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Heidelberger Zeitung — 1861(Juli bis Dezember)

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September
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221.


F-reitag, 2V September

ÄnsertiouSgebühreu für die 3spaltige Petit-
zeile werden mit 2 kr., bezw. 3 kr. berechllet.

L8«1

Deutschland

Karlsruhe. 17. Sept. DaS heute erschienene großh.
Regierungsblalt Nr. 4V enthält ferner (Schluß):

3) Dienstnachrtchten (außer berettS mitgethetlten) (ol-
gende: S. K. H. der Großherzog haben Sich gnädtgft
bewogen gefunden, dem Oberetnnehmer Dorner tn
SinShetm die crledigte Oberetnnehmeret Emmendtngen zu
übertragen; den alterntrenden Dtreetor des LyceumS tn
Hetdelberg, Hoftath Hautz, wegen vorgerückten LebenS-
alters in den Ruhestand zu versetzen; den Professor Or.
Habermehl vom Lyceum in Werthhetm an jenes in
Heidelberg zu versetzen; den LehramtSpraktikanten Robert
Salzer in Hetdelberg zum Lehrer am Lyceum in Wert-
hetm mtt StaatSdienereigenschaft zu ernenneu. 4) Be-
kanntmachung der Mtnisterten. Das Patentgesuch des
ObermaschtnenmetsterS der prcußtschen Ostbahn, Rohrbeck
in Bromberg, und dte Sertenztehung für dte 63. Gewinn-
ztehung des Lotterteanlehens von 14 Milltonen Gulden tn
35-fi.-Loosen vom Jahr 1645 betreffend. 5) TodeSfäüe.
Gestorben sind: dte evangeltschcn Pfarrer Karl Ludwig
Haaß tn Malterdingen, Karl Spangenberg von
Sulzburg, der ehevorige Pfarrer und erzbtschöfltche Dekan
Christoph Vternetsel von Ltmbach, der großh. Ober-
baurath Sauerbeck dahter.

Karlsruhe, 10. Sept. Der Landtaq wird,
wie man hört, in der ersten Hälfte des No-
veinbers cmberufen werdei;. — Die rechte
Seite der Kammer wird bci den Neuwahlen
jedenfalls uicht verstärkt werden, da bei einem
Theile dieser Partei jedenfalls die Ansicht bc-
steht, daß keine Betheilißung an den Wahle»
stattfinden soll. Durch den freiwilligen Aus-
tritt der Herren Junghanns, Burger und
Krauß ist der numerische Bestand der Rechten
herabgesunkcn. (Sch. M.)

Karlsruhe, 17. Sept. Zu den der Re-
fvrm bevürftigen Elnrichtungeii Badens ge-
hört auch die Schule. Nach einer hiesigen
Mittheilung in dem „Pfälz. Schulblatt" soll
cine vollständige Umgestaltung auch bereits
angebahnt sein. J>» Rcffort dcs Ministeriums
Vcs Jnnera soll nach Art der Cultusministe-
rien in größeren Staaten ein besondercs Mi-
nisterjum gebildet werden, zu welchem Män-
ner der PrariS und Wiffenschaft bcigezogen
und mit dcr Leitung des «chulwesens betraut
würdcn. DieLocalschulinspeciion soll, abcr doch
nicht mit Noihwendigkeit, an den Orisgeistli-
chcn übergehen; dagegen würde durch Be-
frciung der Lehrer von kirchlichen Ncbendien-
sten nnd durch Einsetzung von Schullehrern
ais Bezirksschulvisitaiorcn (Districtsjchulin-
spcctoren) das Abhängigkeitsverhäliniß von
der Kirche gelöst, so daß der Lehrer nicht
mehr machtlos von dcr bisherige-i ebenfalls
geistlichcn zweiien Jnstanz, dcm Visitaior, ab-
hängig sei. Der „Allg. deuisch. Lehrerztg."
wird darüber noch geschcieben, daß die ba-
dische Regierung bei der bevorstehenden Ab-
ändcrung des Volksschulgesetzes zunächst ge-

