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Heidelberger Zeitung — 1861(Juli bis Dezember)

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September
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meister m das Wahlkollegimn gebracht. Das
ganzc Ministerium ist jicKt glücklich zum „Wahl-
manne" erwählt. Der „K. Anz." beklagt
sich, daß kei'ne Vertreter der „kirchli'che Rich-
iuug" durchgebracht werden. — Dic Summe
dcr Flottenbciträge beläuft sich hier auf
70V fl.

Baden-Baden, 20. Sept. Die Ent-
hüllung des DenkmalS Sr. Kgl. Hoheit des
Großherzogs Leopold ging nach dem Programme
vor sich. Am Schluffe der Feierlichkeit hatte
Se. Kgl. Hoh. der Grvßherzog die Gnade,
den Bürgermeister und Gemeinderath zu sich
rufcn zu laffen, unv dankte in Worten, die
einem jeden unvergeßlich blciben werden, der
diesclben anzuhören das Glück hattc. Ec daukte
üi seinem u»d seiner Fanülie Namen für dic
Anerkennung, welche die Stadk Baden sei-
nem verklärten Vater zolle; er erwähnte die
hohen Regententugenden deffclben, und na-
mnulich seine Verdicnste um das Vaterland
unv hob vor allem hrrvor, wie Großes er
gethan durch WiederhersteUung der Verfaffung
und fordene alle Anwesendcn auf, an bieser
Stclle das Gelöbniß abzulegen, auf aüen
Zeiten und für imincr festzuhalten an der-
selben und ill'mlner abzulaffen von ihr. Zu-
belnde Zustimmung wicerhallte von allen Sei-
ten und erfüUie die Luft. Schließlich fordertc
Se. Kgl. Hvh. der Großherzog bie Anwesen-
ten auf, mit ihm in ein Hoch auf das bad.
Land einzustimmen, worauf ein so mächtigcs
Hoch crscholl, daß es dvnnernd von den um-
liegenben hoheu Häusern wiberdröhnte.

Aus dem Badischeo, 2V. Sept. Das
Programm sür bie Offcnburger Verjainmlung
der Mittclschullehrer (28. und 29. Scpt.)
ist erschicnen und von Lpcealprofeffor Deim-
ling in Karlsruhe, Bürgcrschuldirector Gruber
zu Baden, Gpmnasialdircctor Jntlekofer zu
Ossenburg gezcichnet. Die zu behandelnden
Fragen werden sein: Eine für Volks- und
Mitlelschule gemeinsame ober gctrcnnte Ober-
schulbehörde; ihre Stellung zum Ministerium
und zu den Lehranstaltcn; pcriodische Lehrer-
versammlungen und in welcher Weise? Für
Sectionssipungen: Rcvision deö Lrhrplans,
neue Gliederung für Gelehrtenfchule und für
höhere Bürgerschule, Abiturienten- nnd Ma-
turitätsprüfungen, Prüfung ber Lehraintscandi-
daten. Für beide Seciioncn gemeinsam:
Ockonomischc und rechtliche Stellung des
Lehrcrs, Erhortat und Znspection, Ferienord-
nung, Turnen, Modus bei Bestimmung der
Lehrbücher. Vorberathende Versammlung am
27. d. Abends.

Heidelberg, 13. L>ept. Wenn man die
Berichie über den Ausfall der diesjährigen
Ernte zusammensteüt, so erfleht man, daß
Deutschland eine mittlere, England und Frank-
reich dagegen eine wenig gute Ernte gehabt
hat. Doch gibt es auch in letzterem Staate
manche Gegenben, besonders im Norden, wo
man mil dem gcwonnenen Resultate ziemlich
zufrieden ist. (B. Ctrbl.)

