L8«1
Dienstag, 12. November
H Zur Situation i« Awerika «nd
Sstrnropa.
Zn der großcn transatlantischen Republrk
habe» sich in denZetzken Tagen die Eretgniffe
wieder etwas mehr gedrängt. Das angebliche
Mißglücken der Erpedition nach New-OrleanS
tst widerrnfen oder schrnmpft doch anf ein
Minimum zusammen; dagcgen hat einc Ab-
theilung der am Potomac lagernden Haupt-
armee des Nordens etne abermaltge Nieder-
lage erltlten. Wenn die Ausptzien für das
Waffenglück des Nürdens sich nicht bald ent-
schieden gnnstiger gestalten, so wird nur weutg
Hoffnung zur vvlligen Gewtnnung der Mtttel-
staaten übrtg sein f obwvhl in einzelnen der-
selben, tn Kentuckp, Ohio, Miffvuri die be-
waffnete Macht des Nordens vermehrt wvr-
den ist), von der vvlligen Rückcroberung des
Südens ganz zu schweigen. Kaum irgcnd cin
Unbefängener denkt noch an die Mögltchkeit
des Letzteien. Dagegen werden viclfache Stim?
mcn lant, welchc eine Bocndigung des Bür-
gerkrieges und eine bleibende Trennung der
beiden streitendcn Thcile für wünschenswerth
erklären. Jn der That bleibt bet etner un-
glückltchen Ehe, wie solcher dcr Rorden mit
dem Süden theilhaftig war, und bei welcher
durchaus kein Mittel der Versöhnung mehr
verfangen wtll, zuletzt nur eine völltge Schei-
dung übrig. Getrennt werden beide Theile,
dte sich mit Bezug auf ihre volkswirthschaft-
lichen Verhältniffe, wie dcr Rohprodnktion
des Südens und der Zndustrie unv des Han-
dels des Nordens gegenseitig nöthig habcn,
sich vtelleicht beffer vertragen, als vcrcinigt.
Auch bet den Verhältniffen andercr Staaten,
z. B. Bclgiens imd Hollands, tst nach aufge-
löster Mißheirath dieselbe Regel maßgebend
geworden.
Jn Europa zieht bekanntermaßen ;»r Zeit
der slavische Osten dieses Welttheils in weit
höherem Grade unsere Aufmerksamkei: äuf sich,
als der germanische und romantsche Osten.
Der Gährnng in Rußland, der ercentrischen
Nationalitätsbcstrebungen der Polen, welche
thrcn vie! hundertjährtgen geschichtlichcn Ka-
lendcr durchstöbcrn, um erneucrte Rechte zu
Demonstratioiien politischer und religiöser
Natur zu finden — haben wir bereits mehr-
fach gedacht, nicht minder der Sondernationa-
Ulätstendenzen der Ungarn nnd österrcichtschcn
Norv- und Südslaven. -- Zn Ungarn ist zwar
noch nicht, wie in Polen, förmlich vcr Kriegs-
zustand erklärt, wohl aber hat dort die Lage
der Dinge durch den verhängnißvoüen ueuesten
Mannheim, im Oct. Die deutschc Tonhalle setzt
hicrmit auf dke Lompositibn beigehenden Preisge- j
dichts für vierstimmigcn Männergesang mit Har-
moniebegleitiing den Preis von fünfzig Thalcrn,
und ladet deutsche Tondichter zur Bcwerbung ein.
Mit Ertheiluyg dcs Prcises wird auch dicseS Gc-
dtcht, sowie seine Composition, Eigeuthum deS be-
trcffenden BewerbcrS; bis dahin aber blcibt cs im
Bcsitze unscres Vereins, und darf nur zu dtcser
PreiSbewerbung benutzt wcrden. Die Bewerbungcii
find bis Ende Februar 1882 frei an uns einzusen-
den, bcgleitet von cincm Briefchcn, in wclchcm der
Einsender fich und scinen Wohnort nennt, und auf
dem er dcnsclbcn dentschcn Spruch, wclchen cr sci-
nem Werke vorgcsctzt hat, nebst dcm Namen deS-
jenigen Tondtchtcrs anführt, welchen cr zum PreiS-
richter wählt. WaS etwa noch sonst hierbci zu be-
achten ist, findct man in dcn Satzungen der Ton-
hallc, die wir an Auswärtige, «elchc cs wünschen,
durch Vermittelung hicsigcr Personcn oder Hand-
lungcn (nicht auf briefliches Verlangcn an uns)
kostenfret abgcbcn.
