Utidtlbergtr Itilung.
Ni; 3V«. Samstag. 21. Dezember L8«L.
f-f Zur italkenischen unb orienta-
lischen Frage.
So fthr es lvi Jnteresse ber Natioualilät
Jtaliens — welches, bciläufig gesagt, vermvge
seiner historischen Vergangenheit, sowie sciner
örtlichen Lage und politischen Berhältnisse zu
einem Bundesstaate zur Zeit geeignetcr, als
zu einem Einheitsstaate sein dürstc — zu wün-
schen ist, daß die auf den Letztcien hinlenkende
unitarische Richtung nicht gewaltsam unter-
brochen werde, so crgeben fich doch immcr
mehr und mchr Spmplome, welche dft schließ-
liche Vcrwirkiichung vieses Zieles in großen
Zweifel setzen. Solche Zweifcl beginnen An-
fangs sclbst solche Organe der deutschen Preffe
zu faffen, die der einheitlichen Richtung unter
der Acgidc Piemonts fonst eifrig das Wort
redeten. Nicht ohne Grund hat der Minister-
präsident Rieasoli abgelchnt, auf die im Tu-
riner Parlamente hinfichtlich der Znstände
Neapcls eröfsnete Diskusfivn einzugehen. Diesc
trostloscn Zustäyde eines so ost für erloschen
ausgegebenen, und stets wieder mit erneuerter
Krast ausbrechenden Bürgerkricges bilden vor
AUem den wunbestkn Fleck am staatlichen Kör-
per dcs einheitlichen Neuitalsens. Einer der
tapfcrstcn Dcgen der sardinischen Armee, Cial-
dini, zog erfolglos von dannen, und seinem
Nachfolger La Marmora scheint kaum cin bes-
seres Geschick beschieden. AlS dcr gcfährlichstc
Gegncr stellte sich dcr von Spanicn aus oach
Süditalien hinübergekommcnc Oberst Borjes
(sprichBorges)dar, welchcrmchrmals als todt
oder gefangen altsgesqgt, ^) das hervorra-
gende Talcnt der spanischen Kriegskunst iu
der meisterhaften Führung dcs Guerillas- odcr
kleinen Krieges in schr hohem Maaße zu be-
sitzen schien, unv densclbcn trotz einzclner
Niederlagen in einer »ie ruhenden und rasten-
den Äeise mit stetS wechselndem Erfolge in
den gcbirgigen Gegendcn Untcritaliens immer
vvn Neuem entzündete. Trotz 60,000 Mann
sardinischer Truppen, die jcßt durch cine ebenso
starke Macht abgelöst werden sollen, stnd die
Landschaftcn Calabrien und Apülien in vollem
Aufstande, und ist sclbstdienichtunwichtigeSladt
Potenza in dic Hände der Zusurgenten gefallen,
die meistens aus frühern bourbonischcn Sol-
daten bestehend, ein Heer vou 17,000 Mann
bilden und häufig die Landbevölkcrung auf ihrer
Seite haben. Unrer diesen Uinständen sst es
mehr äls eine prahlerische Aeußerung zur Vcr-
hüllung des wahren Sachverhaltes zu betrach-
*) Jn den jüngsten Tagen wlederhölt. DleSmal schelnt
sich die Nachiicht zn bestätigen.
ten, wenn picmontefischer Seits, selbst i'n HS-
hern und offiziöftn Kreisen neuerdings wieder,
mlt Beiskitclasscii Roms von einem mit 300,000
Mann gegcn Venetl'cn zn unternehineiidkn An-
griffe gesprochen wi'rd. Wir haben nculich
schon gbftigt, daß unter den jctzigen Berhält-
niffen Sardinien kaum so viel Äannschaft wi'e
i'in I. 1859 in einem mit Oesterreich ausbre-
chenden Krkge stellen kann.
