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Heidelberger Zeitung — 1861(Juli bis Dezember)

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Oktober
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N; 24«


SamKag, 1S Oktober

JnsertioaSgebührea für die Zspaltiae Petit- -W
zeile werdm mit 2 kr., bezw. 3 kr. vereckmet.

OeKerreichische Justände.

Die „Prcffe" schildert in einem schr be-
zeichiienden Lcitarlikcl dic Situation der öster-
rcichischen Verfaffungsangclegeiihkit. Es hilst
keme Tänschnng; die Lage ist eine mehr als
blvS schwierige. Der unbebiiigte Emheitsstaat
läßt sich nun einmal nicht herstellen. Auch
das Nichtbeachten des Verhäliniffes zu Deutsch-
länd trägt seine Früchte. Wie ganz anders
wärc die Stellung der Wicner Regierung, wenn
fle sich auch um Deutschland bckümmert hätte,
und nun ili diesem eiue Stütze fäude! Der
Artlkel der Prcsse lautet m seinen wesentlichsten
Theilen folgendermaßen: „Die momeiitane
Lage unsercr Verfassungs - Angelegenheik ist
unerquicklicher denn sc: das Abgeordnetenhaus
hält seine Kartvffelserien; dem Herrknhaus gibt
der PrSsident Jagdserien; der ungadische Land-
tag ist aufgelvst; der croatische hät sich, der
Antwort auf seine söderalistische Adreffe har-
rend, vertagt, und die Einberufung des fle-
benbürgischen steht nöch in weiter Ferne. Wü-
hin soüeii wir unsern Blick weiiden, uM eine
Rettnng aus diesem Verfässungschaos zu er-
spähen? Sollen .wir auf vcn ReichSräth hof-
fen, dcssen Maso^ikät den geringsteN Versüch
zu einer TranSaction scheut, währcnd die Mi«
noritär ihrerseits die Februar-Verfaffung ganz
uud gar perhorrescixt? Oder sollen wir vois
Ungarn, dessen Landtag mii eincm solcnncil
Protest wider bit Reichsverfaffung daS Dölk
zum Widerstäude gcgen die ionstitütiöiielle Ne-
gierung deS Reiches aufgefordert hat, UUL
dessen Bevölkerüilg un'eriiiritlich ist Nesisteikz
wider jeden Veisuch deS' MinisteriumS ver-
harrt, eine Umkehr erwarten? Oder voil
Croatien, deffcn Landtag bndes, die öster-
reichische Reichsverfaffung rbenfo wie die ma-
gyarische Sonderverfaffung verwirft un» dä-
für eine Chartc für das dreieinige Königreich
reelamirt? Oder von Siöbenbürgen, wo dke
Regierungsorgane sich nachgeradt dröi Wochen
lang wcigern, ein königliches Refcript zn pub-
kiziren, und wv schon d«> bloße Berufung des
Landtags auf pyramidale Schwierigkeiten zü
stoßen fcheint ? RirgendS zcigt sich eiu Aus-
weg, will man Nicht gewalösäm diese Kette
von Widersprüchen, in welche die Verfassungs-
Angelegeuheit gerathen ist, ssrrengen, und mit
Spannung erwartet man ven Wiederbeginn
der Thätigkeit vnseres Versassungs-Ministers,
dcr in weuigrn Tagen von sciuem kurzen Ur-
laubc zur Residenz zurückkchrt. .,.. Die Art
und Weise, wie der Staatsminister die Durch-
führung der Versaffung bisher betriebcn, kann

nimmermehr dicselbc bleiben, wenn dabei nicht
dir höchsten Intereffen auf das ärgste verlctzt
und fchließliL sogar die constitutionellen Er-
rungenschaften selbcr gefährdet werden sollen.
Entwcder die Februar-Verfaffung ist das letzte
Wvrt, liiid dann muß ihre Verwirklichung mit
all der Energic betrieben werden, zu welcher
der poteuzirt«, gegen dieselbe geleistete Wider-
stand heraussordert; oder man hat die Ueber-
zeugung , daß die Fcbruar - Berfaffnng nicht
durchführbar ist, und in dieseM Falle bekenne
man sich, statt noch mehr der kostbaren Zeit
zu verkieren, vffen dazu, sei es, indem das
Ministerium sich zurückzieht, sci eS, indcm cS
selber den Versuch ei'ner Verfassungs-Revision.
unterniuiint. .., Wcnige Tage noch nnd das
Ociober - Diplom rst ein Jahr alt, und noch
ist nicht einmal der Verfuch, Oestekreich auf
constitütioNeÜcr Grundlage zu coiistruircn,
vollcndet. Wie soll da das Vertrauen des
AnslandeS zu Oestcrreich, - das Vertrauen der
Völker znr Constitution erstarken?"

