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Samstag, 13 Oktober
Deutschland
Kai lsruhe, 10. Okt. Seme Könkgltche Hohett der
Großherzog haben unter dem 2. d. M. gnädtgst ge-
ruht, den Amtsrevisor Rothmund tn PfuUendorf auf
das AmtSrevtsorat Wolfach.zu versetzen.
KtirlSruhe, 10. Okt. Durch Allerhöchste OrdreS vom
8. d. M. wird dcm Lieutenant v. Porbeck vom Fekd-
artillrrte-Negtment dte unterthänlgst nachgesuchte Erlaubniß
ertheilt, den thm von Sr. Maj. dem König voo Preußen
verltchenen Rothen-Adler-Orden 4. Classe annehmen und
tragen zu dürfem
AlS Lehrer der höheren Officiersschnlc werden befthligt:
Oberst v. Beck. Commaudant deS CavettencorpS, Haupt«
mann KrauS vom Generalstab, Hauptmann Hofmanu
vom Feldarrtllerie-Negiment. Lteutenant Schnetder vom
(1) Leib-Grcnadtcrregkment wird als Lehrer zum Cadetten-
corpS befchligt. Oberlieutenant Rhetnau vom (1>) detb-
Grenadterregtment, bisher commandtrt als AufsichtSofficter
zum Cadettencorps, tritt tn daS Regiment zurück, und
Oberltcuienant Sievert vom 5. Znfanterteregiment wird
alS Aufsichtsofficter zum CadettencorpS befehltgt. Lteute-
nant Oberhofer vom 1. Füsilterbatatllon wtrd der Dtenst»
letstung bet der Ptonntcrcompagnte enthoben, uud Ltktttrvant
Schonhardt vom L. FüsilierbataiUon zur Dtenstleistung
bet derselben befehligt.
KarlSruhe, 4. Okt. Die Gesetzesvorla-
gen an ben nächsten Landtag beginnen etwas
schärfer hcrvorzutreien. Zwar glaubt man
nicht an eine Reform der Verwaltung. Wohl
aber soU in der Rechtspslege das Collegial-
spstem eingeführt unb auch wirklich durchge-
führt werden. Eine frühere »fficiöse Ändeu-
tung hatte sogar noch vor wenigen Monaten,
wenigstens in der Strafrechtspsiege, die bishe-
rige Gesetzgebung vorerst aufrecht erhaltcn wiffen
wollen. Gerade hier treten aber die Mißstände
des Einzelverfahrens nicht nur am schärfsten,
sondern zugleich am gefährlichsten heraus.
Der Angeklagtc ist, wie dies in der Baum-
bach'schen Vertheidigung (Zeboch ohne jeden
Bezug auf den spcciell betheiligtcn hvchst eh-
renwcrthen Beamten) so stark betont wnrdc,
ohne Hülfe und Beistand dem Ermcffen ei-
neS einzelnen Richters preisgegeben. Wo gar
noch die erste Znstanz auch das Urtheil zu
geben hat oder das Hofgericht urtheilen muß,
ohne daß man den Angeklagten gcsehen und
gehört hat, da fchlen so ziemlich aber Bürff-
'schaften, welche der moderne Staat für die
Sicherhcit der Rechtfprechung verlängt. Hier
will ur.d muß nun die Gesetzgebung nach ei-
nem 10jährigen Provisorium Hülfe schaffen.
Die „Karlsr. Ztg." stellt die in öffentlichen
Dlättekn erwähntc Conferenz der Minister
v. Roggenbach, v. Seebach und v. Watzdorf
in Abredc.
Durlach, 9. Opt. Gestern von 11 Uhr
Vormittags bis nach 3 Uhr Nachmittags fand
dahier die Versammlung der badifchen Volks-
schullehrer auf Grund der von dem Ausschuß
Air Hubrrbäuerin.
Von Hermann Schmid.
(Fortsetzung.)