Der cinzige Mann in Jtalien, welcher bei
den stets im Zünehinen bcgriffenen Berlegrn-
heiten <m Südcn wirksame Hilfe schastcn
könntc, wärc vhne Zweifcl Garibaldi, welcher
ftlbst Meister in Führung des klcinen Krieges
den Gurrillasschaarcn dortselbst sichrr nvch
am ehcsten erfolgreich begegnen, und vermögr
der Popularität, die rr bei allen Klaffen des
Volkes geniest, das Meiste zur Beruhigung
der Gemuther «nd Becndigung des Bürger-
kriegts beitragen dürfte. Es steht aber sehr
in Frage, ob derselbc einer solchen Miffion
sich überhaupt untcrziehen wird. (Vor ci-
niger Zeit beabsichtigte das Tnriner Ca-
binet ihm diese wirklich zu übertragen.) Sein
Geist schcint überdies von großen, weiterschwei-
fknden Plänen in Anspruch genommen, die
anfnichts Gcringeres abzi'clen,alsden National-
wunsch, Venetien Ocsterreich zu entreißen, so
bald als mvglich zn verwirklichen und zu dem
Ende zugleich der jenftits der Adria im Gange
befindlichcn südslavischen Bewegung'die Hand
zu reiche« nnd also die italienische und orien-
talische Frage vereint in Scene zu sctzen. —
Sehr wührscheinlich hatte der an der Grenze
dis schmalen »almatischen Küstenlandes un-
ISngst vorgekommenc Zwischenfall schon eine
hiel-auf hinzielende Bedeutung. Wir meinen
die bedrohliche Haltung des Chefs der Znsnr-
genten ans Bosnien, Herzcgowina nnd Mvn-
tenegro, L«ca Bukalowich, welcher zwischen
Caltaro und Ragusa srlbst unter Bedrohung
österreichischcn Gelnets einen Zugang zum
Meere zu gewinnen suchte. Durch das rasche
und entschl-offene Eingreifen des ddrt stationiren-
den östorreichischen Truppenkörpers wurde frei-
lich diesem Versuche ein so schleuniges Ende
gemacht, daß selbst einer etwaigen höhern,
auswärtigen Protection deffelben ketne Zeit
blieb, ihre» Einflnß geltend zu machen, zumal
da Oesterreich nach allgemeinen völkerrecht-
lichen Normen und besondern mik der Pforte
abgeschlossenen Verträgen hier vvllig in seinem
Rechte war. Auch andere Anzeichen, wie die
Einberufung der Garibaldi'schen Qfficiere u.
s. w. deutcn darauf hin, daß auf der hechre-
rischen und vielleicht anch der illprischen Halb-
insel EtwaS im Werke begriffen ist. Der
Auflösungsprozeß des türkischen Reiches gcht
iinaufhaltsam vorwärts, und es bcdarf nnr
eines Znsammentreffcns günstiger Umstände
für dse Aufstandslustigen, um im nächsten
.Frühjahre Serbien, Bosnien, Montenegro und
die Herzegowina, vieüeicht auch das Land der
Bulgaren und die Gebicte dcr unter türkischer
Oberhohci't befindlichen Griechen in hellcn
Flammen auflodcrn zu laffen.
Deutschlan-
Karlsruhe, 17. Dez. Der vön dem Ab-
geordncien Fridcrich erstattete Bericht über bie
Rechnungsnachwcisungen des gr. Mniisteriums
des gr. Haufts und der auswärtigen Angele-
genheiten und des gr. Staatsministerinms ent-
hält nur zwei wesentliche Piinkte, welche der
Commission zu Bemcrkungen Veranlafsung
gaben. Der eine betrifft die Ertheilung einer
außerordentlichen Gratification von 700 fl. an
den bei der Gesanvtschaft in Paris angestell-
ten Rechtspraktikanten, ungeachtet der einge-
tretenen Gehaltserhöhung der Legationsftcre-
täre auf 2400 fl. Jn Erwartung, daß derartige
Ausgaben in Zukunft nicht mehr porkommen,
glaubt die Commission von einer Beanstandung
abgehen zu können. Der zweite Punkt bezicht
sich auf die Ueberschreitung rer für den An-
bau des Karlsruher Hofthcaters bewilligteu
Summe von 2295 fl. 37 kr. Die Commission
kann gegenüber der Zusichcrung der gr. Re-
gierung, daß eine Uebcrschreitung nicht statt-
finden werde, und auf die sich die Kammer
vertrancnsvoll verlaffcn habe, nicht davon
abstehen, ihr Bedaucrn darüber ausznsprechen,
baß dieselbe dennoch vorgekommen sei. Hin-
sichtlich deS außerordentlichen Mehraufwandes
im außerordentlichen Etat für Bundeslasten
sagt der Bericht wörtlichi „Badens Stände
haben zu allcn Zeiten mik nachahmungswür-
digem Beispiel die Verpflichtungen für das
gemeinsauie Vatrrland opferbereit crfülll. Die
vollständige, vertheidigniigsfähige Heistelluug
der Bundesfestungen wurde im Frühjahr 1859.