Drr Vorstand der deutschen Tonhalle.
Erlaß dcs Wiener Hofes, der bis jetzt erst in
einem telegraphi'schen Auszüge. vorliegt, eine
solche Constellatt'sn gewonnen, die einem that-
sächlichen Bclagerungszustande ziemlich nahe
kommt. Die alten natt'onalen Berwaltuiigs-
behördcn der Ungarn, die direct ans dem
Volke, beziehungsweisc aus.dem Adcl hervor-
ginge», die außerhalb des österreichisch-bürcau-
kratische« Nerus standen, und fast cinzig und
allein dem Landtage verantwortlich waren,
dic sog. Eomitats-Äusschüffe mit ihren Ober-
gespänen sind aufgehoben und an ihrer Statt
kaiserliche Commiffäre ernannt worden, welche
unter Zuzug der bewaffncten Macht dic Ber-
waltung zu rcgeln und bie Ordnung zu hand-
haben haben. — Die Sage von deni ängcblich
erfochtenen großen Siegc der Mvntencgriner
Über die Türken soll sich als ein unbegrün-
detes Gerücht herausstellen, scheint aber theil-
wejse doch wahr zu sein. Dagegen ist uns
aus telegraphischem Wege eine in ihrcr Art
nicht minder wichtige Nachricht zu Theil ge-
worden, dahin lautend, daß Oesterreich mit
der Pforte cine Art vSn Bündniß oder Schutz-
vertrag in Bezug auf die an der Südgrenze
von Ungarn stch gegenscitig berührenden Pro-
vinzen abgeschloffen habe. Die Richtigkeit
dicser Nachricht vorausgeseßt, hat zu diesern
Staatsvertrage offcnbar dic unsichere und
theilweise selbst drohcnde Haltung der süd-
slavischcn Stämme in den beiderseitigcn Grenz-
landcn, dic längs der Adria bis nach Ztalien
hinüber züngelt, den Anlaß gegeben. Jin Jn-
tercffc höherer Humanitäts- und politischer
Rücksichteu wäre es nicht genug zu beklagcn,
wenn Oesterrcich mit der dcm fichern Ver-
falle geweihten Türkci sich einer solchen So-
lidarität theilhafttg machen würdc. Die Gegner
des Kaiserstaates haben schon zuweilen deffen
jetzige nnsichere Verhältniffe geradezu mit
den verworrencn Zuständen der unier dem
sinkenden Halbmonde besindlichen illprischen
Halbinsel verglichcn. Gewiß mit großem Un-
recht. Oestcrreich, als östlichcs Donaureich,
ist als EiniguiigS- nnd Consolidationspunkt
der in jenen Gegenden wohnenden magpari-
jchen, slavischen und sonstigen Völkcrbruch-
theilen cine historische Nothwendigkeit. Diese
Lctztere, trotz aller eitlen und willkürlich in
die Hvhe geschraubten Nationalitätstendenzen,
sind sür jctzt und wohl auf langc hinaus un-
fähig, fffr sich besoudcre Kultnrstaaten, sei es
vereinzelt, sci es in einer größcrn Conföderation
vereinigt, zu bilden; sie würden zuletzt in bie
Arme Rußlands fallcn, und die Jdee dcs
Pansiavismus zum großen Nachtheilc veulschen
Prcisgebicht,
gekrönt zur Composition auSgeschrieben »on der
deutschen Tonhalle in Mannheim.
Schlag' deine Augen auf, die blauen,
Germania!
Dic Herzen, die auf dich vertrauen,
Sind wirder da.
Jn deine blonden Locken flechte
Der Eiche Grün.
Und tritt ftir deine heil'gen Rechte
Zum Kampse kübn.
Schau'hcr von nnserer Hand entrollt,
Erglänzt dein Banner schwarz-roch-gold,
Lmspielt von Windes Wogen.
O schönster Regenbogen!
Wie malen diese Farben gul
Des deutschen HerzenS tiese Glut.
Gesunken von dem alten Throne
Slehst dn gebückt,
Die einst war mit der höchsten Krone
Der Welt geschmückt;
Doch deine Krast ist ungebrochen;
Drum unverzagt,
- Sprich wie einst Hutten hat gesprochen:
„34 had's gewagtl"
Die Nationen find erwacht —
Ein Feuer daS von Tdll entfacht.