Endlich ermannte sich Rosel. „Mit dem Flennen
tst da nichts genutzt", sagte sie, „da muß angcpackt
werden. Jch «ill Dich nit verstoßen, armer Hans,
aber Du mußt mir versprechen, daß Du thust, «as
ich von Dir verlang'."
Sic streckte dic Hand aus dem Fenster; Hans cr-
griff sic bcgierig uud drücktc sic zum Zeichen seines
Gelöbniffes.
„Dann gehst Du morgen in aller Früh' nach Er-
ding, meldcst Dich beim Herrn Landrichter und er-
zählst und gestehst ihm AlleS haarklein..."
Hans fuhr zurück. „Zum Landrichter? Aber dcnkst
Du auch ... er wird mich festhalten, tn's Loch stecken,
«ird..."
„Das wird er freilich thun", entgcgnete Rosel
traurig, „aber cs muß scin. Du mußt Dein Rccht
leidcn von dcr weltlichen Obrigkcit, wcnn Du im
Himmel wieder angenommcn werden willst alS der
perlorne Sohn..
entworfenen gedruckten Anträge Statt. Wir
werden Len ausführlicheren Bericht darübcr
morgen mitthcilen.
Kchl, 10. Okt. Die Karlsr. Ztg. schreibt
von hier: Mit Befriedigung hat das reisenke
Publtkum dic neuliche Anordnung des großh.
Handelsministeriums in Betreff der Annahme
der Frankfurter Banknoten und großh. heffi-
schen Grundrentenscheine bci dcn Post- und
Eiscnbahukaffen bes Landes vernommen. Frü-
her war die Annahmc dicser Geldfcheine den
erwähntcn Kaffcn untersagt. Nunmehr find
außcr dem badischen Papiergeld bei diesen
Kasscn annahmsfähig die württembergischen,
baperischen, hessen darmstädtischen und Frank-
furter Gclbpapierscheiiie, sowic die Thaler-
scheine der prenßischcn Regierung und Bank.
Emmendintten, 6. Okt. Gestern fand
im Rathhaussaale dahier unter dem Vvrsitze
des seiiherigen Adg. Bürgeiineisters Bär von
Eichstetien eine Vorberathung zur Deputirten-
wahl statt, bei welchcr beinahe fämintlichc
Wahlmänner erschienen waren. Bei der
ziemlich stürmischen Verhandlung ergab sich
kein bestimmles Resultat. Da kine Wieder-
erwählung Där's nicht in Aussicht steht, weil
er die Wiedererwählung selbst nicht wünscht,
sv theilen sich die Stimmen zwischen dem
frühern Abg. Helbing unb bem Bürgermeister
Wenzler hier, dcr auch als Kandidai anfge-
treten ist.
Stuttgart, 8. Oki. Die Streckc dcr
Oberneckarbahii von Reutlingen über Tübingen
nach Rottenburg wird nächsten Samstag nach
seierlicher Eröffnungsfahrt dein Betrieb über-
geben,
Bei einer Versammlnug der zur Ansstellung
angkwklbetci, ivürttkmbergischen Znbustriellen
wiirdc der Beschluß gefaßt, (man höre und
ftaunr), „es möchten dic württembcrgischen
Ausstelluilgsgegenstände cincm Eommiffariale
Mergkbey nnd von diesem'in einer würitem-
bergischen,-einen inlegrirendcn Theil der deut-
schen Ausstrllung bilbenden unb als solche
keniibar gcmachlen Abtheilvng Dcutschlands
auSgcstkllt werdeii; es möchten aber auch ferner
dobei, soweit Lokal und Gcgenstände es zu-
iaffen, diejcnigcn Waaren der deutschen Län-
dek, welchc gleichen Klaffen angehören, mög-
lichst aiiksnander gereihl werben." Es ltegl
auf der Haud, daß die Ausführung des «rsten
TheilS bieses Beschlusses die des zweitcn
durchauS unuiögiich neben dcm ersten macht,
denn man kann nicht gleichzeiiig die württcm-
bergischen Zndustrieerzeugniffe-zusammensteüen,
ohne bic deutschen Erzengniffe Einer Gatiung
„Aber Rosel — könni' ich denn ntcht..."
