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Die Gartenkunst — 4.1902

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Encke, Fritz: Betrachtungen über den gärtnerischen Fortbildungsunterricht, [1]
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22266#0175

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IV, 9 DIE G AKTEN KUNST 169

Schon aus der blofsen Aufzählung der zu behandeln-
den Einzelheiten in den verschiedenen Gebieten ist un-
schwer zu erkennen, wie leicht die Vorführungen der
einzelnen l'isziplinen zu einander in Beziehung gebracht
werden können. Z. B. ein freihändig gezeichnetes, stili-
siertes Blatt wird als Blumenbeetgrundrifs benutzt. In der
Peldmefsstunde werden die Konstruktionslinien eingezeichnet
und die Mafse derselben eingeschrieben. Im Gartenkunst-
unterricht wird die Bepflanzung zusammengestellt und er-
mittelt, welche Anzahl von Pflanzen erforderlich ist.

(Schluß) folgt.)

Kleine Mitteilungen.

Zu Dar-es-Salaam in Deutsch-Ostafrika ist ein Versuchs-
garten angelegt von solchen Baumarten, deren Kultivierung
als Schattenbäume oder Fruchtpflanzen im dortigen Küsten-
gebiet wünschenswert erscheint. Uber die nach dieser Rich-
tung bis jetzt gemachten Erfahrungen haben Dr. Stuhlmann
und I'. Weise nunmehr einen Bericht veröffentlicht. Wir
entnehmen demselben nach der „Köln. Ztg." folgendes:

In klimatischer Beziehung ist zu bemerken, dafs an der
Küste von Deutsch-Ostafrika während der Herrschaft des Süd-
west monsutus vom Mai bis November die kühlere Jahreszeit
ist, während in die übrigen Monate unter dem Vorwalten des
Nordost-Monsums die heifse Zeit fällt. Die Hauptregenzeit
bilden für den nördlichen Teil bis Dar-es-Salaam die Monate
April und Mai. der November bringt die kleine Regenzeit, aber
auch die übrigen Monate sind nicht völlig regenlos. Von den
im Bericht erwähnten kultivierten Schattenbäumen sei hier der
Affenbrotbaum Adansonia digitata) hervorgehoben. Erwächst
rascher als man gewöhnlich annimmt. Anfang August fallen
in Dar-es-Salaam seine Blätter, Ende November erscheinen
neue Blätter und mit ihnen die prächtigen weifsen Blüten.
Als sehr schnell wachsender Schattenbaum erweist sich
Albizzia Lebbek; siebenjährige Exemplare sind 5—7 m hoch,
junge Bäume tragen das ganze Jahr hindurch Laub, die älteren
werfen es im August und September ab. Der Baum blüht
dreimal im Jahr, ist sehr anspruchslos und kann selbst in
grofsen Exemplaren verpflanzt werden. Der sogenannte Regen-
bauni Centraiamerikas (Tuga Saman) erwies sich wohl als der
beste Alleebaum, der in Deutsch-Ostafrika zu ziehen ist. Er
stellt die geringsten Anforderungen an den Boden, pafst sich
feuchtem wie trockenem Klima gut an, wächst sehr rasch und
entwickelt eine breite, schattige Krone. Ein von den Masca-
renen oder Madagaskar stammender Baum (Poinciana regia)
wächst auch sehr schnell, wirft im September und Oktober
sein Laub ab, prangt aber bald in frischem («rün und entwickelt
im Dezember und Januar massenhaft schöne feuerrote Blüten.
Von fruchtpflanzen, deren der Bericht gedenkt, mögen hier
die Citrus-Arten erwähnt werden, die nach der Regenzeit
blühen. Im allgemeinen ist dort für die Orangenfrüchte die
beste Zeit von April bis September. Die Orangen haben hei
grofsem Saftgehalt ein vorzügliches Aroma. Der Mangobaum
(Mangifera indica) zeigt stets belaubte Krone und reift seine
Früchte nach der Regenzeit (November bis März), seltener tritt
eine zweite Blüte und Fruchtreife, letztere im Juni und Juli,
ein. Die Tamarinde (Tamarindus indica) blüht im Dezember
und Januar und. trägt Früchte im August und Oktober, dann
treibt sie von neuem. Es ist ein schöner, stets belaubter Baum,
allein nach den Erfahrungen in Dar-es-Salaam läfst er sich
schwer verpflanzen und leidet unter einer Art von Meltau.