Ei'nsiuffes und deutscher Kultur zur Währhcit
werden laffen. Mag auch der östliche Kaiser«
staat zur Zeit iri einer noch so gewaitigen
Gährung bcgriffen sein, scin Bestehcn hai eine
rnnere Nothwendigkeit für sich , und es wird
stch aus dem anscheinenden Chaos gewiß ein
paffendes Gebilde der Neugestaltung zusam-
menfügen. Anders bei der morschen, alters-
schwachen Türkei. Hier ist aus den tristtgsten
Gründen politischer und reliziöser Nätur durch
keine Reformen, welcher Art auch immer, zu
helfen. Sowohl der Zslam, als die türkische
Nationalität (welche zu kaum eincm Vi'ertheile
der Bevölkerung drei Biertherle Chrlsten be-
herrschk) haben mehr als hinreichend Beweise
gekiefert, daß Beide zur Bildung eines Kul-
turstaates völlig unfähl'g find. Das türkische
Staatsivescn ift l'n keiner vorübergehcnden
Gährung, svndern in einer förmlichen Fäulniß
begriffen. Möge sich Oesterreich vor ver
Wahlverwandtschafk mit einem solchen Rach-
bar hüten, damit es vurch diesc Fänlniß nicht
mit inficirt werde. Befolge hier der Wiener
Hof aus zu weit getriebenen conservaliven
Rücksichten nicht die Traditto„en riner sich
längst überlebt habenden Mctternich'schen Po-
litik, sondern vielmehr dic Staatsklugheit eines
Zoseph II. und die längst vorher ertheilten
wcisen Rathschläge des großen Fclvherrn und
Staatsmannes Prinz Eugen. — (Wir wer-
den hierauf bei nächster Gelegcnheit zurück-
kommen.)
Anmerk. Nenster Nachricht zufvlge !st die Mitthei-
lung »ou jencm augebltchen Vertruge zwlscheu Oesterreich
unb der Türket versrühl. Die obtgen Bcmerkungen be-
hallen jedoch tm Allgemetnen und für eoentuelle Fäüe ihrc»
Wcrth.
Deutschland.
Karlsruhe, 9. Nov. Laut allerhöchster Ordre vom
8. d. M. tritt Oberlieutenant Htlpert, bisher Lehrer
betm CadettencorpS, tn das 5. Jnfavterieregtment zurück.
Karlsruhe, 9. Nov. Die Wahl
des Obergerichtsadvokaten Kusel i'n Bruchsal
zum Abgeordneten der Residenzstadt schei'nt
jetzt so gut wie gestchert zu sein. Der bis-
herige Abgeordnele, Buchhändler Knittel, des-
sen schweres Erkrankcn ich Jhnen kürzlich be-
richtete, ist in Anbetracht sciner erschntterten
Gesundheit von der Candivatur zurnckgetre-
ten. — Die heule Mittag hicr angelangtc
Rachricht von der Wahl dcs Regicrungsraths
Jolly zum Verkreter der Universität Hcivel-
bcrg in der crsten Kammer ist hier mit großer
Befriedigiing aufgenommen worden.
ch Heidelberg, 9. Nov. Bekaiwtlich hat
Hr. Geh. Rath v. Mohl die auf ihn gefal«
Die Geister hoher Ahnen
Umschweben unS und mahnen i
Hermann's und Karl's und Lnlhcr's Geist
llnd Friedrich, der der Grotze heitzt.
Horch Schilleröharse tönt hernieder
Mit heil'gem Klang
Und Freiheitskämpser stngen Lieder
Jm Schlachtendrang.
A!s Erzbild steht an RheineS llser
Der Vater Arndt —
Ein Eckart, der als treucr Rufer
Die Sejnen warnt.
„WaS ist des Dentschen Vatcrland?"
Die Antwort zuckt in uns'rer Hand,
Wenn unserc guren Degen
Vereint die Grenzen Pflegen;
Wenn losgesprengt aus schnöder Haft,
Frei wieder atymet deutsche Krast. ,
Vom Nordmeer bis zur Schwetz zusammcn,
Jhr Männer, steht l
^hr Francn schürt dre beil'gen Flammen!
Jhr Greise fledt
Zu Gott, daß wir die Feinde draußen
Mit Glück desteh'n,
Und die in unsern Mauern hausen —
Jhr witzt ja, wen.
Als stolzer Slrom danu mächtig eilt
Die Krast in BLche jetzt gelheilt.
