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Heidelberger Zeitung — 1861(Juli bis Dezember)

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Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2815#0424

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M; 247.

Trscheint, Montags ausgenommen, tagkiL.
Preis viertekjädrllch 54 kr.

Sountag, 2». Oktober

ZnsertionSgebühren fur die 3spaltige Petit-
zeile werden mit 2kr., bezw. 3 kr. berecknet.


Deutschland

Karlsruhe, 17. Okt. Eine gcstkcn Mit-
tag cinqclaufcne telegraphische Botschafl aus
St. Pctersbnrq enthält oic erfreulichc Nach-
richt, daß Ihre kais. Hoh. die Großfürstin
Olga (Prinzeffin Cäcilie von Baden) von
einem gesunden Großßürsten glücklich entbunben
wurbe. (B. i'z.)

Frankfurt, 17. Okt. Die „Wes. Ztg."
theilt den preußisch-breuiischen Plan zur
Schöpfung einer deutschcn Flotte mit, deffen
Ursprung übrigens in Bremen zu suchcn ist;
und dcr Telegrapb meldet, daß die Hainburgcr
Bürgerschaft gestern Abcnd spät ihrcn Senat
zu ersuchen beschloffen hat, er wolle baldmög-
lichß-einen nach Bremens Vorgang gestaltetcn
Antrag bei ihr einbringen. Damit ist das
Eis gebrochen, das unsere Flotte bisher ge-
fangen hielt. Die „Weserzeitung" würde jenen
Plan kaum mitzutheilcn in der Lage sein,
wären die Vertrauensmänner der Bremer
Bürgerschaft nicht bcreits mit dem Senäte
cinig. Zndem wir uns vorbehalten, die Mit-
theilnng der „Wrserzeitung" ihrcm ganzen
Umsang nach wieverzizqeben, entnehmen wir
ihr vorlänfig iü Kürzc dic Grundzüge des in
Breinen aufgesteüken Plans. Darnach über-
nimmt Preußcn dic Herstellung einer Flotte,
welche gegen Däncmark und zum Schutz der
deutschen Flaggc in Ost-Asien u. s. w. gcnügt.
Allcn Deutschen steht dzr Eintritt in die Flotte
frci, welche dcn Rcquisitione» der Consuln
der übrigen deutschen Staaten ebensv guk, wie
den preußischen Folge l'eistct. Die dcutsche»
Regierungen zahten, die Contrvle vophehaltlich,
einen Beitrag zur Flotte. Das Floitenbudget
Preußens wird zu ist/z Mill. Thalern angc-
noyimen. Die Binnenstaaten zahlen 2 Sil-.
bergroschen per Kopf ber Bevölkerung, in
Siiinma 900,000 Thlr., die Küstenstaaten 3
Sgr., in Summa 260,000 Thlr. und die Han-
sestädte 12 Sgr., in Summa 140,000 Thlr.

Stuttgarr, 16. Oet. Jn der heutigen
bis 3 Uhr Nachmittags daucrnden. Sitzung dcr
Kammer der Standesherrn kam zum ersten-
male 'die Convention mit dem römischen Stuhl
zur Sprache. Das hohe Haus heschloß je-
doch, seine Hänbe für alle Fälle in Unschuld
zu waschen, indem es den Antrag seiner
staatsrechtlichen Commiffion annahm: sür jetzt
cinen bestimmte» Antrag nicht zu stellen, da-
gegen einen Antrag dcs Fürsten Hohenlohe-
Waldenburg: den König zu bitten, er möge
sich aufs neue mit bem Papste in freundschaft-
liches Einvernehmen setzen, mit 18 Stimmen

gegen 8 verwarf. Dennoch ging die Sache
nicht so vhne allc Opposition von katholischer
Seite vorüber, indem die Mehrhcit der staats-
rcchtlichen Commiffion, aus kem Fürsten vvn
Oetkinqen-Wallerstein, dem Fürsten v. Walb-
burg Wolsegg und dem Frhrn. v. Sießcn be-
stehend, die nachsolgende Verwahrung in's
Protvkoll des Hauses niederlegte: „Das k.
Rescrixt vom 13. Juni, K I. reiht an die
Erklärunq, daß in Folge des von der Kam-
mcr der Äbgeordncten gefaßten Bcschluffes der
mit der römischcn Kurie abgeschloffenen Ueber-
einknnft eine rechtlich verbindliche Kraft nicht
zukomme, die principiellen Sätze: s) daß für
dic Rcgelung jener Verhältniffe, welchc ben
Inhalt der abgeschloffenen Cvnvention aus-
machcn, nnr das betreffenbe (Landes-) Gesetz
nebst ven dazu gehörigen Verordnungen die
Rcchtsquellc bilde, und daß b) es sich von
selbst verftehc, daß dem zu erlaffenden Gesetze,
sqwic ben betreffenden Verordnungen und Ver-
fügungen keine andere rechtlichc Ratur zn-
kommen könne, als jedem andern Gesetze, bc-
ziehungsweise Verordnung ober Versügung.
Diese Sätzc stnd nach dxr Ueberzellgung der
genannte» Commiffionsmitglieder unvereinbar
mit dem Organismus der Hierarchie ber nicht
erst jetzt zu recipirendcn kathvlischen Kirche.
Sie widerstreiten aber auch ben dicser Kirche
zur Seite stchenben verfaffüngsmäßigen Rech-
ten.und Sicherungcn , uK> jenc Commiffions-
mitglieder fühlen stch daher gedrungen, dagegcn
Verwahrung einzulegen." Dieser Verwahrung
schloffen sich denn auch sämmtliäie kathvlische
Standcshcrien an. (N- F- Z-)