wiffe Grundzüge durch dic Lehrcrkonferenzen
unter Leitiing von Lehrern bcrathen uud sich
ein reiches Material für den Entwurf eines
Schulgesetzcs sammelu laffen will. Der „Zeit"
wird versichert, daß der Plan über Reorga-
nisaiivn der Schulbehörden im Sinne der
Proklamation vom April v. I. schon seit min-
desteys zwei Monaten im ersten Entwnrfe
vollendet ist. Vielleicht, daß die nun erfolgie
Nückkehr des Ministers des Jnnern hier ei-
nen Fvrischriit bringt. Bczeichnend ist, daß
die oberste Schulbehörde zur Zeit unseres
Wiffens nur ein selbstständiges Mitglied hat,
dessen Bernf Leiiung der Schulangelegenhei-
ten ist. Alle übrigen sind zu der Schulzei-
iu«g gleichsam wie zu einem Nebengeschäfte
aus andern Ressorts entliehen.

Karlsruhe, 18. Scpt. Heuic Nachmit-
tag 2 Uhr 17 Min. ist S. K. H. der Groß-
herzog vom Bcsuch der preußischen Kriegs-
übungcn in die Rcsidenz zurüikgckehrt, nach-
dem bereiis gestern I. K. H. die Frau Grvß-
herzvgin und der Erbgroßherzog in bestem
Wohlscin aus Pprmoni dahier eingeiroffen
waren.

Karlsruhe. Das großherzogl. Handels-
ininisterium hat, wie wir sicher vernehmen,
der LandesgewerbcauSsteüung nachiräglich völ-
lige Porto- und Tarfreihcit (Beförderung der
Aussteüungsgegcnständc auf der Eiscnbahn)
bewilligt.

Aus Baden, 15. Sept. Man zweifelt
jetzt lzaran, daß ein neues Vcrwaliüngsge-
setz, welches auf dic Beiheiligung des bürger-
lichen Elements basirt ist, dem nächsten Land-
tag vorgelegt wcrren wird; die Vorarbciicn
hsefür soüen noch nichi vollendct sein. An-
ders verhüli es sich mit dem Polizeistrafge-
setz; dicses ist fcrtig. Wcnn, wie vermuihct
wird, Geh. Hofrath Feldbausch aus dem
Obetstudienrach tritt, so möchie in diesem
Umstand die Andeutung liegen, daß auch in
den Gelehrienschulen eine Neform vor sich
gchen' und ein dahin gehender Gesctzescnt-
wurf abgefaßt wird. Ucber die Vorlagcn
des Justizministeriums vcrlautei, daß diesel-
ben sich auf eine Abändcrung der jetzigen Or-
ganisaiion der ersten und zwciten Jnstanz
nnd auf ein andcres Verfahren, nämlich mit
Oeffcntlichkeit und Mündlichkeit, in den min-
der wichtigen Eriminalsachen erstrecken. Anch
hofft man aügemein, daß ein Znstitut, wel-
ches sich überlebt hat, die Kreisregierungen
aufgehoben, und dic vier Hofgerichte aus 2
beschränkt werden.

Mannheim, 17. Sept. Die Zahl dcr

Thcilnehmcr an der Bersaininlung deutscher
Aerzte und Nalurforscher in Speper ist, wie
uns ein Bctheiligter mitiheilt, gegenüber den
Versammlungcn früherer Jahre groß, ent-
spricht aber dennoch »ichk den gehegten Er-
wartungen. Man glaubte, 5—600 Festgäste
in der alien Kaiserstadt begrüßen zn können,
es stnd jedoch deren kaum die Hälfte anwe-
scnd. Uebri'gens nahmen an der gcstrigen
Versammlung im Wi'tielsbacher Hofe dic mei-
sten Aerzie aus der Umgrgcnd, wie z. B.
von hier, von Heidelberg ic. nicht Aniheil,
sondern begaben sich erst heute dahin, um den
in dcr protestaniischen Kirche um 10 Uhr
heutc früh begonnenenHauptsitzungen beiznwvh-
nen. Die Versammlung tagt dic ganze Woche
über.

