Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1861(Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Oktober
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2815#0421

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
dem Abschluffe kamc». Die Besetzung dcr
Psründea und dle Berwaliung des Kirchenver-
mögens sind also geordnet, und ver 8 Zahrc
daüernde Strelt zwischen Staat und Kirche,
wobei vie Curat - Geistlrchkeit am meisten zu
leiden hatte, ist beendet. Es war die höchste
Zeit, denn wie ich vernehme, hatten schon
außer den gcmeldeten Sapiteln noch andere
Konfercnzcii angcordnet, um dic lange schwc-
bkiide Sache zur Entscheidung zu briugcn, was
nalurlicherweise der Kurie nur sehr angenehm
sein konnte. (S. M.) '

Babenhausen, 15. Oct. Aus dieser hes«
sen-darmstädkischen Landcsfestung, welchc zu-
glcich auch als Strafgefängniß für das Mi-
liiär dient, wird der „N. F. Z." erzählt, daß
die Soldarcn damit beschäftigt werden, Holz-
klotze aufzusetzen und wieder zusammcn zu
werfen. Als ob es kcine beffere und Ivhnendere
Arbeit gebe?

Dic kurfürstliche Polizei-Direction zu Hanau
hat vic Abbrennung eines FreudcnfcuerwerkeS
zur Feier des 18. Oktobers auf dcr Bcrger
Warle „mit Bedaucrn" untersagt, da Solchem
bestchende Vvrschriften im Wege stünden!

Düssetdorf, 14. Okt. Die „N. Bztg."
bemciki: Aür bie Trcuc der österrcichischen
Völkcr ist eia Maßstab, daß im vorigen Vicr-
teljahr von dcr österreichischen Garnison in
Mainz nichl weniger, als 130, Soldaten,
darunter vielc Officiere unv andere Avancirte
nach Fraukreich desertirt stnd. — b'eider muß
zugcstaudcn werden, daß auch die preußische
Armee jährlich mehrere hundert Deserleure
verliert; seit der jüngsten „Armeercform"
hat das Desertiren in unseren Garnisonen an
dcr französischen Grenze beträchtlich zugenom-
men. In fdvem Amtsblatt ber Kgl. Negie-
rung zu Trier wird ein Dutzend Fahnenflüch-
lige steckdrikflich versolgt. Es müffen dadurch
schr crnste Bedenken erregt wcrden.

Düffeldorf, 15. Okr. Die „N. V. Z."
bringr lolgenden, wenig besrsedigenden Artikel:
Wir sind außcr Stande von hier aus zu be-
urtheilen, wie weit die Hoffnung unserer
Freunde in den »stUchen Provinzen, die Wahl
freisinniger Abgeordneten vurchzusetzen, begrün-
det ist; das abcr könneii wir uns nichr ver-
hehlen, daß hier nm Rhein, außer in Köln,
wenig Hoffnung für dcn Sieg liberaler Ean-
didaien vorhanden ist. Die Freisinnigcn in
den Sstlichen Provinzen haben es nur mi't ciner
feindlichen Partei zu thun, mit den Junkern,
wir aber hier, außer den Ultramontanen, noch
einen Servilismus zu bekämpfen, ber sich be-
sonvers in den vbern Schichten der Beamten-
schaft und bei deu Gewerblreibcnden, Gelehr-
ten rc., welche von der Bureaukratie abhängen
oder abzuhängen glauben, auf eine oft kaum
glaudliche Weise breit macht.

Bckanntlich fanden bei der kürzlichen An-
wcsenheit des Königs in Koblenz mehrere
Sitzungen des Ministeriums statt, welche den
Krüilungsfelerlichkeiten gewidmet waren. Es
hak sich dabei herausgestellt, daß die burch
dies Fest verursachten Kvsten fich auf 5'/z
Miüivnen belaufen, beren eine Hälfte dcm
Kronfideikommißfond entnommen wcrdcn soü,

