,
D; 2LI
Sonntag, 13. Oktober
Zasertionsgebühren für die 3spaltige Petit- M ^
zeile werden mit 2 kr., bezw. 3 kr. berechnet.
D Die Verfammlung bgd. Bolkfl-
fchullehrer und Gchiilfreundezu Dur-
lach am 8 Lktober d. I. .
Am 8. Oktober v. I. wurde die kn diesen
Blättern ausqeschriebene Versammlnng von
Lehrern uud Schulfreunden abgehalten. Die
bctr. Ausschußmltglieder fanden«stch scho» am
7. d. M. lin Saale der „Karlsburg<- eiii. um
über-verschiedene Gegenstände noch ;u bcrathcn
und die Borschläge zur Prästdeiltenwahl, Ta--
gesorduung u. A. vorzudereiten.
Am Mvrgen des 8. Okt. brachten die Bahn-
ziige von nahe und- fcrn sehr zahlrciche Theil-
nehmer, die sich gegcn 11 Uhr iui Rathhaus-
saale, da der Saal in der Karlsburg zur
Ausnahme der wider Erwarten zahlreichen
Theilnehmer nicht hinreichte, versaminelten,
und wetchen die GemeindebehLrde mit großer
Bereitwilligkeit zur Versügung stellte. Unter
den Schulsreundcn bemerkten wir Männer aus
allen Ständen, Gemeindevorsteher, Geistliche,
Professoren, Landwirthe u. A. m, Besonders
erfreulich wat es, daß die hiestge Stadt vurch
ihren verchrten Hrn. Oberbürgermeister Kraus-
mann, Hrn. Stadtpfarrer Zittel, Hrn. Dr.
Otto, Hkn. Gemrinderath Hoffmeister und an-
dere Freunve der Bolksbilbung vertreten war.
Die Bersainmlung, welche gegen 460 Theil-
nehmer zählte, wurde durch Hrn. Töchterschul-
direktor Bult von Durlach mit herzlichen Wvr-
ten begrüßt, bankte dem Comits fur vie Wahl
seineö Geburtsortes, in welchem er schon gegen
35 Jahre als Lehrer wirke und dankt nament-
üch für die zahlreiche Betheiligung an der
Versammlung.
Hierauf erhob stch der Alterspräsident des
Ausschuffes, Hr. Obcrlehrer Spengler von
Mannheim, und richtet tiefergriffen einige
Worte an die Versammlung, worin er aus-
sprach, daß die Reformfreunde eine christlichc
Schule wollen, daß sie ihr Werk unter Gottes
Beistand angcfangen haben unv man es auch
heute sortsetzcn möge, daß die erste Morgcn-
röthe übcr vie Schule 1834 und 35 ausging,
woraus sich cin Zwielicht darüber stellte und
erst unser innigstgeliebter Fürst ein neues Licht
brachte. Er wünscht, daß man die Vcrhanv-
liingcn in Liebe pflege und den gesetzüchen
Booen fssthalte.
Als Prästdent schlug er den als Schulmann
und Gelehrten rühmlichst bekannten Bürger-
schuldircetor Hrn. Prof. Dr. Schröder von
Mannheim vor, welcher im Jahre 1847 zu
Offenburg ei»e sehr zahlreich bcsuchte Lehrcr-
versammlung, in der alle Schulen verlreten
waren, mit Tact, Gewandtheit und Umsicht
leitete, auch unterveffen sich oft durch Lcitung
größerer Versammlungen bewährt hak; als
Vicepräsidenten Herrn Töchterschuldirektor
Pflüger von Pforzheim. Die Versammlung
nimmt den Vorschlgg einstimmig an, worauf
genannte Herren die Präsideutenstühle ein-
uahmen und der Präsident die Versammlung als
eröffnet erklärte. Pflüger ergriffdas Wort und
legte Hamens-des Ausschuffes Verwahruiig
dagegen ein, daß dieser sich angemaßt habe,
im Namen des ganzen Lehrerstandes zu han-
deln. Er deutete dcffen Wirkcn als ein für
dicse Versammlung vorbercitendes an , worauf
die erste These: „die Nothwendigkeit der
Neugestaltung desVoIksschulwesens"
durch einen umsaffendcn Bortrag dcs Herrn
Bürgerschuldireklor Schmezcr von Wcinheim
eingeleitet wurde. Dcrselbe wies nach, daß
die crsten Schulen keine Volksschulen, daß cs
eben Abrichtniigsschrilen für rein kirchliche
Zweekc warcn. Karl ver Große gründete vor-
zügliche Volksschulcn und inO der ^eformation
kamen solche mehr auf; jcdoch wnrve auch
zu jcner Zeit der Kakechismus zu ausgedchnt
behaudclt und die Schule in ihrem beffern
Aüfkommen gehindert. Auch die kath. Kirche
war dadurch veranlaßt, mehr Schulen zu er-
richte». Die Schule leistet nicht, was sie soll,
weil ihre Organisation nicht zweckentsprechend
ist, die Lehrer eine zu mangelhafte Bildung
erhalten, die Leitung eine nicht natur-' und
sachgemäße, die Bezahlung der Lehrer eine
mangelhafte ist. Dies die materiellen Gründe,
forineller Grund: Das Gesetz vom Jahrc
1860.