zur gebieterischen Nvthwendigkcitwir hoffen,
vaß dic Mängel, welche sich bei dieser Gele-
genheit zeigten, beseitigt und die Schutzwehren
deutscher Grenzmarken in Zeiten der Gefahr
sich auch als uncinnehmbar bewähren." Die
Gcs'ammtausgaben für das auswärtige Mi-
nisterium betragen 314,359 fl. 47 kr. — gc-
genüber der Berwilligung ein Mehr von
63,809 fl., jene für das Staatsministerium
2,670,768 fl., welche ebenfallS ein Mehr von
336,937 fl. enthalten. (B. Lztg.)
Eigener Herd.
Von Hermann Schmid.
(tzortfttzung.)
„Aber wie ist mir denn?" begann «r wieder. „Du
stehst 'ja da wie vcrsteinert und red'st kctn Wort?
Und wenn ich recht seh' tn der Dunkelhett da drin-
nen, so spielst du ja ordentlich alle Farben? Reut'S
dich etwa odcr hast mich nicht begriffen, Lont?" —
„Jch hab' dich nur zu gut bcgriffen", antwortetc
sie endlich mit weincnder Stimme, „aber wie soll
ich mich freuen, wenn ich voraus wetß, daß eS um-
sonst tst? HLttest du mir gesagt, was du »orhast,
dann hättc vielleicht aus oer Sache ctwas werden
können, aber so «ird dir auch die Freude bald in
den Brunncn fallen, «enn ich dir erzählc ..." Hftr
brach das mühsam verhaltene Weinen offcn auS
und unter lautem Schluchzen fuhr sie fort: „Es
ist noch keine Stundc her, daß mtr dcr Müller wie-
der mit ftinen verblümelten Anträgcn nachgegangen
ist — tch hab' im Augenblick auch nicht daran gc-
dacht, was er für cin großcS Thicr ist bei der Ge-
meinde — da hab' ich ihn spotthaft angelassen —
hab' thn eincn alten KuchS gcheißen — «nd «enn
jetzt die Sitzung tst, so wtrst du fthen, er tränkt eS
uns-etn, und macht unö dte ganze Glückseligkeitzu
Waffer."
BaltheS schwteg etnen Augenblick, auch ihn hatte
der bedrnklichc Zwischenfall stutzig gemacht; abcr er
besann fich bald, dcnn ed fühlte, daß eS in keinem
Falle a« thm war, den Muth zu verlieren. „DaS
hättest du fteilich bleiben laffen könncn", sagte cr,
sich hinterm Ohr krauend, „aber da cs einmal so
ist, so erschreckt mich der alte Müllerefel tzoch lange
ntcht! Er ist cben auch etn Einzclner wie jedcr an-
dere tm Ausschuß. Die anderen haben alle nichts
gegen mich unb dich — der Hcrr Pfarrer ist für
uns — wtsch' dir die Augen »b, Loni, eS müßte
schlimm zugehen, wenn dessen Worte nicht mehr
gelten sollten', als was ihncn der Müllcr vorhustet.
