders deren Lisieren im Detail durchdacht und
von feiner Beobachtungsgabe zeugend durchgeführt wurden,
ist heute noch an denjenigen Stellen erkennbar, an denen
dauerndes Unterlassen jedes Holzhiebes (oder wenigstens
jedes fachmännisch geleiteten) den Gesamteindruck des
Kunstwerkes trotzdem nicht wesentlich geschädigt hat,
Die uns noch erhaltenen Reste, welche Sckells Pflanz-
methode zeigen, umranden heute noch die grösseren und
kleineren Wiesen, während alle Feinheiten der dichter be-
standenen Partien in einem aufgeschossenen und sich
selbst überlassenen Stangenholz schon lange untergegangen
sind.*)
Hallier sagt in seinen „Grundzügen der landschaft-
lichen Gartonkunst": Es erhellt hieraus wiederum,
wie wichtig die Anwendung der Axt für die Unterhaltung
der Anlagen im allgemeinen und für die Ausbildung der
Bäume und Baumgruppen im besonderen ist. Niemand
kann eine Anlage so pflanzen, dafs sie dasselbe Bild, wenn
gleich in verändertem Mafsstabe bei ihrem Entstehen und
nachdem sich die Bäume ausgebildet haben, bieten soll.
Die Axt ist und bleibt nun einmal im Landschaftsgarten
das Werkzeug des Unterhaltens und Erhaltens, welches
leider noch viel zu wenig angewendet wird."
Dieses Urteil schliefst nicht aus, dafs im Laufe der
*) Zimmermanns ziemlich scharfe Äufserung über den Holz-
hieb im Englischen Garten mufs hier so aufgefal'st werden,
dafs in früheren Jahren ohne jedwedes gärtnerisches Ver-
ständnis in diesem Garten der Holzhieb durchgeführt wurde;
erst in letzter Zeit wird auch hierin mit mehr Sorgfalt ge-
arbeitet und das planlose Ausholzen mehr auf ein Auslichten
beschränkt. Die Herausgeber.