„Davon geh'n, mcinst Du? Unb das schlechte Ge-
wissen hcrnmtragen in dcr weitcn Welt? Und schuld
sein, daß hicr noch mehr Unheil geschieht? Und ein-
mal hinfahren als ein verstcckter und verstockter
Sünder? — Ncin, Hans, ds muß sein, wie ich sag'.."
„Dann bin ich doch ein verlorner Mensch", jam-
mertc Hans. „Wer wciß, welche Straf' sie mir
zusprechen..."
„Das wciß ich auch nicht, aber das Gericht und
der König wird's Dir gewiß anrechnen, wenn Du
von srcien Siückcn kommst und Ursach' bist, daß
dem Unheil ein End' gemachi wird..."
„Und «enn sie'S auch thun, ich muß doch tn's
ZuchthauS, «er «eiß auf wie lang', und wenn ich
ja wicder herauS komm', was ist's dann mit mir?
Dann deuten die Kinder mit den Fingern anf mich,
Niemand will von demZuchthäuslcr, von dem Sträf-
ling was wiffen, nnd Alle weichen vor mir aus,
wie vor dem böscn Feind!"
„Alle, Hans?" sagte Rosel innig. „Nein, Allc
nicht! Und wenn Dich ZedeS »erstoßt, ich werd's
nicht thun. Jch will morgen den sauren Gang zum
Gcrtcht mtt Dir machen; »ber ich «ill mich Deiner
von einander zu irennen. Man meint eS auch
offenbar mit dem zweitcn Beschluß nicht recht
ernft, denn in den Moliven des Bcschluffcs
heißt es, „daß es sich darum handle, Würt«
lembcrg als eiu gewerbliches Productionsland
auf dem Wellmarkt einzuführcu, so daß die
Käufer mit der Landkarte in der Hand den
Weg beffer zu den Prvdiicenten sindrn kön-
neiis' u. s. w. Außerdem wurde in der Ver-
sammlung'mitgetheiik, daß Hannover, Brauu-
schweig und Sachsen bereits erklärt häkten,
daß sie sich nicht in eine dcuischc Ausstcllung
einreihen laffen wollen. Also Pariicularismus
im Süvcn wie im Norden. Jndeffen haben
wir Grund anzunchmen, daß auf der erwähn-
ren Versammlung nur ein kleiner Thesl der
württembergischen ZnbustrieUen vertreten war,
Wollen dieselben aber nicht alle vor der Welt
als Particularisten und kraffe Egvisten er-
scheinen, wozu ihr kürzüches Votum in der
Zoüvereinsfrage ohnehin Anlaß geben muß,
so mögcn sie stch zusammenlhun und ihre Ge-
sinnungen durch einc gemcinschafiliche Kund-
gebung bethätigen, damit auch nichl von ihnen
gesagt werdcn müffe, daß es in Deutschianb
Klaffen unb Siänve gibt, welchc dem Eini-
gungsdrange der Raiion mehr Hinderniffc in
ben Weg lcgcn, als pie Regierungen selbst.
(F. Hdzt.)
Dresden, 7. Okt. Dic Gewehrc ker
sächsischen Jnsanterie, welche erst im verstos-
senen Jahre aus Lüttich hierher geüefert nnd
nvch nicht einmal sämmtlich eingeschoffen ware»,
siud au die uvrdamerikanischc Union vcrkäuft
worden. Die sächsische Rcgicrung erhäii für
jedes Gewehr nvch 2 Thir. mehr, als sie selbst
bezahlt hat.
Berlin, 7. Oct. Ei'n Privattelegramin
aus Älerandrien meldei, daß der Nil plötzüch
243 Fuß (?) gesticgen ist unb großen Scha-
den angerichtet, unker Anderen 3 Meilen Ei-
senbahn - und Telegraphenstrecke zerstört
und einen Palast beS PaschaS unter Waffer
gesetzt hat.