Aber zur Vorsicht will ich hinübcr, will nochmal
dcn Herrn Pfarrcr bitten, und auch ein Wörtel
mit dcm Wirth reden. B'hüt dich Gott, Loni! Sci
mir vergnügt und gib mir dic Hand heraus zum
Fenster. Am Abend nach Gebetlcuftn wart' ich
auf dich bei der großen Linde am Sce. Sag ein
ftästigeS Stoßgebet her, «enn's dir gar zu schwer
«ftd um>s Hevz, und aM Abend fehen wft unS wie-
! der alS Braut und Bräuttgam und können das
Fleckchen aussuchen, wo wir unftrn eigcnen Herd
banen wollrn."
Er streckte die Hand zum Fcnster herein, faßte
die Loni'S, welche fie «ortlos hinreichtc, und nach
eincm kräftigen herzlichen Druck war er verschwun-
den. Loni fuhr sich mit den HLnden nach der Stirn,
alS wollte sie ctwas Drückendes dvrt wcgnchmen;
dann ließ fie dieftlben incinandergcfalftt sinken und
stand einen Augenblick wie betend, den Blick zu Bo-
den gekehrt. ZUletzt riß sie fich mit cinem gewalt-
samcn Ruck cmpor und ging wieder ruhig an dte
! unterbrochene Arbcit.
^ Jndeffcn hattc der Wirth im Dorfe die großc
! obcre Stube, s° gut cs anging^ aks Sitzungsfaal
hergerichftt, dcnn da die Gcmeindc cin eigenes Haus
nicht besaß, war ketn anderer gecigneter Platz zu
haben. Ein langer tannener Tisch mit kreuzweift
gestcllten Bcincn war in dic Mitte des länglichten
Merecks geftagen und darum herum dreibetntge
hölzerne Stühle grreiht. Nur am obern Ende des
Tischcs stand für den Hcrrn Pfarrer ein altcr lc-
dcrncr Lehnstuhl mit hoher Lehne und großeu ge-
polsterkn Scitenohren. Gegcnüber am unteln Tisch-
Ni; 3V«. Samstag. 21. Dezember L8«L.
f-f Zur italkenischen unb orienta-
lischen Frage.
So fthr es lvi Jnteresse ber Natioualilät
Jtaliens — welches, bciläufig gesagt, vermvge
seiner historischen Vergangenheit, sowie sciner
örtlichen Lage und politischen Berhältnisse zu
einem Bundesstaate zur Zeit geeignetcr, als
zu einem Einheitsstaate sein dürstc — zu wün-
schen ist, daß die auf den Letztcien hinlenkende
unitarische Richtung nicht gewaltsam unter-
brochen werde, so crgeben fich doch immcr
mehr und mchr Spmplome, welche dft schließ-
liche Vcrwirkiichung vieses Zieles in großen
Zweifel setzen. Solche Zweifcl beginnen An-
fangs sclbst solche Organe der deutschen Preffe
zu faffen, die der einheitlichen Richtung unter
der Acgidc Piemonts fonst eifrig das Wort
redeten. Nicht ohne Grund hat der Minister-
präsident Rieasoli abgelchnt, auf die im Tu-
riner Parlamente hinfichtlich der Znstände
Neapcls eröfsnete Diskusfivn einzugehen. Diesc
trostloscn Zustäyde eines so ost für erloschen
ausgegebenen, und stets wieder mit erneuerter
Krast ausbrechenden Bürgerkricges bilden vor
AUem den wunbestkn Fleck am staatlichen Kör-
per dcs einheitlichen Neuitalsens. Einer der
tapfcrstcn Dcgen der sardinischen Armee, Cial-
dini, zog erfolglos von dannen, und seinem
Nachfolger La Marmora scheint kaum cin bes-
seres Geschick beschieden. AlS dcr gcfährlichstc
Gegncr stellte sich dcr von Spanicn aus oach
Süditalien hinübergekommcnc Oberst Borjes
(sprichBorges)dar, welchcrmchrmals als todt
oder gefangen altsgesqgt, ^) das hervorra-
gende Talcnt der spanischen Kriegskunst iu
der meisterhaften Führung dcs Guerillas- odcr
kleinen Krieges in schr hohem Maaße zu be-