Heidelberg, 20. Sept. Obgleich die Be-
fürchtungen größcren Schadcns sich nicht cr-
füllt haben, zeigcn sich doch in Folge des

Der Drief ist fort, mit dem nächften Zugc geht
das neu formirte LicbeSpaar nach St. Louis zu-
rück, und der gtücklichc Bewerber schließt bci der
Ankunft ebeu seine Auseimrndersctzung, daß sie mit
einandcr in ein BoardinghauS gehen würden, bis
sein Geld angclangt sei, und sodann dic Hochzeit
erfolgen könne, als sic in das Gewühl der Paffa-
gicre, wclche einem so cben angclangtcn Dampf-
bootc entströmen, gerathen. Plötzlich wirft sich eine
Frau an dcs neuen Brautigams Hals, fünf große
und klcinc Kindcr umringcn ihn schreiead unb ju-
bclnd — daS Madchen prallt zurück und hört aus
dcn Rufen der Angekommcncn, daß das dic Fa-
milie thres ncuen Hcrzliebsten tst, wclcher diescr tn
in Ncw-OrleanS zu entwischen..gemeint. Der Vor-
hang fallt — das Mädchen ist htcr in Dienst ge-
gangen.

Das ist cine von den kleincn Gcschichten, «ie sie
fich alltäglich im Trcibcn unsercr großen Stadt er-
eigncn, oft tragischer cndcn, alS die obige, aber
nur selten zur wciiern Kenntniß gelangen.

Tunneldurchbruches durch den Schloß-
berg kleine Riffe und Senkungen an dem
Mauerwerke auf dem Burgwcge und der be-
rühmteii Terraffe. Hr. v. Baper, Conservator
der badischen Altcdthümer, wird erwartet, um
die Besichtigung dcr genanaten Stellen vor-
zunehmen. (B. L.)

Mannheim, 18. Septbr. Vom 1. Okt.
an wird das Mannheimer Zournal in vcr-
größertem Formät erscheinen. Dafür wird
deffen Beilage, das Mannheimcr Unterhal-
tungsblatt, cingehen und durch ein Feuilleton
ersetzt werden.

Arankfurt, 21.Sept. Wie man uns eben
melbet, wird die Zusammenknnft des Königs
von Preußen mit dcm Kaiser Napolevn nichl
zu Compi'egne sonbern in Straßburg stalt-
finden.

Altenburg, 16. Sept. Heute fand in
der Aula des Zosephiniums die Eröffnung der
Generalversammlung der deutschen Geschichts-
und Alterthumsvereine statt. Als Präsidcnt
der Versammlung fungirt auch in diesem Zahre
der Graf Wilhelm von Würtcmbcrg.

Aus Leipzig, 19. September, schreibt die
„D. A. Ztg.": Zn Bczug auf Oskar Becker,
b'cffen Prozeß vor dcm Schwurgerrcht zu
Bruchsal am 23. September zur Verhandlung
kvmmt, erhalten wir von einem seiner Ver-
wandten die jedenfaüs beachtenswerthe Mit-
Ihcilung, daß er dem Vater deffclben bercits
am 17. Februar 1858 brieflich angezcigt, wie
nach seiuer und eines Lehrers Mcinung Becker
einem Zustand des Zrrsinns cntgegengehc und
der Vater deßhalb eine ärztliche Autorität
überihnhörenmöge.Diesgeschah, indemeinPro-
feffor der Medicin aus Kicw ihn nntersuchte.
Uebcr das Ergebniß dieser Untersuchung
wurde nicht weiter gesprochcn, der obener-
wähnte Brief ist aber jetzt aus Odeffa wie-
der mit nach Deutschland eingeschickt worden.

Maqdcburg, 20. Septbr. Der Lieute-
nant v. Svbbc, 'welcher in dcr Friedrichsstadt
bei Magdeburg vor elnigen Tagcn cinen
Hausknecht erstochen hat, hat sich bcm hiesi-
gen Stadtkommandanten gesteüt und befindet
sich einstweilcn in Festungsarrest in der Ci-
tadeüc.