Berlin, 8. Oct. Jm Gegcnsatze zu den
Manisestationen berjenigen Hanbwerker, welche
sich vom Anschluffe an die konservattve (feu-
dale) Partci allcs Heil verfprochen, waren
gestern hier gleichzeitig zwei großc Hand-
werkerversammiungen vereinigt, die sußer
bem polilischen ein hohes sociaies Jntereffe
ansprcchen. Einig im absolutcn Gegensatze
gegen alle Feudalherrschait haben sie das
Programm der deutschen Fortschrittspartei,
ausbrücküch jedoch mil ben Zusätzcn deö volks-
thümüchen Wahivereins, welche aus Aufhe-
auch nkcht schämen, «enn Du in der Strüf' bist.
Jch komm' zu Dir, so oft es sein darf, und tröst'
Dich, damit Du nicht verzweifelst und sv recht be-
reu'st, waS Du verbrochen hast. Und wenn sie Pich
wieder frei laffen, dann wird die Roscl am Zucht-
hausthor steh'n und sich Deincr «icder »it schämen,
sondern bei Dir bleibcn und mit Dir aushaüen,
'was kommt..."
„Roscl... o Du leibhaftiger Engel", schluchzte
Hans erschüttert. „Rvscl ... das wollteft Du rhun?"
„Jch versprech' Dir's, HanS, so g'wiß, als ich
einmal mit mcin' guten Muttcrl im Himmel z'sam-
mcn kommen will! Zm Land, wo Dtch Älles kcnnt,
könncn «ir dann frcilich nichi bleiben... aber dann
gch'n wir mtteinander fort. Es wird schon ein
Plätzl gcben in dcr weiten Wett, «o wtr uns ver-
dergen und unscrBiffel Brod verdienen können...
Willst Du?"
„Jch will", sagte Hans ... „aber was mach' ich
nun mii dem Zettel da? Den soll ich unter das
Armenseclcnbild stecken am Marterstöckl im Schwarz-
bühcl ... es ist die Bestellung für dte Andern zu
etnem neuen Einbruch..." (Forts. f.)
Samstag, 13 Oktober
Deutschland
Kai lsruhe, 10. Okt. Seme Könkgltche Hohett der
Großherzog haben unter dem 2. d. M. gnädtgst ge-
ruht, den Amtsrevisor Rothmund tn PfuUendorf auf
das AmtSrevtsorat Wolfach.zu versetzen.
KtirlSruhe, 10. Okt. Durch Allerhöchste OrdreS vom
8. d. M. wird dcm Lieutenant v. Porbeck vom Fekd-
artillrrte-Negtment dte unterthänlgst nachgesuchte Erlaubniß
ertheilt, den thm von Sr. Maj. dem König voo Preußen
verltchenen Rothen-Adler-Orden 4. Classe annehmen und
tragen zu dürfem
AlS Lehrer der höheren Officiersschnlc werden befthligt:
Oberst v. Beck. Commaudant deS CavettencorpS, Haupt«
mann KrauS vom Generalstab, Hauptmann Hofmanu
vom Feldarrtllerie-Negiment. Lteutenant Schnetder vom
(1) Leib-Grcnadtcrregkment wird als Lehrer zum Cadetten-
corpS befchligt. Oberlieutenant Rhetnau vom (1>) detb-
Grenadterregtment, bisher commandtrt als AufsichtSofficter
zum Cadettencorps, tritt tn daS Regiment zurück, und
Oberltcuienant Sievert vom 5. Znfanterteregiment wird
alS Aufsichtsofficter zum CadettencorpS befehltgt. Lteute-
nant Oberhofer vom 1. Füsilterbatatllon wtrd der Dtenst»
letstung bet der Ptonntcrcompagnte enthoben, uud Ltktttrvant
Schonhardt vom L. FüsilierbataiUon zur Dtenstleistung
bet derselben befehligt.