Stuttszart, 16. Oct. Zn der Abgeord-
iickensitzung vom hcutigen äußerte sich der Abg.
Hopf über dic Auflage auf öffenlliche Blätter
für deren Versendung durch dic Post mit der
Anfrage, vb nicht diese bedeutende indirecte
Auflage auf den einzclnen Bürgcr ermäßigt
wervev könnc. (Der Aufschlag ist 50 pCt.
aus den Nettopreis.) Dic Postgebührcn, ant-
wortet der Dep.-Chef, seien durch den Post-
vereinsvertrag regulirt. An diese Bestimmun-
gcn habe sich auch die württ. Postverwaltung
gehalten, und zwar für dcn internen Verkehr
mit einer bedeukenden Ermäßigung. Dazu sei
zu bemerken, daß in Württemberg kcinc Stem-
pelabgabe wie in andcrn Ländern erhoben
werdc (aber Eiiikouimensteuer). Er unterstclle
eS ber Erwägnng der Kammer, vb die Ge-
bühren bei uns nicht sehr mäßig bemcffen seien.
Hölder: Für einc Ermäßigung dicser Gebühren
sprcchcn gcwichtige Grünbe; es sei die ver-
schicdcne Bchanblung bei politischen und nicht-

politischen Blättern in keiner Weise crklärt,
und es liegc in dem unglcichen Tarif eine ab-
sichtliche Benachtheiligung der politischen Blät-
ter, wozu die Vcrwaltung Vvn sich aus keincS-
wegs berechtigt sei. Dep.-Chef: Ein Untcr-
schicd in.Beziehung der Versendung von po-
litischen und nichtpvlitischen Blättern begchc
allerdings, sofcrn dic Bemühungen zu Beför-
dcrung politischer Blätter, welche rascher in
die Hände der Abonnenten kommcn müffen,
für die Post größere seieii. Fetzer: Es schcine,
der bestehendc Taris sei aus einem gcwiffen
Haß gegen die polikischen Blätter hcrvorge-
gangen. Schott: Man svllte das Kind beim
Namen ncnnen: es erklärc sich dic Differcnz
bei dem Tarü lcdiglich daraus, daß dic leiten-
den Mächte der Ansicht gewcsen seien, man
müffe die Agitation, welche durch die Preffe
unterhaitcii werde, möglichst zu erschweren
suchen. Dic Regieruiigcn sollten, anftatt Er-
schwerungen eintreten zu laffen, vielmehr das
Möglichste thun, um den polirischen Gedanken-
austausch in Deutschland zn erleichtern. Höl-
der fügt noch hinzu, daß aui die frühcrc Bitte
der Kammer auf Ermäßigung dcs Postauf-
schlages eine Antwort an die Kammer noch
nicht erfolgt sei. Duvernop: Der Gcgcnstand
sei damals von ällen Sestcn gründlich be-
leuchtet worden, und er glaube das Gesuch
an de» Departementschef richten zu dürfen,
dem Gegenstanb seine volle Aufmerksamkeit zu
schenkcn. Dep.-Chef: Die Gebühr sei ancr-
kanntermaßen keine zn große für die täglichen
Bemühungen bci dcr Post. Er gestehe, daß
ihm bis auf heute nicht bekannt sei, ob bei
Entwersung dcs Tarifes eine Erwägunq po-
liti'schcr Art mitgewirkl habe. Äuch wolle er,
da es gewünscht werde, einer Erwägung der
Sache sich nicht verschließen. Repscher bemcrkt,
baß auch er nichl cinsehe, warum cin Unter-
l'chied zwischen der Beförderung von politischen
und nichkpolitischen Blättern bestehc. Za nur
noch leichter zu befvrdern seicn die pojitischen
Biätter, benn es' werdcn ja immer so viele
Nummern derselben consiscirt. (Heiterkeit.)
Hiermit wurde der Gegenstand von der Kam-
mer vcrlaffen. (S. M.)