sitzen schien, unv densclbcn trotz einzclner
Niederlagen in einer »ie ruhenden und rasten-
den Äeise mit stetS wechselndem Erfolge in
den gcbirgigen Gegendcn Untcritaliens immer
vvn Neuem entzündete. Trotz 60,000 Mann
sardinischer Truppen, die jcßt durch cine ebenso
starke Macht abgelöst werden sollen, stnd die
Landschaftcn Calabrien und Apülien in vollem
Aufstande, und ist sclbstdienichtunwichtigeSladt
Potenza in dic Hände der Zusurgenten gefallen,
die meistens aus frühern bourbonischcn Sol-
daten bestehend, ein Heer vou 17,000 Mann
bilden und häufig die Landbevölkcrung auf ihrer
Seite haben. Unrer diesen Uinständen sst es
mehr äls eine prahlerische Aeußerung zur Vcr-
hüllung des wahren Sachverhaltes zu betrach-
*) Jn den jüngsten Tagen wlederhölt. DleSmal schelnt
sich die Nachiicht zn bestätigen.
ten, wenn picmontefischer Seits, selbst i'n HS-
hern und offiziöftn Kreisen neuerdings wieder,
mlt Beiskitclasscii Roms von einem mit 300,000
Mann gegcn Venetl'cn zn unternehineiidkn An-
griffe gesprochen wi'rd. Wir haben nculich
schon gbftigt, daß unter den jctzigen Berhält-
niffen Sardinien kaum so viel Äannschaft wi'e
i'in I. 1859 in einem mit Oesterreich ausbre-
chenden Krkge stellen kann.
Der cinzige Mann in Jtalien, welcher bei
den stets im Zünehinen bcgriffenen Berlegrn-
heiten <m Südcn wirksame Hilfe schastcn
könntc, wärc vhne Zweifcl Garibaldi, welcher
ftlbst Meister in Führung des klcinen Krieges
den Gurrillasschaarcn dortselbst sichrr nvch
am ehcsten erfolgreich begegnen, und vermögr
der Popularität, die rr bei allen Klaffen des
Volkes geniest, das Meiste zur Beruhigung
der Gemuther «nd Becndigung des Bürger-
kriegts beitragen dürfte. Es steht aber sehr
in Frage, ob derselbc einer solchen Miffion
sich überhaupt untcrziehen wird. (Vor ci-
niger Zeit beabsichtigte das Tnriner Ca-
binet ihm diese wirklich zu übertragen.) Sein
Geist schcint überdies von großen, weiterschwei-
fknden Plänen in Anspruch genommen, die
anfnichts Gcringeres abzi'clen,alsden National-
wunsch, Venetien Ocsterreich zu entreißen, so
bald als mvglich zn verwirklichen und zu dem
Ende zugleich der jenftits der Adria im Gange
befindlichcn südslavischen Bewegung'die Hand
zu reiche« nnd also die italienische und orien-
talische Frage vereint in Scene zu sctzen. —
Sehr wührscheinlich hatte der an der Grenze
dis schmalen »almatischen Küstenlandes un-
ISngst vorgekommenc Zwischenfall schon eine
hiel-auf hinzielende Bedeutung. Wir meinen
die bedrohliche Haltung des Chefs der Znsnr-
genten ans Bosnien, Herzcgowina nnd Mvn-
tenegro, L«ca Bukalowich, welcher zwischen
Caltaro und Ragusa srlbst unter Bedrohung
österreichischcn Gelnets einen Zugang zum
Meere zu gewinnen suchte. Durch das rasche
und entschl-offene Eingreifen des ddrt stationiren-
den östorreichischen Truppenkörpers wurde frei-
lich diesem Versuche ein so schleuniges Ende
gemacht, daß selbst einer etwaigen höhern,
auswärtigen Protection deffelben ketne Zeit
blieb, ihre» Einflnß geltend zu machen, zumal
da Oesterreich nach allgemeinen völkerrecht-
lichen Normen und besondern mik der Pforte
abgeschlossenen Verträgen hier vvllig in seinem
Rechte war. Auch andere Anzeichen, wie die
Einberufung der Garibaldi'schen Qfficiere u.