KarlSruhe, 4. Okt. Die Gesetzesvorla-
gen an ben nächsten Landtag beginnen etwas
schärfer hcrvorzutreien. Zwar glaubt man
nicht an eine Reform der Verwaltung. Wohl
aber soU in der Rechtspslege das Collegial-
spstem eingeführt unb auch wirklich durchge-
führt werden. Eine frühere »fficiöse Ändeu-
tung hatte sogar noch vor wenigen Monaten,
wenigstens in der Strafrechtspsiege, die bishe-
rige Gesetzgebung vorerst aufrecht erhaltcn wiffen
wollen. Gerade hier treten aber die Mißstände
des Einzelverfahrens nicht nur am schärfsten,
sondern zugleich am gefährlichsten heraus.
Der Angeklagtc ist, wie dies in der Baum-
bach'schen Vertheidigung (Zeboch ohne jeden
Bezug auf den spcciell betheiligtcn hvchst eh-
renwcrthen Beamten) so stark betont wnrdc,
ohne Hülfe und Beistand dem Ermcffen ei-
neS einzelnen Richters preisgegeben. Wo gar
noch die erste Znstanz auch das Urtheil zu
geben hat oder das Hofgericht urtheilen muß,
ohne daß man den Angeklagten gcsehen und
gehört hat, da fchlen so ziemlich aber Bürff-
'schaften, welche der moderne Staat für die
Sicherhcit der Rechtfprechung verlängt. Hier
will ur.d muß nun die Gesetzgebung nach ei-
nem 10jährigen Provisorium Hülfe schaffen.
Die „Karlsr. Ztg." stellt die in öffentlichen
Dlättekn erwähntc Conferenz der Minister
v. Roggenbach, v. Seebach und v. Watzdorf
in Abredc.
Durlach, 9. Opt. Gestern von 11 Uhr
Vormittags bis nach 3 Uhr Nachmittags fand
dahier die Versammlung der badifchen Volks-
schullehrer auf Grund der von dem Ausschuß
Air Hubrrbäuerin.
Von Hermann Schmid.
(Fortsetzung.)
Endlich ermannte sich Rosel. „Mit dem Flennen
tst da nichts genutzt", sagte sie, „da muß angcpackt
werden. Jch «ill Dich nit verstoßen, armer Hans,
aber Du mußt mir versprechen, daß Du thust, «as
ich von Dir verlang'."
Sic streckte dic Hand aus dem Fenster; Hans cr-
griff sic bcgierig uud drücktc sic zum Zeichen seines
Gelöbniffes.
„Dann gehst Du morgen in aller Früh' nach Er-
ding, meldcst Dich beim Herrn Landrichter und er-
zählst und gestehst ihm AlleS haarklein..."
Hans fuhr zurück. „Zum Landrichter? Aber dcnkst
Du auch ... er wird mich festhalten, tn's Loch stecken,
«ird..."
„Das wird er freilich thun", entgcgnete Rosel
traurig, „aber cs muß scin. Du mußt Dein Rccht
leidcn von dcr weltlichen Obrigkcit, wcnn Du im
Himmel wieder angenommcn werden willst alS der
perlorne Sohn..
entworfenen gedruckten Anträge Statt. Wir
werden Len ausführlicheren Bericht darübcr
morgen mitthcilen.
Kchl, 10. Okt. Die Karlsr. Ztg. schreibt
von hier: Mit Befriedigung hat das reisenke
Publtkum dic neuliche Anordnung des großh.
Handelsministeriums in Betreff der Annahme
der Frankfurter Banknoten und großh. heffi-
schen Grundrentenscheine bci dcn Post- und
Eiscnbahukaffen bes Landes vernommen. Frü-
her war die Annahmc dicser Geldfcheine den
erwähntcn Kaffcn untersagt. Nunmehr find
außcr dem badischen Papiergeld bei diesen
Kasscn annahmsfähig die württembergischen,
baperischen, hessen darmstädtischen und Frank-
furter Gclbpapierscheiiie, sowic die Thaler-
scheine der prenßischcn Regierung und Bank.
