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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 27.1916

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Organisation der Tat und des Geistes; [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10023#0453

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INNEN-DEKORATION

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seiner hervorstechendsten Rassemerkmale. — Was die Verstandeskräfte ersieht, um sich dem Irrtum der Gefühle
Organisation der Tat anbelangt, so bedarf es keines und des Wollens zu entziehen. Um sich unfreiwillig
Beweises, daß Deutschland sie zur höchsten Entfaltung dadurch zugleich die größte Fehlerquelle zu erschließen,
gebracht hat. Alle Gebiete des Kriegs- wie des täglichen da die Ausschaltung der stärksten treibenden Kräfte in-
Lebens sprechen davon. Und auf allen Gebieten ist folge der Mißachtung der natürlichen Gesetzmäßigkeiten
gleichzeitig das Wesensmerkmal aller Organisation er- des Seelenlebens zur allgemeinen Schwächung führen muß.
kennbar: die lebendige Wechselwirkung und Wechsel- Nicht durch die Tat allein, wie bedeutend sie auch
beziehung, die alle Teile ergreift. Die hinreißende Be- sei, kann ein aufklärender Einblick in die besondere
geisterung, mit der die Scharen der Freiwilligen heraus- Wesenheit der deutschen Organisation gewonnen werden,
stürmten und die dadurch bedingte freudige Fügung in Denn stets ist und bleibt das Seelische, das Geistige,
die Gesetze des Gemeinschaftshandelns findet ihr Gegen- die unversiegbare Quelle alles Schaffens. Daher weist
spiel in der gleichen Bereitschaft zur Organisation hinter die Frage, die die Organisation der Tat erklärt, dahin,
der Front. Aus gleichen Steinen baut sich das Gebäude wie auf geistigem Gebiete die Grundlagen beschaffen
auf. Auf der gleichen Grundlage ruht es: auf der Einsicht seien, die die zwiespältige Fähigkeit eines Volkes, zu
des Führers ebenso wie auf dem Willen der Vielen, sich führen und sich führen zu lassen, erklären. Betrachtet
dieser Einsicht unterzuordnen. Die wie Glieder einer man, von der Begriffsbildung des Wortes Organisation
Kette ineinandergreifenden Organe sind stets nur Werk- ausgehend, die deutsche Wissenschaft und Kunst, so
zeuge und Mittel eines stets größeren Willens: des gemein- findet man in der deutschen Organisation des Geistes
samenWillens zum Ziele. alle Teile auf, die dieser höchsten Fähigkeit des Orga-

Es ist offenbar, die Fähigkeit zur Organisation ist nisierens entsprechen,

bedingt durch gefühlsmäßiges Wollen wie durch gedank- Man hat gemeinhin geglaubt, deutsche Geistesart

liehe Einsicht. Streben beide in gleicher Stärke einem und Arbeit widerspreche allem, was straffster Zucht des

Ziele zu, ist der Erfolg am ehesten erreichbar. Beides Denkens, was durchsichtiger Klarheit des Gestaltens

scheint bei der deutschen Organisation zuzutreffen. Darin anregender Lebensnerv sei. Man hat fast allzu oft der

liegt das Geheimnis des Erfolges. deutschen Art die besondere Veranlagung der romanischen

Anders bei den romanischen Völkern. Ihre leichte Rasse gegenübergestellt, um im Deutschen das vielfach

Erregbarkeit steigert sich zu unbezähmbarer Leidenschaft. Verworrene, das unübersichtlich Ungeklärte, im Roma-

Anders auch bei den Engländern, deren praktischer Sinn, nischen aber das Einfach-Klare, das übersichtlich Geord-

sich gefühlsmäßiger Deutung absichtlich verschließend, nete, das Gegliedert-Auf gebaute zu finden. Man muß

alles Heil in der Vereinzelung und Absonderung der gestehen, daß es keinen geringen Genuß bedeutet, der

ARCHITEKT PROFESSOR FRANZ SEECK-BERLIN. »UNTERE GARTENHALLE IM HAUS CREDE IN NIEDERZWEHREN BEI CASSEL«
 
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