Dienstag, 12. November
H Zur Situation i« Awerika «nd
Sstrnropa.
Zn der großcn transatlantischen Republrk
habe» sich in denZetzken Tagen die Eretgniffe
wieder etwas mehr gedrängt. Das angebliche
Mißglücken der Erpedition nach New-OrleanS
tst widerrnfen oder schrnmpft doch anf ein
Minimum zusammen; dagcgen hat einc Ab-
theilung der am Potomac lagernden Haupt-
armee des Nordens etne abermaltge Nieder-
lage erltlten. Wenn die Ausptzien für das
Waffenglück des Nürdens sich nicht bald ent-
schieden gnnstiger gestalten, so wird nur weutg
Hoffnung zur vvlligen Gewtnnung der Mtttel-
staaten übrtg sein f obwvhl in einzelnen der-
selben, tn Kentuckp, Ohio, Miffvuri die be-
waffnete Macht des Nordens vermehrt wvr-
den ist), von der vvlligen Rückcroberung des
Südens ganz zu schweigen. Kaum irgcnd cin
Unbefängener denkt noch an die Mögltchkeit
des Letzteien. Dagegen werden viclfache Stim?
mcn lant, welchc eine Bocndigung des Bür-
gerkrieges und eine bleibende Trennung der
beiden streitendcn Thcile für wünschenswerth
erklären. Jn der That bleibt bet etner un-
glückltchen Ehe, wie solcher dcr Rorden mit
dem Süden theilhaftig war, und bei welcher
durchaus kein Mittel der Versöhnung mehr
verfangen wtll, zuletzt nur eine völltge Schei-
dung übrig. Getrennt werden beide Theile,
dte sich mit Bezug auf ihre volkswirthschaft-
lichen Verhältniffe, wie dcr Rohprodnktion
des Südens und der Zndustrie unv des Han-
dels des Nordens gegenseitig nöthig habcn,
sich vtelleicht beffer vertragen, als vcrcinigt.
Auch bet den Verhältniffen andercr Staaten,
z. B. Bclgiens imd Hollands, tst nach aufge-
löster Mißheirath dieselbe Regel maßgebend
geworden.
Jn Europa zieht bekanntermaßen ;»r Zeit
der slavische Osten dieses Welttheils in weit
höherem Grade unsere Aufmerksamkei: äuf sich,
als der germanische und romantsche Osten.
Der Gährnng in Rußland, der ercentrischen
Nationalitätsbcstrebungen der Polen, welche
thrcn vie! hundertjährtgen geschichtlichcn Ka-
lendcr durchstöbcrn, um erneucrte Rechte zu
Demonstratioiien politischer und religiöser
Natur zu finden — haben wir bereits mehr-
fach gedacht, nicht minder der Sondernationa-
Ulätstendenzen der Ungarn nnd österrcichtschcn
Norv- und Südslaven. -- Zn Ungarn ist zwar
noch nicht, wie in Polen, förmlich vcr Kriegs-
zustand erklärt, wohl aber hat dort die Lage
der Dinge durch den verhängnißvoüen ueuesten
Mannheim, im Oct. Die deutschc Tonhalle setzt
hicrmit auf dke Lompositibn beigehenden Preisge- j
dichts für vierstimmigcn Männergesang mit Har-
moniebegleitiing den Preis von fünfzig Thalcrn,
und ladet deutsche Tondichter zur Bcwerbung ein.
Mit Ertheiluyg dcs Prcises wird auch dicseS Gc-
dtcht, sowie seine Composition, Eigeuthum deS be-
trcffenden BewerbcrS; bis dahin aber blcibt cs im
Bcsitze unscres Vereins, und darf nur zu dtcser
PreiSbewerbung benutzt wcrden. Die Bewerbungcii
find bis Ende Februar 1882 frei an uns einzusen-
den, bcgleitet von cincm Briefchcn, in wclchcm der
Einsender fich und scinen Wohnort nennt, und auf
dem er dcnsclbcn dentschcn Spruch, wclchen cr sci-
nem Werke vorgcsctzt hat, nebst dcm Namen deS-
jenigen Tondtchtcrs anführt, welchen cr zum PreiS-
richter wählt. WaS etwa noch sonst hierbci zu be-
achten ist, findct man in dcn Satzungen der Ton-
hallc, die wir an Auswärtige, «elchc cs wünschen,
durch Vermittelung hicsigcr Personcn oder Hand-
lungcn (nicht auf briefliches Verlangcn an uns)
kostenfret abgcbcn.