Emmendintten, 6. Okt. Gestern fand
im Rathhaussaale dahier unter dem Vvrsitze
des seiiherigen Adg. Bürgeiineisters Bär von
Eichstetien eine Vorberathung zur Deputirten-
wahl statt, bei welchcr beinahe fämintlichc
Wahlmänner erschienen waren. Bei der
ziemlich stürmischen Verhandlung ergab sich
kein bestimmles Resultat. Da kine Wieder-
erwählung Där's nicht in Aussicht steht, weil
er die Wiedererwählung selbst nicht wünscht,
sv theilen sich die Stimmen zwischen dem
frühern Abg. Helbing unb bem Bürgermeister
Wenzler hier, dcr auch als Kandidai anfge-
treten ist.
Stuttgart, 8. Oki. Die Streckc dcr
Oberneckarbahii von Reutlingen über Tübingen
nach Rottenburg wird nächsten Samstag nach
seierlicher Eröffnungsfahrt dein Betrieb über-
geben,
Bei einer Versammlnug der zur Ansstellung
angkwklbetci, ivürttkmbergischen Znbustriellen
wiirdc der Beschluß gefaßt, (man höre und
ftaunr), „es möchten dic württembcrgischen
Ausstelluilgsgegenstände cincm Eommiffariale
Mergkbey nnd von diesem'in einer würitem-
bergischen,-einen inlegrirendcn Theil der deut-
schen Ausstrllung bilbenden unb als solche
keniibar gcmachlen Abtheilvng Dcutschlands
auSgcstkllt werdeii; es möchten aber auch ferner
dobei, soweit Lokal und Gcgenstände es zu-
iaffen, diejcnigcn Waaren der deutschen Län-
dek, welchc gleichen Klaffen angehören, mög-
lichst aiiksnander gereihl werben." Es ltegl
auf der Haud, daß die Ausführung des «rsten
TheilS bieses Beschlusses die des zweitcn
durchauS unuiögiich neben dcm ersten macht,
denn man kann nicht gleichzeiiig die württcm-
bergischen Zndustrieerzeugniffe-zusammensteüen,
ohne bic deutschen Erzengniffe Einer Gatiung
„Aber Rosel — könni' ich denn ntcht..."
„Davon geh'n, mcinst Du? Unb das schlechte Ge-
wissen hcrnmtragen in dcr weitcn Welt? Und schuld
sein, daß hicr noch mehr Unheil geschieht? Und ein-
mal hinfahren als ein verstcckter und verstockter
Sünder? — Ncin, Hans, ds muß sein, wie ich sag'.."
„Dann bin ich doch ein verlorner Mensch", jam-
mertc Hans. „Wer wciß, welche Straf' sie mir
zusprechen..."
„Das wciß ich auch nicht, aber das Gericht und
der König wird's Dir gewiß anrechnen, wenn Du
von srcien Siückcn kommst und Ursach' bist, daß
dem Unheil ein End' gemachi wird..."
„Und «enn sie'S auch thun, ich muß doch tn's
ZuchthauS, «er «eiß auf wie lang', und wenn ich
ja wicder herauS komm', was ist's dann mit mir?
Dann deuten die Kinder mit den Fingern anf mich,
Niemand will von demZuchthäuslcr, von dem Sträf-
ling was wiffen, nnd Alle weichen vor mir aus,
wie vor dem böscn Feind!"