oder in deffen Stellvertretung vom wirklichen Ge-
heimcrath Grafen v. Dvnhvff-Friedrichstetn; o) daS
entblöste Reichsschwert, aufrecht getragen, vvm Ober-
burggrafcn des Königreichs Preußen, v. Brünncck;
ck) das Sceptcr, auf eincm Kiffcn von ckr-x ck'or,
von dem Obcrmarschall dcS Königreich Preußens
Grafen zu Dohna-Lauck; e) dic Krone, auf einem
Kiffcn vo» ckrsp ck'or, von dem General der Jn-
fantcrie, Fürsten v. Radziwill; 19) der Obcrstmar-
schall mit dem großen Stabc; 20) Sc. Majestät
der König im Mantel des hohen Ordens vom
Schwarzen Adlcr; zu beiden Sciten dcssclbcn, et-
waS zurück, dic Commandeure des 1. Garderegi-
ments zu Kuß und dcS RegimentS der GardcducorpS,
als Commandeure dcr militärischen EScortetruppen,
bestehcnd aus Gardeducorps und der Schlvßgarden-
compagnir, welche bis zu Ahrer Majestät der Kö-
ntgin cinc Chaine bilden mit gezogenem Dcgcn;
21) dcr Oberstkämmercr Graf ». Rcdern und der
Minister des königlichen HauseS, Frhr. v. Schleinitz,
rcchts hinter Sr. Majestät; 22) der Obersttruchscß
und der Oberstschenk, links hinter Sr. Majestät
dem König; 23) dic Gcneral-und Flügcladjutanten
des Königs, die jüngsten voran, bildcn zu beiden

und zwar mr't der Bedingung, jährlich 20,000
Thlr. an den Staalsschatz zurückzuzahltN, deren
andere Hälfte aber aus StaalSsonbs von dcn
Kammcrn verlangt werden wird.

Dresde», 17. Okt. Eine Corrcspondenz
des „Dresd. Journ." aus Warschau meldet,
daß am Kosciusko's - Feste vie dichtgefülllen
Kirchen noch Abends mililärisch abgesperrt
warcn und Niemand herausgelaffen wurde.

München, 17. Okl. Der Gesctzenwurf,
die Pfälzer Eisenbahnen betrcffend, wurbc von
dev Abgeordnetenkammer mir allen gegcn 3
Stimmen genehmigt.

Berlin, 16. Okt. Dcr Minister des Zn-
nern hat ein Circular an sämmtliche Regie-
rungen erlassen, in welchem die Grunbfätze
bargclcgt finb, die bei ber Lcitung unv Aus-
führung der Kammerwahlen maßgebend sein
sollen. Es heißt darin:

,Für dte Leitung und AuSführung der Wahleu muß die
Aufgabe mußgebend sctn, welchc dte VcrsapuugS-Urkunde
uud das Wahlgcsetz au jic Wahlen ftcllen, Diese Aufgabe
besteht darln, der Ucberzeuguug deS LandcS voll uud uu-
behtudert AuSdruck zu vcrlelheu. Dte rlchtigc Auwcnduug
der bcstcheudcu Wahlvorschrtstcn und dtc Slclluug dcr voll-
zi-hcndea StaalSgcwaN zu den Wahlen ergcbcu fich hleraus
vau sclbst." Und wciter: „Die Lhällgkctl der RegieruagS-
Organe hat hauptsächlich fich dahin zu rlchtcn, ln geeig-
neler, lhrcr Würde angcmeffcncr Wclse rte Haudluugcu
uud Abfichteu der StaatSregterung, wte solche auS ihrem
blsherlge» Verhaltcn erfichtllch siud, tn dcren Slnne dar-
zulcgen uud zu erörter», um zll bcrlchligen, auszuklären
uub zu überzcugcu, und aus dtesc Welsc llngeelgnete Bcctn-
sluffuug dcr Wähler fern zu haltcn. Dle StaalSregieruag
glaubt aber uicht, daß eln thr-n Erwartungeu äußerltch
enlsprcchcndeS Resultat dcr Wahlen auch daun lhren Wcrth
bcsitzt, wcnu daffclbc durch Mlttel herbeigcsührt wordcu,
welche dic wahre Mcinung des LaudeS ntcht zur G-ltung
kommen laffcu; fie muß dahcr jedc A-t »ou Nöthtguug
verwerscn, welchc ciuen Elnstuß auf die Wahlen auszuübeu
bcabfichtlgt. Solche Wahlcn gcwähreu der Reglerung auf
dtc Dauer kclue Stützc, fic vcrlctze» überdleS daS Gesetz,
ste uutcrgrabkn die Achtuug »or dcmselben und somit die
Aulorltät der StaatSgcwall, und lch untersage deShalb
dcicn Anwendung aus daS Bcstimmtcstc."