I ber die in letzter Zeit in Leipzig ausgeführten Park-
und Gartenanlagen läfst sich das „Leipz. Tgbl." folgender-
maßen aus:

Mit den Park- und Gartenanlagen, die sich Leipzig zur
schmuckvollen Umrahmung seines Stadtbildes im Laufe der
Zeiten geschaffen hat, sind in den verflossenen Monaten
mannigfache Veränderungen und Umgestaltungen vorgenommen
worden. Namentlich verknüpfte sich mit der Thätigkeit des
neuernannten (Wirtendirektors, Herrn Hampel, eine Reihe
bemerkenswert er Neuerungen, deren Zweck darauf schliefsen
läfst, dals nicht der landschaftliche Charakter allein unsere
Promenaden beherrsche, sondern dafs auch das schmückende,
bunte Element in sie hineingetragen werden soll. In diesem
Sinne wird zunächst die mit grofsem Geschick und mit vollen-
detem Effekt durchgeführte gartenkünstlerische Umgestaltung
unserer Promenadenpartie vom Augustusplatz bis zum ehe-
maligen Petersthore aufzufassen sein.

Ein überaus anziehender Blick eröffnet sich dem Auge
gegenwärtig vom westlichen Teile der Anlagen, etwa von der
Stelle aus, wo sich das Gebäude der Deutschen Hank erlieht
Das früher zu beiden Seiten der Rasenbahnen vorgezogene
Gehölz, das die Aussicht auf das Koch-Denkmal teils ver-
deckte, teils verhinderte, ist derart zurückgesetzt worden,
dafs diese sogenannte neue Anlage nunmehr in einheitlicher
und harmonischer Gestalt und in freier klarer Übersichtlich-
keit erscheint. Parallel zu der die Anlage vom Neumarkt bis
zur Promenade durchquerenden Strafse geordnet zieht, sich
eine freundlich-bunte Blumenzeichnung hin. Ihr mittlerer
Teil, als Arabeske durch eine geradlinige Figur mit den seit-
lichen Rundteilen . verbunden, ist mit der prächtigen Fuchsie
„Schneewittchen" besetzt, während davorPelargonium „Königin
Olga" erscheint, umsäumt von Tagetes und herausgehoben
durch schöne Chamaerops, jene im südlichen Europa ge-
deihende Palmen. Die rechts und links der ganzen Figur an-
geordneten Beete tragen Dracaena und Pelargonium „Jacoby".
Ein weifses Hand vereinigt diese mit der Mittelfigur, die, mit
blühenden Lobelien und Begonien gefüllt, in ihrem niedrigen
Wuchs sich nur wenig über den Rasen erhebt, wodurch Wieder
der mittlere und die beiden seitlichen Teile kräftiger heraus
treten.

Der Hügel nach dem Koch-Denkmal hinaufist von Blumen
völlig frei gehalten; in seinem frischen saftigen Grün läfst er
die weilsleuchtende Marmorbüste des langjährigen eisten
Bürgermeisters Leipzigs, Dr. Koch, sich wirkungsvoll von
ihrer landschaftlichen Umgebung ablieben. Ein Schmuckstück
gärtnerischer Kunst fügt sich am breiten Wege hinter dem
Koch-Denkmal in Form eines weiten smaragdgrünnen Rasen-
teppichs ein, dessen weite Fläche einige niedrige mit schön
blühenden Knollenbegonien besetzte Beete in runder Anord-
nung aufgenommen hat. Um die ganze Figur in ihrer Aus-
dehnung breiter und tiefer erscheinen zu lassen, hat die
Pflanzung zu beiden Seiten eine parallele Richtung empfangen:
kräftige Einschnitte in Buschwerk und Gehölz erhöhen hier
die malerische Wirkung des Ganzen.

Dem ziemlich versteckten Schumann-Denkmal ist
durch neue Anpflanzungen ein passender Hintergrund und
seiner Umgebung selbst durch Einsetzen lieblicher Campanula
pyramidalis und anderer Blumenpf'lanzen ein freundlicher,
heiterer Ausdruck verliehen worden.

Eine umgreifende Veränderung durch gärtnerische Hand
läfst die Gestaltung der Anlagen hinter dem Museum er-
kennen. An Stelle der früheren Kiesfläche rückte eine schmuck-
volle Rasenfläche näher an den Bau und schuf somit einen
engeren Anschlufs desselben an die sich davor ausdehnenden
 
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