„Alle, Hans?" sagte Rosel innig. „Nein, Allc
nicht! Und wenn Dich ZedeS »erstoßt, ich werd's
nicht thun. Jch will morgen den sauren Gang zum
Gcrtcht mtt Dir machen; »ber ich «ill mich Deiner
von einander zu irennen. Man meint eS auch
offenbar mit dem zweitcn Beschluß nicht recht
ernft, denn in den Moliven des Bcschluffcs
heißt es, „daß es sich darum handle, Würt«
lembcrg als eiu gewerbliches Productionsland
auf dem Wellmarkt einzuführcu, so daß die
Käufer mit der Landkarte in der Hand den
Weg beffer zu den Prvdiicenten sindrn kön-
neiis' u. s. w. Außerdem wurde in der Ver-
sammlung'mitgetheiik, daß Hannover, Brauu-
schweig und Sachsen bereits erklärt häkten,
daß sie sich nicht in eine dcuischc Ausstcllung
einreihen laffen wollen. Also Pariicularismus
im Süvcn wie im Norden. Jndeffen haben
wir Grund anzunchmen, daß auf der erwähn-
ren Versammlung nur ein kleiner Thesl der
württembergischen ZnbustrieUen vertreten war,
Wollen dieselben aber nicht alle vor der Welt
als Particularisten und kraffe Egvisten er-
scheinen, wozu ihr kürzüches Votum in der
Zoüvereinsfrage ohnehin Anlaß geben muß,
so mögcn sie stch zusammenlhun und ihre Ge-
sinnungen durch einc gemcinschafiliche Kund-
gebung bethätigen, damit auch nichl von ihnen
gesagt werdcn müffe, daß es in Deutschianb
Klaffen unb Siänve gibt, welchc dem Eini-
gungsdrange der Raiion mehr Hinderniffc in
ben Weg lcgcn, als pie Regierungen selbst.
(F. Hdzt.)
Dresden, 7. Okt. Dic Gewehrc ker
sächsischen Jnsanterie, welche erst im verstos-
senen Jahre aus Lüttich hierher geüefert nnd
nvch nicht einmal sämmtlich eingeschoffen ware»,
siud au die uvrdamerikanischc Union vcrkäuft
worden. Die sächsische Rcgicrung erhäii für
jedes Gewehr nvch 2 Thir. mehr, als sie selbst
bezahlt hat.
Berlin, 7. Oct. Ei'n Privattelegramin
aus Älerandrien meldei, daß der Nil plötzüch
243 Fuß (?) gesticgen ist unb großen Scha-
den angerichtet, unker Anderen 3 Meilen Ei-
senbahn - und Telegraphenstrecke zerstört
und einen Palast beS PaschaS unter Waffer
gesetzt hat.
Berlin, 8. Oct. Jm Gegcnsatze zu den
Manisestationen berjenigen Hanbwerker, welche
sich vom Anschluffe an die konservattve (feu-
dale) Partci allcs Heil verfprochen, waren
gestern hier gleichzeitig zwei großc Hand-
werkerversammiungen vereinigt, die sußer
bem polilischen ein hohes sociaies Jntereffe
ansprcchen. Einig im absolutcn Gegensatze
gegen alle Feudalherrschait haben sie das
Programm der deutschen Fortschrittspartei,
ausbrücküch jedoch mil ben Zusätzcn deö volks-
thümüchen Wahivereins, welche aus Aufhe-
auch nkcht schämen, «enn Du in der Strüf' bist.
Jch komm' zu Dir, so oft es sein darf, und tröst'
Dich, damit Du nicht verzweifelst und sv recht be-
reu'st, waS Du verbrochen hast. Und wenn sie Pich
wieder frei laffen, dann wird die Roscl am Zucht-
hausthor steh'n und sich Deincr «icder »it schämen,
sondern bei Dir bleibcn und mit Dir aushaüen,
'was kommt..."
„Roscl... o Du leibhaftiger Engel", schluchzte
Hans erschüttert. „Rvscl ... das wollteft Du rhun?"
„Jch versprech' Dir's, HanS, so g'wiß, als ich
einmal mit mcin' guten Muttcrl im Himmel z'sam-
mcn kommen will! Zm Land, wo Dtch Älles kcnnt,
könncn «ir dann frcilich nichi bleiben... aber dann
gch'n wir mtteinander fort. Es wird schon ein
Plätzl gcben in dcr weiten Wett, «o wtr uns ver-
dergen und unscrBiffel Brod verdienen können...
Willst Du?"
„Jch will", sagte Hans ... „aber was mach' ich
nun mii dem Zettel da? Den soll ich unter das
Armenseclcnbild stecken am Marterstöckl im Schwarz-
bühcl ... es ist die Bestellung für dte Andern zu
etnem neuen Einbruch..." (Forts. f.)