D e u t V ch l a n d.

RarlSrerhe, 17. Okt. Seine Königt
I i ch c Hohekt der Großherzog
häben dem Großherzöglichen Kammerherrn
«nd Legations - Rathe im -Mlnisterium des
Großherzlichen Hauses und der auswärtigen
Angelegenheiten, Hans Freiherrn von Türck-
heim, unter Belassung in seiner bisherigen
Dienststeüung, ziigleich die Funktivn eines
Grvßh. außerordentlicheu Gesandten und be-
vollmächtigten Ministers am Großh. hessischen
Hofe lihertragen —, und dem znm Vorstand
und ersten Lehrer an der Zngenicurschnle des
Pölytechnikums dahier crnannken Profeffor
H. Sternberg deu Eharakter als Baurath
verliehen.

AuS Baden, 15. Okt. Unsere Regierung
ist, wic wir aus guter Quelle erfahren, be-
reits wit den erforderlichen Einlcitungen zur
Reform nnscres Schulwesens ernstlich beschäf-
tigt. Zunächst handelt es sich um die Orga-
nisation einer einheitlichen Oberleitung unsercs
gesammte» Schul- und UnterrichtSwesens, und
die hierfür erforderliche Erigenz, welche im
Betrag von etwa 18,000 st. an die wahrschein-
lich noch im Laufe des nächsten Monats ein-
zuberufcnden Stände zu bringen ist. Von der
Errichtniig kines eigenen Kult- und Unterrichts.
ministeriüm ist schon der bedeutenden Kosten
wcgen und alS unseren dcrmaligen Einrich-
tungen wenig entsprechend Umgang genommen;
dagegcn soll die Oberschulbehörde cine selbst«

ständige Sektion des Ministeriums des Jnnern
bilden, so daß der Direktor derselben und in
wichtigern Sachen aüch die betreffenden Refc-
renten die Schule nnmittelbar bei jcdem Mi-
nisterium zu vertreten haben. Da nach un-
serer neuen Gesetzgebung, welche den Kirchen
vollständige Unabhängigkeit vom Staate ge-
währt, folgerichtig die beiden Kirchenräthe
aufhören, Staatsbehördcn zu sein, indem der
evangelische in ein Konsistorium sich verwan-
delt, dcr katholische aber als solcher ganz auf-
hören muß, so war für unsere Regierung.die
Errichtung eincr selbstständigen Schulbchörde
die nothwendige Konsequenz dicscr neuen von
den Kirchen selbst verlangten und angestrebten
Zustände. (S. M.)

Aus Baden. Nach einer am 12. d. M.
in Distelhausen Statt gehabken Vorberathung
zur bevorstehenden Abgeordnetenwahl sür den
40. Wahlbezirk wurden daselbst zwci Can-
didaten in Vorschlag gebracht — Hr. Rechts-
anwalt Hörstvon Buchen undderpensionirte Hr.
Geh. Reg.-Rath Schmitt von Mannheim.
Wer von beide» den Sieg erringt — ist noch
zweifelhaft. Jn K'a r l sr y h c schwankt die
Waage zwischcn dem vom Nationalverein in
Vorschlag gebrachten Ministerialpräsidenten
Hrn. v, Roggcnbach und dem frühern Depntirten
Buchhänvler Knittel. Jn Pforzheim hat
Dr. Lamey die meiste Ausstcht zum Abgeord-
neten gewählt zu werden.

Bom badischen Oberrbein, 15. Okt.
Zu den umfasscnden Gesetzesvorlagen an den
nächsten Landtag werden dem Vernehmen nach
auch nvch-andere Vorlagen kommen, welche
die Besoldungen der Profefforen anden beiden
Landesuniversitäten und die Besolvungen dcr
Lehrer an den Mittel- und Volksschulen be-
treffen. Die Besoldungen sollen, dem-Bcdürf-
niffe der Jetztzeit rntsprechend, neu geregelt
werden, und man ist bereits mit der AuSar-
beitung des betreffenden Entwurfs bei den
einschlägigen Behörden beschäftigt. Für Auf-
befferung der Lehrer an den Mittelschulen (hö-
hcren Bürgerschulen, Pävagogien, Gymnasten,
Lyceen) sollen 70,000 st. beantragt werden.
(S. M.)

Freiburg, 15. Oct. So ebe» vernehme
ich, daß auch die katholischen kirchlichen Ver-
hältniffc nun geordnet stnd, indem die Bespre-
chungen, welche früher zwischen dem Geh.Rath
Lamey und Hofgerichtspräsidenten Prästinari
einerseits, den Staat vertretend, und zwischen
dem Geh.Rath und Domdekan Hirscher, die
Kirche vertretend, früher geführt und zu An-
trägeu führten, nun beiverscits zu entscheiden-

Iir Arönung in Äönigsderg.