Djeser Paffus deS Programms wurde in der
darguf folgenden Abstiiymung „einstimmig"
angenommcn.
Dcr Prasident hielt hierauf den Einleitungs-
vortrag üder die These : „Organisation des
Volksschulwesens
s. Ortsschulbehörde."
Zn vortrefflicher Weise schilvcrt er vas
Wesen unb die Aufgabe der Ortsschulbehörde,
hob hervor, wie viele Geistlichcn sich schon
hohes Verdienst um die Schnlen erworben
haben und noch erwerbcn, wie aber auch na-
mentlich jüngere Geistliche aus Mangel an
Tact und der gehörigen Befähigung ihr Amt
zum Ngchtheile der Schule und des Lehrers
stbten und noch üben und durch ungceignetes
Verfahren den Lfhrern ihr hartes Amt ver-
lcideten. Er zeigte, wie auch ferner, bcsonderS
i» Landgemeinden, dcr Geistliche der Mann
ist und sein soll, der besonders berufen wäre,
sich bei der Leitung der Schule zu betheiligen.
Doch zeigt der Präsident, daß die Aufsicht
über die Schule nicht mchr durch den Gcist-
lichen allein, sondcrn durch dic Ortsschulpflege,
welche aus dem Bürgermeister und zwei wei-
tcrn Vertretern ber Gemeinde, dem, oder in
gemischten Orten, den Geistlichen und einigen
freigewählten Ortseinwohncrn bcstchen soll.
Die von ihm gestcllten Anträge wurven hicr-
auf mil weniger Abänderung angenommen.
Sie lauten: 1. „das Amt eknes Orts-
schulinsp ekrors in der Person des
Ortsgeistlichen ist aufzuheben." Bei
der Discuffion übcr diesen Antrag bethciügen
sich Staplpfarxer Zitkel von Heidclberg,
Spengler von Mannheim, Gngel von Dnrlach,
Riegel von Ladenburg.
Hr. Stadtpfarrer Zittcl äußerke, daß er
uiit Frcuden und hohem Jntercffe bis jetzt
an den Verhandlungen Anihcil geiiouimen habe;
jedoch glaube er, daß bei diesen wichtigen
Frage» vor Allem das Zntereffe der Eltern,
der Famiüe im Auge zu halten sei, daß dcr
Charakter der Confessionsschulen mehr im Jn-
lereffe der Familie liege, als der der Com-
munalschule; er hgbe zwar früher für Com-
munalschulen das Wort geredet, sei abcr an-
berer Meinung geworden; serner mahnt er
zu cinem freundschaftlichcn Zusamivkngeheii der
Geistlichen und Lehrer.
Riegel von Ladendurg bemerkt, daß es im
Sinne des Gesetzes vom 9. Oktober sci, die
Schulbehörden als reine Siaatsbehörde zu
constitniren; wenn der Staai eine gemcinsamc
Obcrschulbehörve (sür alle Schulen) crrichtc,
so müffe auch die Zwischen- unv Unterbchörde,
,wo gemischte Bezirkc und Gemeinden stnd,
eine geinischte scin. Der Kirchenvorstand
könne nicht zugleich Schulvorstand scin; der
Letztere habe poükischcn Charakter nnd da er
von Staatswcgen bastehe, müffe er auch in
gemischten Orten das gemeinsame Zntereffc
aller Einwohner vertreten und wahrcn. Zu-
dem liegt eine solche Einrichtung im Sinne
der allerhöchstcn Proklamation, die Frieden,
religiöscn Frieden will. Die politische Ge-
meinve hat die Schulen zu unterhalten; ihr
gebührt auch das Recht ver Verwaltung,
Leitung i» loco, nicht der Kirchengemeinde.