s. w. deutcn darauf hin, daß auf der hechre-
rischen und vielleicht anch der illprischen Halb-
insel EtwaS im Werke begriffen ist. Der
Auflösungsprozeß des türkischen Reiches gcht
iinaufhaltsam vorwärts, und es bcdarf nnr
eines Znsammentreffcns günstiger Umstände
für dse Aufstandslustigen, um im nächsten
.Frühjahre Serbien, Bosnien, Montenegro und
die Herzegowina, vieüeicht auch das Land der
Bulgaren und die Gebicte dcr unter türkischer
Oberhohci't befindlichen Griechen in hellcn
Flammen auflodcrn zu laffen.
Deutschlan-
Karlsruhe, 17. Dez. Der vön dem Ab-
geordncien Fridcrich erstattete Bericht über bie
Rechnungsnachwcisungen des gr. Mniisteriums
des gr. Haufts und der auswärtigen Angele-
genheiten und des gr. Staatsministerinms ent-
hält nur zwei wesentliche Piinkte, welche der
Commission zu Bemcrkungen Veranlafsung
gaben. Der eine betrifft die Ertheilung einer
außerordentlichen Gratification von 700 fl. an
den bei der Gesanvtschaft in Paris angestell-
ten Rechtspraktikanten, ungeachtet der einge-
tretenen Gehaltserhöhung der Legationsftcre-
täre auf 2400 fl. Jn Erwartung, daß derartige
Ausgaben in Zukunft nicht mehr porkommen,
glaubt die Commission von einer Beanstandung
abgehen zu können. Der zweite Punkt bezicht
sich auf die Ueberschreitung rer für den An-
bau des Karlsruher Hofthcaters bewilligteu
Summe von 2295 fl. 37 kr. Die Commission
kann gegenüber der Zusichcrung der gr. Re-
gierung, daß eine Uebcrschreitung nicht statt-
finden werde, und auf die sich die Kammer
vertrancnsvoll verlaffcn habe, nicht davon
abstehen, ihr Bedaucrn darüber ausznsprechen,
baß dieselbe dennoch vorgekommen sei. Hin-
sichtlich deS außerordentlichen Mehraufwandes
im außerordentlichen Etat für Bundeslasten
sagt der Bericht wörtlichi „Badens Stände
haben zu allcn Zeiten mik nachahmungswür-
digem Beispiel die Verpflichtungen für das
gemeinsauie Vatrrland opferbereit crfülll. Die
vollständige, vertheidigniigsfähige Heistelluug
der Bundesfestungen wurde im Frühjahr 1859.
zur gebieterischen Nvthwendigkcitwir hoffen,
vaß dic Mängel, welche sich bei dieser Gele-
genheit zeigten, beseitigt und die Schutzwehren
deutscher Grenzmarken in Zeiten der Gefahr
sich auch als uncinnehmbar bewähren." Die
Gcs'ammtausgaben für das auswärtige Mi-
nisterium betragen 314,359 fl. 47 kr. — gc-
genüber der Berwilligung ein Mehr von
63,809 fl., jene für das Staatsministerium
2,670,768 fl., welche ebenfallS ein Mehr von
336,937 fl. enthalten. (B. Lztg.)
Eigener Herd.
Von Hermann Schmid.
(tzortfttzung.)
„Aber wie ist mir denn?" begann «r wieder. „Du
stehst 'ja da wie vcrsteinert und red'st kctn Wort?