Drr Vorstand der deutschen Tonhalle.
Erlaß dcs Wiener Hofes, der bis jetzt erst in
einem telegraphi'schen Auszüge. vorliegt, eine
solche Constellatt'sn gewonnen, die einem that-
sächlichen Bclagerungszustande ziemlich nahe
kommt. Die alten natt'onalen Berwaltuiigs-
behördcn der Ungarn, die direct ans dem
Volke, beziehungsweisc aus.dem Adcl hervor-
ginge», die außerhalb des österreichisch-bürcau-
kratische« Nerus standen, und fast cinzig und
allein dem Landtage verantwortlich waren,
dic sog. Eomitats-Äusschüffe mit ihren Ober-
gespänen sind aufgehoben und an ihrer Statt
kaiserliche Commiffäre ernannt worden, welche
unter Zuzug der bewaffncten Macht dic Ber-
waltung zu rcgeln und bie Ordnung zu hand-
haben haben. — Die Sage von deni ängcblich
erfochtenen großen Siegc der Mvntencgriner
Über die Türken soll sich als ein unbegrün-
detes Gerücht herausstellen, scheint aber theil-
wejse doch wahr zu sein. Dagegen ist uns
aus telegraphischem Wege eine in ihrcr Art
nicht minder wichtige Nachricht zu Theil ge-
worden, dahin lautend, daß Oesterreich mit
der Pforte cine Art vSn Bündniß oder Schutz-
vertrag in Bezug auf die an der Südgrenze
von Ungarn stch gegenscitig berührenden Pro-
vinzen abgeschloffen habe. Die Richtigkeit
dicser Nachricht vorausgeseßt, hat zu diesern
Staatsvertrage offcnbar dic unsichere und
theilweise selbst drohcnde Haltung der süd-
slavischcn Stämme in den beiderseitigcn Grenz-
landcn, dic längs der Adria bis nach Ztalien
hinüber züngelt, den Anlaß gegeben. Jin Jn-
tercffc höherer Humanitäts- und politischer
Rücksichteu wäre es nicht genug zu beklagcn,
wenn Oesterrcich mit der dcm fichern Ver-
falle geweihten Türkci sich einer solchen So-
lidarität theilhafttg machen würdc. Die Gegner
des Kaiserstaates haben schon zuweilen deffen
jetzige nnsichere Verhältniffe geradezu mit
den verworrencn Zuständen der unier dem
sinkenden Halbmonde besindlichen illprischen
Halbinsel verglichcn. Gewiß mit großem Un-
recht. Oestcrreich, als östlichcs Donaureich,
ist als EiniguiigS- nnd Consolidationspunkt
der in jenen Gegenden wohnenden magpari-
jchen, slavischen und sonstigen Völkcrbruch-
theilen cine historische Nothwendigkeit. Diese
Lctztere, trotz aller eitlen und willkürlich in
die Hvhe geschraubten Nationalitätstendenzen,
sind sür jctzt und wohl auf langc hinaus un-
fähig, fffr sich besoudcre Kultnrstaaten, sei es
vereinzelt, sci es in einer größcrn Conföderation
vereinigt, zu bilden; sie würden zuletzt in bie
Arme Rußlands fallcn, und die Jdee dcs
Pansiavismus zum großen Nachtheilc veulschen
Prcisgebicht,
gekrönt zur Composition auSgeschrieben »on der
deutschen Tonhalle in Mannheim.
Schlag' deine Augen auf, die blauen,
Germania!
Dic Herzen, die auf dich vertrauen,
Sind wirder da.
Jn deine blonden Locken flechte
Der Eiche Grün.
Und tritt ftir deine heil'gen Rechte
Zum Kampse kübn.
Schau'hcr von nnserer Hand entrollt,
Erglänzt dein Banner schwarz-roch-gold,
Lmspielt von Windes Wogen.
O schönster Regenbogen!
Wie malen diese Farben gul
Des deutschen HerzenS tiese Glut.
Gesunken von dem alten Throne
Slehst dn gebückt,
Die einst war mit der höchsten Krone
Der Welt geschmückt;
Doch deine Krast ist ungebrochen;
Drum unverzagt,
- Sprich wie einst Hutten hat gesprochen:
„34 had's gewagtl"
Die Nationen find erwacht —
Ein Feuer daS von Tdll entfacht.