Dann ist eine solche Einrichtung eine Consc-
quenz, die aus der Bildung der Oberbehörde
sich ergibt.
2. Die Ortsschulpflege überwacht pas Aeu-
ßere der Schule, den Vorsitzenben unb Ge-
schäflsführer derselben ernennt mit Geneh-
miguiig der Staatsbehörde die Gemeinde.
Dir Hubrrbäuerin.
Von Hermann Schmid.
(Fortsetzung.)
„Herr Gott im Himmcl!" rief Rosel... „den
Zettcl gib mir, Du aber, versprich mir's, Du gehst
ruhig heim, red'st mit keinem Wcnschen ein Wort,
und morgcn um siebcn Uhr wart' ich auf Dich, wo
die Scmpt aus dem Moos herauskommt — dann
gehn wir mit einandcr — Du «eißt wohin!"
„So muß ich halt fort von Dir", sagte Hans,
„ich kann Dir gar nit sagen, mir wird's auf cin-
mal so schwcr um's Herz. . ich «ollt' ich könnt'da
bleibcn — mir geht'S vor, ich seh'Dich nit wieder!"
„Nimm Dich zusamm', Hans", erwiderte Roscl,
gleich ihm crweicht, „mach'S herzhaft durch, was
sein muß. Der licbe Gott sieht Dein Hcrz, er wird'S
ja machen, daß Alles rccht wird."
Zögernd nur entschloß sich Hans zu gchen. Als
er den Holzstoß herabgeklettert war, rief er noch ein
wehmüthiges „B'hüt Dich Gott, Rosel", hinauf —
Lann verschwand er langsam, noch öft zurücksehend
und «inkend, tn dem angrenzendcn Gehölz.
Nach einigen Secunden schlüpfte auch Roscl ge-
räuschlos aus dem Haus. Sie war in lcichter Nacht-
kleidung, hattc nur ein großcs Tuch über den Kopf
geworfen und eilte in entgegengesetzter Richtung
dem Walde zu.
Jnzwischen war Paul langst am Hubcrhofe an-
gekommen. Er wollte in seine Kammer, rber sein
döscr Engel, die schöne Huberin, hatte am Fenster
seine Zurückkunft belauscht. Leise rief sic ihn heran,
als sie aber crfuhr, daß dic ihm aufgctragene That
nichk geschchen war, gericth sie außer sich. Sie
schlüpfte aus dcr Kammer und ließ den halb «ahn-
sinnigen Burschen in die verlassene Stube des Erd-
geschoffes cin. Unter den leidenschaftlichstcn Kla-
gen zog fie den Vcrwirrten an sich und verschwen-
dete alle Liebkosungen, alle Künste dcr Ueberrcdung,
bis cr das Versprechen erneute und noch einmal
fortciltc, den dem Tvde Geweihtcn auf dem Rück-
wege zu morden.
Die schönc Hubertn stand lange am Fenster, un-
brkümmert um den frischcn Morgenwtnd, der ihr
frostig um Stirn und Nacken blies. — Schon leuch-
tete im Osten ein grauer Streifen auf — da hallte
vom düstern Walde das Echo eines schwachen
Schuffes hcrübcr.
Kaltblütig schloß sie nun das Fenster, indem sic
vor stch hinmurmelte: „Gott geb' Dir die ewige
Ruhe, Hans — Du wirft mich nicht verrathen —
aber ich hab' Dtr doch Wort gchaltcn, daß d»S der
letzte Gang war, den Du gemacht hast!"
7.
Hastig wie ein verscheuchter Vogel strich Paul
querseldein durch Thau und Gras. Es war die
erste Stunbe des erwachtcn MorgenS; sein Bote,
ein frischer Luftzug,' rauschte durch die Haselbüsche -
am Wege und schütteltc brausend die Tannenwipfcl
deS WaldeS, tn «clchem das Blut des Ermordeten
noch warm zum Himincl rauchte. Der Morgcn
wurde immer glorienhaftcr, aber Paul sah nichts
von aller Schönhcit der wieder auslcbcnden Natur;
seine Secle war außcr dem mechanisch forteilcnden
Körper, von Entsctzen geschüttelt, crschreckt von dem
rauhen Schrei eines aufstattcrndcn Raben, gescheucht
von dem Rauschcn der Zweige, das ihm klang wie
daS lctzte Röcheln aus der Brust seines Opfers.
(Fvrtsetzung folgt.)