Berlin, 17. L>ct. Die „Allg. Pr. Ztg."
beiichtet aus Warschau von gestern Mittag:
„Dic Widcrspenstigcn, welchc zwei Kirchen
nicht verlaffen wollten, stnd daselbst diese
Nacht verhastet wvrden, jedvch mit allen Rück-
sichten, welche dle Heiligkeil des OrteS ver-
langte. Es gab weder Todte noch Verwundete."

Die Spcner'sche Zeitung bringt die Rach-
richt, daß cinem Fürsten der deutschen Mittel-
staaten durch einen befreiindeten nnv vertrau-
ten nicht mehr im Amte befindlichcn Diplo-
matcn die Ucberzeugung beigebracht sei, daß
die deuische Parlamentsfragc stch schwcrlich
mehr einer den Volkswünschen entsprechendcn
Lösung entziehen könne. Dieser Fürst habe
darüber dem Wiener Cabi'net Eröffnungen ge-
macht. Der Nürnb. Corr. verfichert sogar,
daß Herr v. Schmerling bereits die Jnitiative
in der Sache ergriffen habe.

Die „Breslauer Ztg." berichtet aus LandS-
hut in Schiesien, daß bei 'Gelegenheit eines
von den Lehrern und Gkt'stlichen dieses Spren-
gcls nach der Conferenz eingenvmmenen Mahles
den Lkhrern das Lesen der „Gärtenlaube" als
nicht wünschenswcrth bezcichnet wurde; dage-
gen forverte der Superi'ntcndeiit zu zahlreichem
Abonncment auf das „Prenßische Volksblatt"
auf; indem dieß Blatt allrm im Hi'nblick auf

Seiten der Königin etne Chaine; 24) das RerchS-
panier, getragcn vom Gencralfcldmarschall Frhrn.
v. Wrangel, der von zwci Gencraladjutanten Sr.
Majestät dcs KönigS dabekuntcrftützt wird; 25^der
Kronprinz; 26) dic Prtnzen des königlichcn HaustS
und sämmtlichc anwestndcn Ritter des hohcn Or-
bcns vom Sckwarzcn Adler, paarweift nach ihrcm
Rangc, im Ordcnsmantcl; 27) die anwcstndcn Ge-
nerale, Divisionscommandeure und Generallieute-
nante; 28) der geheime Eabinetsrath des Königs,
wirklichcr Geheimcrath Alkaire, und die wirklichcn
Geheimenräthc; 2g) die Adjutantcn und das Ge-
folgc der Prinzen des königkichen Hausts. Aehn-
lich ist der Krönungszug der Königin. Svbald das
„llvmiue sslrum tse kvKem" teendet ist, erhebt der
König sich unter dcm Schall der Pauken «nd Trom-
peten und bcgibt fich, unt» Vortritt des Obcrst-
marschalls und gcfolgt von dem Kronprinzen, wcl-
cher recktS vom Altari stinen Platz nimmt, »on
dem Reichspanierc, wclches fich auf dcrselben Sette
des Altarcs aufstellt, von dem Oberstkämmerer, dem
Obcrsttruchstffen, dem Obcrstschenkdü und drm Mi-
nister des königlichcn H-usts, dem Geneval- und
Klügeladjutanten vom Dtenft, bts an die Stusrn

Gott begonnen sei und i'n diesem Si'nne fort-
wirken werde. Ein Landpastor, der sich ge-
gen diescs Blatt aussprach, wurde so hefti'g
angegriffen, daß er das Versammlungslokal
verließ. Schlicßlich wurde den Lehrern, die
sich auf das Blatt abonnircn wollten, die Ver-
stcherung ertheilt, sie würden es für dieß Vier-
teljahr gratis crhalten.

Hannover, 13. Okt. Das Comite für
das erste hannvver'sche Kanonenboot macht be-
kannt, daß bis zum 11. Okt. an Beiträgen
eingegangen waren 45 Rthlr. Gold und 882
Rthlr. 25 Pr. Court.