Mannheim, 18. Sept. Die Artillcrie,
welche sich zu gemcinschafilichen Uebnngcn auf
cinigc Tagc hier befand, kehrte gestern Vor-
mittag nach Karlsruhe zurück. Am Freitag
wird dns Dragvnerregiment von hier nach
KarlSruhe abgehen, woselbst größere Uebungcn
der Reiterei stattfinden werden.

Zn dem Aemter-Wahlbezirk Säckingen-
Schönau wird statt des seithcrigen Abge-
ordneten Lauber, der Papierfabiikanl Johann
Michael Thoma in Todtnau vorgcschlagen.

(M. A.)

Speyer, 17. Septbr. Unserc Stadt hat
sich zu Ehren der 36. Versammlung dentscher
Raturforscher und Aerzte festlich geschmückt
und namentlich eincn reichen Flaggenschmuck
i« deutschcn und Landcsfarben angele^t. Das
heute früh erschienene Tagblatt weist nach,
daß bis um 6 Uhr gestern Äbends bereits 180
Miiglieder und Theiiiichmer cingezeichnet und-
cinquartirt waren. Dic gestrigen Abendzüge
und die hcuiigen Frühzüge habcn diese Zahl
auf mehr als 300 gebracht. Die erste öffcnt-
liche Sißung findet heuie Vormittag um 10
Uhr stait. Auf der Tagesordnung stehk 1)
Bcgrüßung der Versammlung durch Herrn
Bürgermeister Haid nnd durch den erAen Ge-
schäflsführer, 2) Vorirag von Medicinalrath
Dr. Zos. Heinc: Uebcr die ältesten germani-
schen Volksstämme im Rheinthale; von Ober-
medicinalrath Dr. v. Ringseis: Ucber die
Jnnenscite der Natur oder das dpnamische
Jneinändcr der Natur, nnd von Dr. O. Ule:
Uebcr den Fortgang dcr von Heuglin'schen
Erpedition und den gegenwärtigcn Stand dcr
afrikauischen Forschung. Hcute Miitag um
2 Uhr findet das Festdiner im Wittelsbacher
Hofc statt, an welchcm sich 220 Pcrsonen be-
theiligen werden. (Sp. A.)

Uebrr Töchlrrbildung.

In Nr. 215 d. Bl. wurde d!c Nothwendigkeit
einer grnndlichercn und gcdicgeneren Ausbildung
der Madchen nachgewicsen und gezeigt, welchc Auf-
gabe auch dcm Madchen, als zukünftrgc Mutter und
Erziehcrin, zu Theil wird. Daß dcr Mutter die
erste Erziehung ganz und ausschließlich in die Händc
aelegt tst, (abgeschen von den Müttern, die daS
Kind letdcr gleich nach dcr Geburt einer Amme
einhändigcn und aus deren Händen in die eincr
Bonnc übergeben laffen und sich um die Erziehung
dcSselben nicht mehr kümmern, da ihnen die Zeit
angeblich dazu fehlt) wird wohl kcinem Zwciscl
mehr unterliegen, aber eine wcitere Frage wäre
immerhin diese: „Welchen Anthei! hat die Mutter
bei dcr spätcren Ausbildung der Töchter zu nehmen?"
„Darf sie die Sorge der AuSbildung der Schule,
vcr öffcntlichen Ausbildung aüein überlafscn?"
Die Ansichten werdcn in dieser Bezichung wohl et-
was auseinandcr gchen; allcin dic Frage stlbst wird
dahtn zu beantworteu sein, daß dcr Muttcr noch
ein wcsentlicher Tbeil des Erziehungsgeschäftcs zu-
kommt. Sie kann dasselbe dcr Schule unmöglich
allein übcrlaffen und durch ihre thätige und um-
sichtige Mithilfe vielcs dazu beitragen, daß ihreTöch-
tcr cinc allseitige und ihrem spätern Bcrufc als
Hausfrau, Mutier und Gattin entsprechende Aus-