Das Programm zur Feier der Krönung zu Kö-
nigsberg am 18. Oct. 1861 füllt beinahe 8 Spalten
des „Staatsanzeigers." Der Zug, welcher fich aus
den königlichcn Gemächern über dte große Freitreppe
und den Krönungsweg bewegt, ordnet fich folgen-
dermaßen: 1) ein Zug der Letbcompagnie des ersten
Garderegimcnts zu Fuß mit der Regimentsmufik;
2) zwei in blaue Wappenröcke gckleidete Herolde
mit gekrönten Stäbcn! 3) vie königlichen Hofpagen,
dte Leibpagen der Prinzcn des königlichen Hauses,
die Leibpagen des Kronprtnzcn, die Leibpagen des
Königs, sämmtlich paarweise, begleitet bom Pagen-
gouverneur; 4) zwet als Ceremonienmeister fun-
girendek.Kammerherren, alsMarschälle; 5)diean-
wesenden Kammerjunker, paarweise; 6) zwei als
Ccrcmonienmeister fungirende königliche Kammcr-
hcrren, als Marschälle; 7) die anwesenden Kammer-
herre» nach dem Altcr ihrer Erncnnung, paarwcise;
8) 2 als Ceremonienmeister fungirende Kammer-
herren, als Marschälle, nämltch: Schloßhauptmann
y. Roeder und Schloßhauptmann Graf v. Schaff-

gotsch; 9) die anwesenden Znhaber der Erbämter
aus den verschiedenen Landestheilen der Monarchte,
paarweise, und zwar die Erbämter: der Herzog-
thüqier Jülich und Geldern, der Fürstenthümer
Minden, Münster und Paderborn, des Herzogthums
Westfalen, dcs Fürstcnthums Halberstadt, der Land-
grafschaft Thüringen, der Hcrzogthümer Magdeburg,
Schlefien und Pommern (Alt-Vorpommern, Hinter-
pommern), der Kurmark Brandenburg; 10) der
Reichsherold mit dem filbernen Stabe; 11) die
Chefs der obcrsten Civil- und Militärbehörden in
den Provinzen: s) die acht Oberpräfidenten, b) die
acht commandirenden Generale und Generaltn-
spectcure, insofcrn fie nicht Ritter dcs hohen Or-
dens vom Schwarzen Adler find, - paarweise nach
ihrem Dienstrange; 12) die Chefe der Jmmedtat-
behörden und die Staatsminister, paarwcisc: a) der
Präfident deS cvangelischen Oberkirchenraths, wirk-
licher Geheimerath von Uechtritz und k) der Chef-
präfident der Oberrechnungskammer, wirklicher Ge-
hcimerath vr. Bötticher; «) der Mtntster der aus-
«Lrtigen Angelegenheiten Graf von Bernstorff;
ä) der Justtzminister ». Bernuth und «)der Kriegs-
und Marine-Wtnißer, Generallieutenant v. Roon;

t) der Minister des Znnern Graf v. Schwertn und
S) der Mintster der geistlichen, Unterrichts- und
Mcdicinalangelegenhciten v. Bethmann-Hollweg;
K) der Minister der landwirthschaftlichen Angelegen-
heiten Graf v. Pückler und i) der Finanzminister
Kretherr v. Patow; st) der Minister für Handel,
Gewerbe und öffentliche Arbeiten v. d. Hcidt und
I) der Staatsmtnister v. Aüerswald; 13) -ie Herolde
des hohen Ordens vom Schwarzen Adler; 14)dte
königlichen Hofchargen, insoweit fie nicht andere
Functionen habcn, paarweise; 15) die Viceober-
hof- und die übrigen Oberhofchargen, insvfern fie
nicht andere Functionen haben; 16) der Crauä-
waitre 6e la garäervbe, den königlichen Mantel
auf einem rothsammtenen Kiffen tragend; 17) der
Oberhof- und Hausmarschall Graf «. Pückler und
der Oberceremonienmctster Stillfried GrafAlcan-
tara, als Marschälle, unmittelbar hergehend vor:
18) den Reichsinfignien, welche getragen werden:
s) das Reichsinfiegcl, auf eincm Ktffen von ärap
ä'srZeot, vom Kanzler des Königreichs Preußen,
Dr. von Zander; b) der Rctchsapfel, auf ctnem
Kiffe» .von ärsx ä'srgeut, vom Landhofmeister deS
Königreichs Preußen, Graf Finck von Finckenstein,
 
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