D; 2LI
Sonntag, 13. Oktober
Zasertionsgebühren für die 3spaltige Petit- M ^
zeile werden mit 2 kr., bezw. 3 kr. berechnet.
D Die Verfammlung bgd. Bolkfl-
fchullehrer und Gchiilfreundezu Dur-
lach am 8 Lktober d. I. .
Am 8. Oktober v. I. wurde die kn diesen
Blättern ausqeschriebene Versammlnng von
Lehrern uud Schulfreunden abgehalten. Die
bctr. Ausschußmltglieder fanden«stch scho» am
7. d. M. lin Saale der „Karlsburg<- eiii. um
über-verschiedene Gegenstände noch ;u bcrathcn
und die Borschläge zur Prästdeiltenwahl, Ta--
gesorduung u. A. vorzudereiten.
Am Mvrgen des 8. Okt. brachten die Bahn-
ziige von nahe und- fcrn sehr zahlrciche Theil-
nehmer, die sich gegcn 11 Uhr iui Rathhaus-
saale, da der Saal in der Karlsburg zur
Ausnahme der wider Erwarten zahlreichen
Theilnehmer nicht hinreichte, versaminelten,
und wetchen die GemeindebehLrde mit großer
Bereitwilligkeit zur Versügung stellte. Unter
den Schulsreundcn bemerkten wir Männer aus
allen Ständen, Gemeindevorsteher, Geistliche,
Professoren, Landwirthe u. A. m, Besonders
erfreulich wat es, daß die hiestge Stadt vurch
ihren verchrten Hrn. Oberbürgermeister Kraus-
mann, Hrn. Stadtpfarrer Zittel, Hrn. Dr.
Otto, Hkn. Gemrinderath Hoffmeister und an-
dere Freunve der Bolksbilbung vertreten war.
Die Bersainmlung, welche gegen 460 Theil-
nehmer zählte, wurde durch Hrn. Töchterschul-
direktor Bult von Durlach mit herzlichen Wvr-
ten begrüßt, bankte dem Comits fur vie Wahl
seineö Geburtsortes, in welchem er schon gegen
35 Jahre als Lehrer wirke und dankt nament-
üch für die zahlreiche Betheiligung an der
Versammlung.
Hierauf erhob stch der Alterspräsident des
Ausschuffes, Hr. Obcrlehrer Spengler von
Mannheim, und richtet tiefergriffen einige
Worte an die Versammlung, worin er aus-
sprach, daß die Reformfreunde eine christlichc
Schule wollen, daß sie ihr Werk unter Gottes
Beistand angcfangen haben unv man es auch
heute sortsetzcn möge, daß die erste Morgcn-
röthe übcr vie Schule 1834 und 35 ausging,
woraus sich cin Zwielicht darüber stellte und
erst unser innigstgeliebter Fürst ein neues Licht
brachte. Er wünscht, daß man die Vcrhanv-
liingcn in Liebe pflege und den gesetzüchen
Booen fssthalte.
Als Prästdent schlug er den als Schulmann
und Gelehrten rühmlichst bekannten Bürger-
schuldircetor Hrn. Prof. Dr. Schröder von
Mannheim vor, welcher im Jahre 1847 zu
Offenburg ei»e sehr zahlreich bcsuchte Lehrcr-
versammlung, in der alle Schulen verlreten
waren, mit Tact, Gewandtheit und Umsicht
leitete, auch unterveffen sich oft durch Lcitung
größerer Versammlungen bewährt hak; als
Vicepräsidenten Herrn Töchterschuldirektor
Pflüger von Pforzheim. Die Versammlung
nimmt den Vorschlgg einstimmig an, worauf
genannte Herren die Präsideutenstühle ein-
uahmen und der Präsident die Versammlung als
eröffnet erklärte. Pflüger ergriffdas Wort und
legte Hamens-des Ausschuffes Verwahruiig
dagegen ein, daß dieser sich angemaßt habe,
im Namen des ganzen Lehrerstandes zu han-
deln. Er deutete dcffen Wirkcn als ein für
dicse Versammlung vorbercitendes an , worauf
die erste These: „die Nothwendigkeit der
Neugestaltung desVoIksschulwesens"
durch einen umsaffendcn Bortrag dcs Herrn
Bürgerschuldireklor Schmezcr von Wcinheim
eingeleitet wurde. Dcrselbe wies nach, daß
die crsten Schulen keine Volksschulen, daß cs
eben Abrichtniigsschrilen für rein kirchliche
Zweekc warcn. Karl ver Große gründete vor-
zügliche Volksschulcn und inO der ^eformation
kamen solche mehr auf; jcdoch wnrve auch
zu jcner Zeit der Kakechismus zu ausgedchnt
behaudclt und die Schule in ihrem beffern
Aüfkommen gehindert. Auch die kath. Kirche
war dadurch veranlaßt, mehr Schulen zu er-
richte». Die Schule leistet nicht, was sie soll,
weil ihre Organisation nicht zweckentsprechend
ist, die Lehrer eine zu mangelhafte Bildung
erhalten, die Leitung eine nicht natur-' und
sachgemäße, die Bezahlung der Lehrer eine
mangelhafte ist. Dies die materiellen Gründe,
forineller Grund: Das Gesetz vom Jahrc
1860.