Ei'nsiuffes und deutscher Kultur zur Währhcit
werden laffen. Mag auch der östliche Kaiser«
staat zur Zeit iri einer noch so gewaitigen
Gährung bcgriffen sein, scin Bestehcn hai eine
rnnere Nothwendigkeit für sich , und es wird
stch aus dem anscheinenden Chaos gewiß ein
paffendes Gebilde der Neugestaltung zusam-
menfügen. Anders bei der morschen, alters-
schwachen Türkei. Hier ist aus den tristtgsten
Gründen politischer und reliziöser Nätur durch
keine Reformen, welcher Art auch immer, zu
helfen. Sowohl der Zslam, als die türkische
Nationalität (welche zu kaum eincm Vi'ertheile
der Bevölkerung drei Biertherle Chrlsten be-
herrschk) haben mehr als hinreichend Beweise
gekiefert, daß Beide zur Bildung eines Kul-
turstaates völlig unfähl'g find. Das türkische
Staatsivescn ift l'n keiner vorübergehcnden
Gährung, svndern in einer förmlichen Fäulniß
begriffen. Möge sich Oesterreich vor ver
Wahlverwandtschafk mit einem solchen Rach-
bar hüten, damit es vurch diesc Fänlniß nicht
mit inficirt werde. Befolge hier der Wiener
Hof aus zu weit getriebenen conservaliven
Rücksichten nicht die Traditto„en riner sich
längst überlebt habenden Mctternich'schen Po-
litik, sondern vielmehr dic Staatsklugheit eines
Zoseph II. und die längst vorher ertheilten
wcisen Rathschläge des großen Fclvherrn und
Staatsmannes Prinz Eugen. — (Wir wer-
den hierauf bei nächster Gelegcnheit zurück-
kommen.)
Anmerk. Nenster Nachricht zufvlge !st die Mitthei-
lung »ou jencm augebltchen Vertruge zwlscheu Oesterreich
unb der Türket versrühl. Die obtgen Bcmerkungen be-
hallen jedoch tm Allgemetnen und für eoentuelle Fäüe ihrc»
Wcrth.
Deutschland.
Karlsruhe, 9. Nov. Laut allerhöchster Ordre vom
8. d. M. tritt Oberlieutenant Htlpert, bisher Lehrer
betm CadettencorpS, tn das 5. Jnfavterieregtment zurück.
Karlsruhe, 9. Nov. Die Wahl
des Obergerichtsadvokaten Kusel i'n Bruchsal
zum Abgeordneten der Residenzstadt schei'nt
jetzt so gut wie gestchert zu sein. Der bis-
herige Abgeordnele, Buchhändler Knittel, des-
sen schweres Erkrankcn ich Jhnen kürzlich be-
richtete, ist in Anbetracht sciner erschntterten
Gesundheit von der Candivatur zurnckgetre-
ten. — Die heule Mittag hicr angelangtc
Rachricht von der Wahl dcs Regicrungsraths
Jolly zum Verkreter der Universität Hcivel-
bcrg in der crsten Kammer ist hier mit großer
Befriedigiing aufgenommen worden.
ch Heidelberg, 9. Nov. Bekaiwtlich hat
Hr. Geh. Rath v. Mohl die auf ihn gefal«
Die Geister hoher Ahnen
Umschweben unS und mahnen i
Hermann's und Karl's und Lnlhcr's Geist
llnd Friedrich, der der Grotze heitzt.
Horch Schilleröharse tönt hernieder
Mit heil'gem Klang
Und Freiheitskämpser stngen Lieder
Jm Schlachtendrang.
A!s Erzbild steht an RheineS llser
Der Vater Arndt —
Ein Eckart, der als treucr Rufer
Die Sejnen warnt.
„WaS ist des Dentschen Vatcrland?"
Die Antwort zuckt in uns'rer Hand,
Wenn unserc guren Degen
Vereint die Grenzen Pflegen;
Wenn losgesprengt aus schnöder Haft,
Frei wieder atymet deutsche Krast. ,
Vom Nordmeer bis zur Schwetz zusammcn,
Jhr Männer, steht l
^hr Francn schürt dre beil'gen Flammen!
Jhr Greise fledt
Zu Gott, daß wir die Feinde draußen
Mit Glück desteh'n,
Und die in unsern Mauern hausen —
Jhr witzt ja, wen.
Als stolzer Slrom danu mächtig eilt
Die Krast in BLche jetzt gelheilt.