Und wenn ich recht seh' tn der Dunkelhett da drin-
nen, so spielst du ja ordentlich alle Farben? Reut'S
dich etwa odcr hast mich nicht begriffen, Lont?" —
„Jch hab' dich nur zu gut bcgriffen", antwortetc
sie endlich mit weincnder Stimme, „aber wie soll
ich mich freuen, wenn ich voraus wetß, daß eS um-
sonst tst? HLttest du mir gesagt, was du »orhast,
dann hättc vielleicht aus oer Sache ctwas werden
können, aber so «ird dir auch die Freude bald in
den Brunncn fallen, «enn ich dir erzählc ..." Hftr
brach das mühsam verhaltene Weinen offcn auS
und unter lautem Schluchzen fuhr sie fort: „Es
ist noch keine Stundc her, daß mtr dcr Müller wie-
der mit ftinen verblümelten Anträgcn nachgegangen
ist — tch hab' im Augenblick auch nicht daran gc-
dacht, was er für cin großcS Thicr ist bei der Ge-
meinde — da hab' ich ihn spotthaft angelassen —
hab' thn eincn alten KuchS gcheißen — «nd «enn
jetzt die Sitzung tst, so wtrst du fthen, er tränkt eS
uns-etn, und macht unö dte ganze Glückseligkeitzu
Waffer."
BaltheS schwteg etnen Augenblick, auch ihn hatte
der bedrnklichc Zwischenfall stutzig gemacht; abcr er
besann fich bald, dcnn ed fühlte, daß eS in keinem
Falle a« thm war, den Muth zu verlieren. „DaS
hättest du fteilich bleiben laffen könncn", sagte cr,
sich hinterm Ohr krauend, „aber da cs einmal so
ist, so erschreckt mich der alte Müllerefel tzoch lange
ntcht! Er ist cben auch etn Einzclner wie jedcr an-
dere tm Ausschuß. Die anderen haben alle nichts
gegen mich unb dich — der Hcrr Pfarrer ist für
uns — wtsch' dir die Augen »b, Loni, eS müßte
schlimm zugehen, wenn dessen Worte nicht mehr
gelten sollten', als was ihncn der Müllcr vorhustet.
Aber zur Vorsicht will ich hinübcr, will nochmal
dcn Herrn Pfarrcr bitten, und auch ein Wörtel
mit dcm Wirth reden. B'hüt dich Gott, Loni! Sci
mir vergnügt und gib mir dic Hand heraus zum
Fenster. Am Abend nach Gebetlcuftn wart' ich
auf dich bei der großen Linde am Sce. Sag ein
ftästigeS Stoßgebet her, «enn's dir gar zu schwer
«ftd um>s Hevz, und aM Abend fehen wft unS wie-
! der alS Braut und Bräuttgam und können das
Fleckchen aussuchen, wo wir unftrn eigcnen Herd
banen wollrn."
Er streckte die Hand zum Fcnster herein, faßte
die Loni'S, welche fie «ortlos hinreichtc, und nach
eincm kräftigen herzlichen Druck war er verschwun-
den. Loni fuhr sich mit den HLnden nach der Stirn,
alS wollte sie ctwas Drückendes dvrt wcgnchmen;
dann ließ fie dieftlben incinandergcfalftt sinken und
stand einen Augenblick wie betend, den Blick zu Bo-
den gekehrt. ZUletzt riß sie fich mit cinem gewalt-
samcn Ruck cmpor und ging wieder ruhig an dte
! unterbrochene Arbcit.
^ Jndeffcn hattc der Wirth im Dorfe die großc
! obcre Stube, s° gut cs anging^ aks Sitzungsfaal
hergerichftt, dcnn da die Gcmeindc cin eigenes Haus
nicht besaß, war ketn anderer gecigneter Platz zu
haben. Ein langer tannener Tisch mit kreuzweift
gestcllten Bcincn war in dic Mitte des länglichten
Merecks geftagen und darum herum dreibetntge
hölzerne Stühle grreiht. Nur am obern Ende des
Tischcs stand für den Hcrrn Pfarrer ein altcr lc-
dcrncr Lehnstuhl mit hoher Lehne und großeu ge-
polsterkn Scitenohren. Gegcnüber am unteln Tisch-