Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 4.1902

DOI article:
Vereinsberichte
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0158

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
162 DIE GARTENKUNST IV, 8

Thätigkeit — Ausführung der Arbeiten — hat jedoch zu unter-
bleiben.

Zum Antrag Linne, betreffend eine event. Nachfeier der
Breslauer Hauptversammlung in Erfurt, beschliel'st die Ver-
sammlung am 2. Ausstellungstag — Sonntag den 7. September
— eine gemeinschaftlich gesellige Zusammenkunft abzuhalten,
zu welcher die Gruppe Sachsen-Thüringen die Einladungen
ergehen läfst. Offizielle Verhandlungen finden nicht statt.

Herr Schoch bespricht die Stellung der Gruppen zum
Hauptverein und hält es noch nicht an der Zeit, Änderungen
im jetzigen Verhältnisse eintreten zu lassen. Die Versammlung
schliefst sich dieser Ansicht an.

Der Vorsitzende Der Schriftführer

G. Schoch. i. V. Zahn.

Vereinsangelegcnheiten.

Die am 6. Februar d. J. an das preufsische Saus der Ab-
geordneten gerichtete Bittschrift, „die Gärtnerlehranstalt zu
Wildpark bei der bevorstehenden Verlegung nach Haldem in
eine Hochschule für Gartenkunst umzugestalten", ist, wie uns
unterm 10. Juli offiziell mitgeteilt wurde, mit Rücksicht auf
die Erklärung des Regierungsvertreters abgelehnt worden.

In der Unterrichtskommission, welcher die Angelegenheit
übergeben worden war, hatte der Regierungsvertreter auf die
seitens des landwirtschaftlichen Ministeriums im Jahre 1898
einberufene Versammlung von Vertretern des gärtnerischen
Berufes, welche die Organisation der Lehranstalten erörtern
sollten, Bezug genommen.

Da diese Versammlung sich nun, wie der Regierungsver-
treter angab, gegen eine Umwandlung in eine Hochschule aus-
gesprochen habe, verhalte sich auch die Regierung unserem
Antrage gegenüber ablehnend. Bei der Erörterung in der
Kommission wurde der Standpunkt eingenommen, dafs es sich
vor allem empfehle, den jungen Leuten eine praktische Aus-
bildung zu teil werden zu lassen und dafs in Dahlem den
Schülern Gelegenheit gegeben werde, durch den Besuch der
technischen Hochschule, der landwirtschaftlichen Hochschule
und der Universität eine erweiterte Bildung zu gewinnen, so-
wie auch durch Anstellung besonderer Lehrer der Ausbildung
in künstlerischer Beziehung im weitesten Sinne entsprochen
werden könne.

Ist nun einerseits durch die gegebene Erklärung von neuem
festgestellt, dafs an zuständiger Stelle immer noch die Begriffe
„Gartenkunst" und „Gartenbau" als gleichartig angesehen
werden, so mufs es doch als ein, wenn auch nur geringer
Fortschritt anerkannt werden, dafs man in der Unterrichts-
kommission wenigstens der Überzeugung sich nicht verschlofs,
dafs der gartenkünstlerische Beruf eine künstlerische Vor- bezw.
Ausbildung erheische.

Immerhin bleibt zu bedauern, dafs man an zuständiger
Stelle, trotz unserer eingehenden Begründung der Notwendig-
keit einer höheren Vorbildung des Gartenkünstlers, die Be-
schlüsse jener Versammlung nach wie vor als malsgebend an-
nimmt, zu der nur 5 Gartenkünstler gegenüber 11 Vertretern
des Gartenbaues hinzugezogen waren, die natürlich mit Rück-
sicht auf die überlegene Zahl von Gegnern der Hochschule,
mit ihren Ansichten nicht erfolgreich durchdringen konnten.

Der Vorstand wird jedoch trotz der Ablehnung der Bitt-
schrift bemüht sein, dieser Angelegenheit noch fernerhin seine
Aufmerksamkeit zu widmen und keine Schritte unterlassen,
die geeignet sein möchten, dem erstrebenswerten Ziele immer
näher zu führen.