Berlin, 17. Scpt. Der zweite deutsche
Zuristentag zählt zur Zeit 1275 Mitglieder,
von denen 721 in Dresden anwesend waren,
nämlich 1 (der sächstsche) Zustizminister, 288
richterliche Beaintc (barunter 3 Präsidcntcn
und 14 Räthe der höchstcn GcrichtshöfeDeulsch-
lands und 44 Aspiranten des Richteramts),
33 Staatsanwälte (worunter 9 Obcrstaats-
anwälte), 19 Lehrer an dcutschen Hochschulen,
48 rechtsgelehrte Mitglieder von Verwalcungs-
behörden (wvvvn 15 Ministerialräthe), 12
stoetore« joris und 320 Advokatcn und No-
tarc.

Berlin, 18. Sept. Die liberalen Blät-
tcr Oestcrreichs haben mehrmals ihrcn.Un-
muth darübcr geäußcrt, daß der schwere Kampf
der Deutschen in Oesterreich gegen die auf
Schwächung und Zerstückelung des Kaiserstaa-
tes gerichtcten Sonderansprüche der anderen
Volkslhümer in einem großen Theile der nord-

Dir Huberbäurrin.

Von Hermann Schmid.

1.

„Gib mein' lieben Muttcrl und allen christglau-
bigen Scelcn die ewige Ruh', und das cwige Ltcht
leuchte ihncn — Herr, laß sie ruhen in Fricdcn —
Amcn!" sv schloß cin hübsches, aber sehr blcich aus-
sehendes Bauernmädcken sein Nachtgebet, indem sie
Stirnc, Mund »nd Brust andächtig mit dcm Krcuze
bczeichnete. Gleichzeitig crhob fic sich, schob den
hvlzcrncn Stuhl, vor dem fie gekntet hatte, bei
Sette, setzte den Wachsstock aus dcn nebcnan stehcn-
den Schrank und «ollte eben das alte Gebetbuch
schlicßen. Da fielen die Blätter ctwas über, Und
zwischen den großbedruckten gebräunten Seiten wurdc
etn dürres Kleeblatt sichtbar'.

Das Mädchen hiclt cinen Augcnbltck inne und
betrachtete das Blatt, währcnd über ihr vom klei-
nen Wachslicht schwach bclcuchtetes Geficht etwas
glcich einer wehmüthigen Bewcgung glitt. „Was
thust Du noch da?" sragte sie halblaut vor fich hin.
„Hab' gemcint, der Wind HLtt' Dich schon lang
Mitgenommen und verweht, «ie dieselbe Zeit, «»

deutschen Preffe so wcm'g Unterstützung finde,
ja hicr sogar mil mrhr oder minder scharfer
Feindscligkeit besprochea werde. Aber dies ist
ganz begreiflich. So Iangi7 wir von Oester-
reich UnfreundlicheS crfahren, so lange Oester-
reich fortfährt, die erbittertsten Feinde Prcu-
ßens in Deutschland als seine Freunve zu
betrachten und mit ihnen gemeinsame Sache
zumachen, werden alle unscre Bemuhungen,
durch politische Gründe die Machl persönlicher
uud rein menschlicher Empfinduugen zu über-
winden und bie öffentliche Meinung in unse-
rem Lande umzustimmen, auf einen steinigen
und durchaus unergicbigen Boden fallen. Der
Haupttheil bei der Lösung bieser Aufgabe
fällt bem Wiener Cabinct anheim; sobalo es
seinc bundesfreundliche Gesinnung gegen Preu-
ßen und sein aufrichtiges Verlangen, mit
Prcußen Hand in Hand zu gehen, nicht etwa
erst im Augenblick dcr äußersten Gefahr, son-
dern ohne thatsächliche Nöthigung aus freiem
Entschluß durch eine augeufällige und dem
Volk vcrständliche That bekundel, — durch
eine That, welche alö die natürliche und
nothwcndige Wirküng des in Oesterreich er-
folgten Umschwungs erscheint, wird auch in
Preußeu bie Mißstimmung schwinden und der
Boden für eine bauernve, beiben Staaten
gleich werthvolle Verständigung geebnet
werden.