München, 14. Okt. Der Umbscheidensche
Antrag auf Erhcbung von Beschwerde gegen
dcn phälzischcn Generalstaatsprokurator von
Schmitl wegen Verfaffungsverletzung ist heule
im Sinnc bes Ausschußgutachtens (die Bc-
schwerde an sich für begründct zu erklärcn,
jcdoch in Anbetracht der seitdem geänderteu
Verhältniffe von ihr Umgang zu nehmen) wit
großer Majorität erlediqt worden. Zu Gun-

Dir Huberbäuerin.

Von Herinann Schmid.

(Fortsetzung.)

TodeSbleich stand fie da, aber aufrecht und keck
wie immer, und thre funkelnden Augen machten
mit dem Ausdrucke des wildesten Haffes die Runde
unter den Umstehendcn. Auch Rosel war darunter,
denn da das Gericht nothwcndig die Anzeige prü-
fen mußtc, hatte man fich ihrer Person verfichert
und fie zu dem nächtlichen Streifzug mitgcnommen.

„Also Dir hab ich's zu verdanken!" knirschte die
Huberin, als fie das Mädchen erblickte, „jetzt be-
greif' ich Alles — aber es gcschieht mir ganz recht,
warum hab' ich mich aus den Weiberlapp von
einem Burschen verlaffen!"

„Das brave Mädchen", sagte' der Beamrc mit
gebictcrischer Würde, „hat seine traurige Schuldig-
kcit gewiffenhast gethan, und Jhr seht, daß ich
doch Recht hatte, als ich vor ein paar Tagen
Euch zuricf, es sei nichts so fein gesponnen, «s
kommt an die Sonnen."

Trotzig schwieg das Weth und ließ fich abführen,

als die Wagen angekommcn «aren, fie mit ihren
Genoffen tn's Gefängniß zu bringen.

Als der Zug das nächste Dorf erreicht hatre,
strömte ihm, obwohl kaum der Morgen grautc,
Alt und Juug darauS entgcgen; als dte Wagen
geholt wordcn waren, hatte sich das Gcrücht ver-
breitct, der rothe Hannickel und scine Bande set
gefangcn, die schöne Hubertn set der Räuberhaupt-
mann gcwesen, und so gericth wie bci einem
plötzlich cntstandenen Brandc das Dorf und bald
die ganze Umgcgend in Allarm. Wüthcnd drängte
sich das Landvolk in dichten Schaaren um -die
Wagen, Drohungen und Verwünschungen crschall-
tcn von allen Seiten, und hätte nicht die Escorte
von Svldaten sie umgeben, so wäre sicher wenig-
stens dic schöne Huberin das Opfer der allgemcinen
Erbittcrung gcworden. Sie blicktc kalt und lachcnd
aus die tobende Wenge hin, und der in jeder Ort-
schaft fich stcigernde und wiedcrholende Empfang
schlen ihrem wildcn Stolze zu schmeicheln.

Allmählich und bei anbrcchendcin Morgen kam
man dem Huberhofe näher, und es mochten wohl
Empfindungen. cigener Art sein, welche die Ge-
fangene ergriffen, als daS sthöne Befitzthuui so

stattlich und friedlich hernicdcrsah; fie schien einen
Augcnblick erschüttert, abcr auch nur cinen Augenblick,
dayn wandte sie sich ab — ihr scharfes Auge hatte
schndll auch dort die bunten Farben von Uniformen
und das Blitzen von Gewehren bcmerkt.

Währcnd dcr Strcifzug zur Aufhcbung der
Bande abgcgangen war, hatte glcichzeitig eine
Äbtheilung dcn Huberhof umstellt und vcrlangte
Einlaß. Das ganze Haus wurde durchsucht, aber
nichts Auffallendes gcfundcn, als die verborgcn in
den Hcuboden eingcbaute Kammer, welchc durch
dcn Wandkastcn in die oberr Stube führtc. Wahr-
scheinlich wurdc fle in der Rcgcl als Versteck der
Waffen, Maskcn und dcr Beute benutzt, doch
wurde nicht dasKleinstc vorgefunden, was ben Ver-
dacht bcstätigen konnte, das Nest war vollständig
ausgeräumt. Dagcgcn ergab die Durchsuchung et-
was, was man nicht vcrmuthet hatte, denn die
sinnlose Gcwiffeiiöangsp Paul« und dcr Schrecken
des BauerS, als fic dic Gerichtspersonen erblickten,
führten zur Entdeckung des an Hans verübten
Mordcs. Der hicr thättge Bcamte saumte nicht,
ihre Bkkciintniffe festzuhalten und sn thrcr Be-
gleitung die Ausgrabung dcr Leiche vorzunehmen.
 
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