Djeser Paffus deS Programms wurde in der
darguf folgenden Abstiiymung „einstimmig"
angenommcn.
Dcr Prasident hielt hierauf den Einleitungs-
vortrag üder die These : „Organisation des
Volksschulwesens
s. Ortsschulbehörde."
Zn vortrefflicher Weise schilvcrt er vas
Wesen unb die Aufgabe der Ortsschulbehörde,
hob hervor, wie viele Geistlichcn sich schon
hohes Verdienst um die Schnlen erworben
haben und noch erwerbcn, wie aber auch na-
mentlich jüngere Geistliche aus Mangel an
Tact und der gehörigen Befähigung ihr Amt
zum Ngchtheile der Schule und des Lehrers
stbten und noch üben und durch ungceignetes
Verfahren den Lfhrern ihr hartes Amt ver-
lcideten. Er zeigte, wie auch ferner, bcsonderS
i» Landgemeinden, dcr Geistliche der Mann
ist und sein soll, der besonders berufen wäre,
sich bei der Leitung der Schule zu betheiligen.
Doch zeigt der Präsident, daß die Aufsicht
über die Schule nicht mchr durch den Gcist-
lichen allein, sondcrn durch dic Ortsschulpflege,
welche aus dem Bürgermeister und zwei wei-
tcrn Vertretern ber Gemeinde, dem, oder in
gemischten Orten, den Geistlichen und einigen
freigewählten Ortseinwohncrn bcstchen soll.
Die von ihm gestcllten Anträge wurven hicr-
auf mil weniger Abänderung angenommen.
Sie lauten: 1. „das Amt eknes Orts-
schulinsp ekrors in der Person des
Ortsgeistlichen ist aufzuheben." Bei
der Discuffion übcr diesen Antrag bethciügen
sich Staplpfarxer Zitkel von Heidclberg,
Spengler von Mannheim, Gngel von Dnrlach,
Riegel von Ladenburg.
Hr. Stadtpfarrer Zittcl äußerke, daß er
uiit Frcuden und hohem Jntercffe bis jetzt
an den Verhandlungen Anihcil geiiouimen habe;
jedoch glaube er, daß bei diesen wichtigen
Frage» vor Allem das Zntereffe der Eltern,
der Famiüe im Auge zu halten sei, daß dcr
Charakter der Confessionsschulen mehr im Jn-
lereffe der Familie liege, als der der Com-
munalschule; er hgbe zwar früher für Com-
munalschulen das Wort geredet, sei abcr an-
berer Meinung geworden; serner mahnt er
zu cinem freundschaftlichcn Zusamivkngeheii der
Geistlichen und Lehrer.
Riegel von Ladendurg bemerkt, daß es im
Sinne des Gesetzes vom 9. Oktober sci, die
Schulbehörden als reine Siaatsbehörde zu
constitniren; wenn der Staai eine gemcinsamc
Obcrschulbehörve (sür alle Schulen) crrichtc,
so müffe auch die Zwischen- unv Unterbchörde,
,wo gemischte Bezirkc und Gemeinden stnd,
eine geinischte scin. Der Kirchenvorstand
könne nicht zugleich Schulvorstand scin; der
Letztere habe poükischcn Charakter nnd da er
von Staatswcgen bastehe, müffe er auch in
gemischten Orten das gemeinsame Zntereffc
aller Einwohner vertreten und wahrcn. Zu-
dem liegt eine solche Einrichtung im Sinne
der allerhöchstcn Proklamation, die Frieden,
religiöscn Frieden will. Die politische Ge-
meinve hat die Schulen zu unterhalten; ihr
gebührt auch das Recht ver Verwaltung,
Leitung i» loco, nicht der Kirchengemeinde.