Hamburg, 19. Septbr. 'Jch erfahre so
eben, baß Rußland mit den nordamerikanischen
Freistaate» einen Vertrag, bas Recht der Neu-
tralen bctr., abgeschloffen hat. Preußen und
Frankreich, welche in dieser Angeiegenheit mit
dem englischen Cabinet gehen, werben einen
solchen Vcrtrag, dem England ntcht günftig
gestimmt ist, nicht abfchließen.

Aus Wten, 17. Sept., schreibt dic „Allg.
Ztg.": Gpoßes Aufsehcn erregt hier vie Mik-
theilung der Preffe, baß die österreichische
Regierung der preußischen Regierung im Ver-
laufe dieses Sommers den abwechselnden
Vorsitz in Frankfurt, den getheilten Oberbe-
fehl über das Bundesheer unb das ausschließ-
lichc Bcsatzungsrecht in Mainz angeboie», mit
diesen wichtigen Concessivncn aber zu spät
gekommen sei, weil Preußen, wie Oestcrreich
verlangt, sich nicht für eincn bestimmten
Kricgsfall engagiren will. Diese „Enthül-
lnngm", die alle bisherigen Nachrichten über
den Stand der deuischen Frage deroutiren;
sind von der Preffe mit so positiver Bcstimmt-
hcit mitgctheilt worden, daß es in hohem
Grade nöthig erachtet werdcn dürfte, deiisel-
ben enlweder österreichischer- oder prcußischer-
seits entgcgenzutreten, wenn sie ungegrünbet
sind.

Wien, 19. Sept. Der neue Landtag
der Markgrafschaft Jstricn wird durch aücrh.
Patent vom 17. Sept. auf den 25. d. M. ,
nach Parenzo einberufen.

Wien, 19. Seplbr. Der siebenbür-
gische Landtag wird, wie die N. Nachr. aus
verläßlicher Quelle entiichmen, für den 20.
Oktober chnberufen werden.

Wien, 20. Sept. Aus Triest wird be-
richtet, daß scchs der für den istrifchcn

Dn grün gewesen bist! -- Flicg thr nach nun...
Du gehörst nicht recht herein mehr unter dic from-
men Sprüchc und Gcbcter..." Damit blies fle das
Wachslicht aus, trat an das klcine niedrigc Fcnster
und ließ das Kleeblatt in dcr Sommernacht hinauS
fallen, die schwarz und lautlos über dcr Gegend lag.

Eine geraumeZeit starrtc sic indaSDunkel hinaus,
und licß sich die Nachtluft um Stirnc und Hals
«ehen. Sie kam kühl aus dcn Ticfcn hcrauf, vom
Moorc her, das unten sich fo schwarz hinstreckte,
daß es trotz der Nacht zu erkennen war. Drüber
hinauS stiegen Hügclrcihen auf, mit finsteren Tan-
ncnwäldern und hic und da cincm Gchöfte besxtzt,
dcffen weiße Wände weithin leuchteten. NirgendS
aber war einc Spur von Lcben wahrzunehmen, und
wenn manchmal ein Laut hörbar wurde, war es daS
Rauschen vom ferncn Mühldamme, das manchmal
ein Windstoß hcrübcr trug. „Es ist doch recht cin-
sam da heroben in dcr Einöde"; flüstcrtc Rosel,
„nnd man könnt' sich fast fürchtcn... Abcr ich will
machen, daß ich auch in's Bett komme, es muß bald
Mitternacht sein..." Leise schloß sie das Fenster
und trat an'S Bctt, um sich niedcrznlegen, hielt
abcr plötzlich inne. (Forts. f.)
 
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