Der kräftigsten Unterstützung durch die verehrlichen Mit-
glieder glaubt der Vorstand sich umsomehr versichert halten

zu dürfen, als dieselben — nur wenige Ausnahmen sind zu
verzeichnen — mit erfreulicher Einmütigkeit durch Hergabe
ihrer Unterschrift zu jener Bittschrift selbst zu erkennen ge-
geben haben, dafs die Notwendigkeit einer höheren Vorbildung
des Gartenkünstlers, mehr als solche bisher geboten worden,
nicht zu leugnen ist und unentwegt zum Ausdruck gebracht
werden mufs.

Mit der heutigen Nummer erhalten die Vereinsmitglieder
die Vorlage der Gebührenordnung zugestellt, welche der
Vorstand der diesjährigen Hauptversammlung zur Annahme
unterbreiten wird. Indem wir gleichzeitig den von Herrn
Hömann-Düsseldorf aufgestellten Entwurf zur Kenntnis der
Mitglieder bringen, bemerken wir, dafs der Vorstand nach wie
vor auf dem grundlegenden Standpunkt der alten Gebühren-
ordnung verharrt. Demnach soll die Gebührenordnung, ledig-
lich vom gartenkünstlerischen Standpunkt aus betrachtet, nur
eine Grundlage für die Honorarforderungen sein und bei
Streitigkeiten — insbesondere wenn diese vor Gericht aus-
getragen werden — eine feste Handhabe bieten. Die Gebühren-
ordnung kann nimmermehr — nach Ansicht einzelner — dazu
dienen, bei jeder Arbeit schon vor der Auftragserteilung am
Auftraggeber eingehändigt zu werden, ebensowenig wie den
Mitgliedern eine Verpflichtung auferlegt werden kann, die an-
geführten Honorarsätze unter allen Umständen zu fordern. Es
mufs vielmehr einem jeden überlassen bleiben, je nach den
obwaltenden Verhältnissen, ein höheres oder niedrigeres Honorar
fordern zu können.

Die Beratungen der für die Feststellung der Gebühren-
ordnung gewählten Kommission sind ohne Ergebnis verlaufen,
und hat der Vorstand hieraus Veranlassung genommen, die
der vorjährigen Hauptversammlung vorgelegte Aufstellung
der Gebührensätze unter thunlichster Berücksichtigung aller
geltend gemachten Wünsche einer nochmaligen eingehenden
Durchsicht zu unterziehen, um sie nunmehr der Hauptver-
sammlung zur endgültigen Genehmigung vorzulegen.

Der Vorstand.

Eine Besichtigung der öffentlichen Schmaekplätfe in Schöneberg
und Charlottenburg seitens des Vereins deutscher (iaitenkiinstler.
Von Paul Klawun, Landschaftsgärtner — Gr.-Lichterfelde
bei Berlin.

Als die Stadt, Berlin im Laufe des letzten Jahrzehnts auf
ihren öffentlichen Plätzen, namentlich dem Dönhoff-, Alexander-
und ganz besonders dem geradezu einzig schönen Lützowplatz
so wundervolle gartenkünstlerische Schöpfungen erstehen sah,
da wurde es mit einem Schlage allen klar, welche Bedeutung
der wirklich vornehm und künstlerisch geleiteten Gartenkunst
für die geschmackvolle Ausgestaltung des Stadtbildes beizu-
messen sei. Recht eigentlich mutete dies in einer Stadt, wie
Berlin, in Erscheinung treten, wo die Architektur keine Vor-
schriften bezüglich * symmetrischer Anordnung und Ausge-
staltung der einen öffentlichen Platz umgrenzenden Bauwerke
vorfand, wie etwa in Paris, wo der so grofsartig entwickelte
Sinn für Symmetrie und Achsenbildung auf der place de la Con-
corde, dem Opernplatz, Vendömeplatz die wundervolle Har-
monie in den Architekturgebilden geschaffen hat, so dats
man selbst als Gartenkünstler den Mangel gärtnerischer Deko-
rationen auf diesen Plätzen kaum empfindet Während also
die Architektur auf den Berliner Plätzen in dieser Hinsicht
selbst auf einem so hervorragend monumentalen Platze, wie
dem Pariserplatz, völlig versagte und unbekümmert um ge-
schriebene oder selbstverständliche Gesetze über Symmetrie
und Harmonie sich in den wildesten und heterogensten Stil-
 
Annotationen