Hamburg, 17. Okt. Die Bürgerschaft
hat in ihrer «itzung über dic Flottcnangelegen-
hejt beschloffen, den Senat wiederholt und
dringend zu ersuchen, für einc Erledigung dcr
vbschwebendcn Verhandlungen zum Schuße
der deutschen Küsten in demselben Sinne, wie
in Brcmen geschehen, zu wirken und den be-
tresscnden Antrag baldmöglichst einzubringen.

Wien, 14. Okt. Mit großer Spannung
sieht man hier ber Antwort des Kaisers auf
die Adreffe des Agramcr Landtages entgegen.
Was die Forderung des kroalischen Landtagcs
einer Auflösung der Militärgränze anbelangt,
so i'st der Kaiser nicht abgeneigt, unter llm-
stänben dicselbe z« bewilligen, nur hält man
jetzt im Hinblick aus die Gährung in dcn
slavischcn Provinzcn den Augcnblick dazu nicht
sür günstig. Auch müßte jedenfalls die An-
erkennung tes österreichischen Rcichsrathcs
durch dcn kroatischen Landtag vorausgehen.
Zn dic Fordcrung der Wiedervercinigung
Dalmatiens mit Kroatien wird jedoch dis
Krone niemals einwilligen uuv in der Lhat
würde stc sich daburch nur eines Vcrbündeicn
berauben, ohne cinen Freuno zu gewinnen.
Dic überwiegende Majorität der Bevölkerung
Dalmaiiens will von einer Vereiniguug mit
Kroatien nichts wiffen unb der dalmalinische
Landtag hat laut es ausgesprochen, im Verbande
der deuisch-slavischen Provinzen verbleiben ju
wollcn. Diesen Wunsch kann aber die Krone
um so weniger underücksichtigt laffen, als die
Vereinigung Dalmatiens mit Kroatien nicht
in dem Zntereffe dcr ersteren Provinz liegcn
kann.

Wie«, 16. Oct. Die „Oesterr. Zeitung"
widerlegt die Rachricht, taß der Kaiser Franz
Zoseph eine Neise nach Berlin machen werde.

Oesterreichtsche Monarchie.

Pesth, 16. Okt. Die Mitglieder dcs
Stadtraihs haben erklärl, daß ste mehrere
Verfügungen der Regicrnng und der kaiser-
lichen Kanzlei unausgesührt iaffen würden.
Wollte man auf der Ausführung dieser Maß-
regeln bestehen, so würden ste sämmtlich ab-
danken.

Arankreich.

Paris, 13. Okt. Man crwartet in eini-
ger Zeit eine neue außervrdeniiiche Gesändt-
schaft in Paris, die sicherlich noch größcres
Znrereffe, als die kürzlich wieder abgereiste
des Königs von Siam crregen wixd. Ro-
dama der Zweite, König von Madagascar,

des Altares, um dort (wahrend dte Musik schweigt)
stin stilles Gebet zu verrichten. Der Krönungs-
mantel «trd i>cm Obcrstkämmercr von dem klranck
maltrs cke la Carckervbv dargereicht. Se. Majestät
crstcigt die Stufen dcs AltarS, nimmt dic Kronc
ftineS Königrcichs vvn Gottes Tisch uno sttzt fich
diestlbe auf das Haupt. Jn diestm Augenblick «er-
den auf ein gcgcbeneS Zcichen dte Glvcken gcläutet,
im Königsgarten die Gcfchütze gclöst und die Trup-
pen im Schloßhofe machen (ohne das Spiel zu
rührcn) die Honneurs. Zn gleicher Wctst ergreift
der König das Scepter, den Retchsapfel und, nach-
dem er den letztercn wicder auf den Altar gelegt,
auch das Reichsschwcrt. Währcnd dieser Handlün-
gcn hält der constcrircnde Grlftliche dic dczüglichen
Weihgebete. Der Königin sttzt der König dte Krone
auf.

Jn cinem Münchener Blatt «ird von etner
Bauernhochzeitim Altbayerkschen erzählt, bei
der das Couvcrt mit stchzchn Gulden bezatzit w»r-
den und vor jcdemLanz cer Lauzbvden mitCham-
pagner aufgrspritzt wurde.
 
Annotationen