Dann ist eine solche Einrichtung eine Consc-
quenz, die aus der Bildung der Oberbehörde
sich ergibt.
2. Die Ortsschulpflege überwacht pas Aeu-
ßere der Schule, den Vorsitzenben unb Ge-
schäflsführer derselben ernennt mit Geneh-
miguiig der Staatsbehörde die Gemeinde.
Dir Hubrrbäuerin.
Von Hermann Schmid.
(Fortsetzung.)
„Herr Gott im Himmcl!" rief Rosel... „den
Zettcl gib mir, Du aber, versprich mir's, Du gehst
ruhig heim, red'st mit keinem Wcnschen ein Wort,
und morgcn um siebcn Uhr wart' ich auf Dich, wo
die Scmpt aus dem Moos herauskommt — dann
gehn wir mit einandcr — Du «eißt wohin!"
„So muß ich halt fort von Dir", sagte Hans,
„ich kann Dir gar nit sagen, mir wird's auf cin-
mal so schwcr um's Herz. . ich «ollt' ich könnt'da
bleibcn — mir geht'S vor, ich seh'Dich nit wieder!"
„Nimm Dich zusamm', Hans", erwiderte Roscl,
gleich ihm crweicht, „mach'S herzhaft durch, was
sein muß. Der licbe Gott sieht Dein Hcrz, er wird'S
ja machen, daß Alles rccht wird."
Zögernd nur entschloß sich Hans zu gchen. Als
er den Holzstoß herabgeklettert war, rief er noch ein
wehmüthiges „B'hüt Dich Gott, Rosel", hinauf —
Lann verschwand er langsam, noch öft zurücksehend
und «inkend, tn dem angrenzendcn Gehölz.
Nach einigen Secunden schlüpfte auch Roscl ge-
räuschlos aus dem Haus. Sie war in lcichter Nacht-
kleidung, hattc nur ein großcs Tuch über den Kopf
geworfen und eilte in entgegengesetzter Richtung
dem Walde zu.
Jnzwischen war Paul langst am Hubcrhofe an-
gekommen. Er wollte in seine Kammer, rber sein
döscr Engel, die schöne Huberin, hatte am Fenster
seine Zurückkunft belauscht. Leise rief sic ihn heran,
als sie aber crfuhr, daß dic ihm aufgctragene That
nichk geschchen war, gericth sie außer sich. Sie
schlüpfte aus dcr Kammer und ließ den halb «ahn-
sinnigen Burschen in die verlassene Stube des Erd-
geschoffes cin. Unter den leidenschaftlichstcn Kla-
gen zog fie den Vcrwirrten an sich und verschwen-
dete alle Liebkosungen, alle Künste dcr Ueberrcdung,
bis cr das Versprechen erneute und noch einmal
fortciltc, den dem Tvde Geweihtcn auf dem Rück-
wege zu morden.
Die schönc Hubertn stand lange am Fenster, un-
brkümmert um den frischcn Morgenwtnd, der ihr
frostig um Stirn und Nacken blies. — Schon leuch-
tete im Osten ein grauer Streifen auf — da hallte
vom düstern Walde das Echo eines schwachen
Schuffes hcrübcr.
Kaltblütig schloß sie nun das Fenster, indem sic
vor stch hinmurmelte: „Gott geb' Dir die ewige
Ruhe, Hans — Du wirft mich nicht verrathen —
aber ich hab' Dtr doch Wort gchaltcn, daß d»S der
letzte Gang war, den Du gemacht hast!"
7.
Hastig wie ein verscheuchter Vogel strich Paul
querseldein durch Thau und Gras. Es war die
erste Stunbe des erwachtcn MorgenS; sein Bote,
ein frischer Luftzug,' rauschte durch die Haselbüsche -
am Wege und schütteltc brausend die Tannenwipfcl
deS WaldeS, tn «clchem das Blut des Ermordeten
noch warm zum Himincl rauchte. Der Morgcn
wurde immer glorienhaftcr, aber Paul sah nichts
von aller Schönhcit der wieder auslcbcnden Natur;
seine Secle war außcr dem mechanisch forteilcnden
Körper, von Entsctzen geschüttelt, crschreckt von dem
rauhen Schrei eines aufstattcrndcn Raben, gescheucht
von dem Rauschcn der Zweige, das ihm klang wie
daS lctzte Röcheln aus der Brust seines Opfers.
(Fvrtsetzung folgt.)