bildung erlangen. Die Schulc muß auch mit dem
Hause und dieseS mit der Schülc Hand in Hand
gehen. Auch dcr bcste Schuluuterricht fruchtct nicht
viel, wenn das Haus niedcrrcißt, was dort aufgc-
baut wordcn ist. Die Schulc sclbst gehe in ihrem
Kreisc ja nicht zu weit; sie erweitcre thren Kreis
und ihrc Sphäre nicht so sehr, daß ihre Zöglingc
dem practischen und Berufslebeu zu sehr entrückt,
sich, dahinzurückgckchrt, unglückltch fühlen, daß
sic in ihrer gewonnenen Anlchauung nicht eitle
Traumbilder den Bildern dcr Wirklichkett vor-
zichen. Dic Schule kann hierin cbenso sehr, «ie
das Haus schaden und in dcr Verkcnnung der Auf-
gabc beidcr Theilc »nd ihrer Ueberschätzung odcr
bcffer Ueberspannung liegt der größte Nachthcil der
Töchtcrbildung. Kür jctzt glaubcn wir den Müt-
tern ein Bild vorführen zu muffen, welches cin
Herr Hcinrich Stamm von Dornholzhauscn cntwor-
fen und durch daS „allgemeinc Nassauische
Schulblatt" veröffentltcht wurde.

„Mütter, ihr klagt, daß in unserer Zeit die Eheu so selien,
Daß der Jüngliuae viel' fliehen den ehelichen L>tand?
Prüsct euch doch m der Stille mit Ernst, ob nicht selbst
ihr die Schuld tragt,

Daß Töchter verblüh'n einsam, wie Lilien im Thal!
Fraget euch selbst, ob nicht ein schwerer Tadel euch tresse,
Ob ihr Ireulich gethan, was von Euch fordert dic Pflicht!
Habr chr die Seelen der Töchter zu Gottes Mären ge-
«echit.

Und des ErlöserS Bild ties iu die Herzen gesenkt?

Habt ihr in ihnen den Keim ausopfernder Liebc gspfleget,

Und der Selbstsucht Gift ftüh mtt der Wurzel gctilzt?

Habt ihr gelchret sie, in Gott zu stnden ihr Seelenvcr-
gnügen,

Und an Entsagung ihr sie schvu in der Kindhelt gewöhnt?

Habt ihr ihnen durch Wort und eigenes Vorbild gezeiget,

Wie mit Wenigem wird weise gebaurt daS HauS?

Habt ihr gepflanzt in ihr Herz die stille, sanste Gefin-
nung,

Welche ist köstlich vor Goit, edier denn Silber und Gold?

Ach es tzsickt das Auge deS Freund'S der Jugend mit
Wehmuch

Aus so manches Haus, reichsich mit Töchteru versch'n.

Ach, sic gleichen dem Blumenbect, das der Thas nichi
ersrischet,

Das vom Unkraut nicht reinigi die pflcgendc Hand.

Vicles lernen in unserer Zeit die erblühenden Töchter,

Abcr was ftommt für da« Haus, werdeu sie selien gelehrt.

Wie das Eichhorn im Triller, so sttzct das Mädchen im
Reiftock

Von des FrühMckS Zeit bis in die sinkende Nacht.

Ueber Theater, Musik und Tanz »ersteht cszuplap-
pcrn,

Ueber Malerei wohl auch zu reden ein Wort.

Doch was Religion, Natur nnd Geschichtevcrkündcn,

Bleibt ein verschlosseneS Buch, ach! für so manches Ge-
müth.

Englisch parliren ein wenig, wohl auch nothdürstig
sranzösisch
 
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