INNEN-DEKORATION
429
ADOLF G. SCHNECK-STUTTGART HAUS E.B. IN H. HAUPTFRONT
DER WEG ZUM STANDARD-WERK
von professor adolf g. schneck
Standard-Werke zu schaffen ist nicht etwa eine An- liehe Organisation. . Überlieferung und Personenfragen
gelegenheit der neuesten Zeit, es ist in allen Zeiten hindern diese Änderung. Die Bauschulen brauchen Füh-
eine Angelegenheit der Gesinnung, Ausdauer und des lung mit den Architektur-Abteilungen der technischen
Gefühls für Qualität gewesen. Standard-Werke schaffen Hochschule. Dort wird der Techniker erzogen, der Prak-
heißt: mustergültige, bis in alle Einzelheiten durchdachte tiker und ein wenig der Künstler, — hier der Künstler
Arbeit zu leisten mit diszipliniertem Geschmack und und ein wenig der Praktiker. Die Architekten brauchen
künstlerischem Gefühl. Man muß für diese Arbeit ver- Fühlung mit den Malern, der Maler der Akademie be-
anlagt sein, ebenso wie für jede andere künstlerische nötigt Fühlung mit den Architekten, der Kunstgewerbe-
Leistung. Man kann nicht nur »wollen«, ohne alle Stufen schüler mit Malern und Architekten. . Die Maler der Aka-
der Entwicklung dieses Problems erlebt zu haben. So demie könnten sehr notwendig die technischen Versuche
bleibt es immer die Arbeit Weniger. Die Mehrzahl spielt der Maler der Kunstgewerbeschule brauchen, der Gra-
und macht lieber »Mode« auf allen Gebieten, sie sucht phiker der Kunstgewerbeschule die Werkstatt der Fach-
zu verzieren, zu gefallen, heute so und morgen anderswo. schule für die Buchdrucker und so fort... Wenn die Sache
Standard-Werke sind vielleicht nicht von ewiger, aber schon einen solchen wichtigen inneren Zusammenhang
zum mindesten von längerer Lebensdauer. Wie schwer hat, würden nicht Staat, Lehrer und Schüler einen großen
es ist, Standard-Werke zu schaffen, hat man auf der Gewinn von einer einheitlichen Organisation
»Internationalen Ausstellung für Kunstgewerbe« in Paris haben? . . Die Zeiten drängen.....a. g.schneck.
beobachten können. Ich glaube, daß Frankreich nicht eine ★
neue Arbeit aufweisen konnte, die als »mustergültig« im T TANDWERKS-AUSBILDUNG. Die bemerkens-
Sinne einer langen Lebensdauer genannt werden könnte. 1 1 werten Leistungen der aus der von Professor
Dagegen sah man in den Magazinen verschiedene Stücke Adolf G. Schneck in Stuttgart geleiteten Fachklasse
aus der Vergangenheit, die heute noch mit gutem Ge- und Werkstätte hervorgegangenen jungen Kräfte, wie
wissen gekauft werden könnten. . Bei uns in Deutschland P. Grießer, Reinh. und Marg. Stotz, H. Stock, K. Feller,
haben wir bis jetzt günstigere Resultate erzielt. Es wäre K. Wiehl, Grete Uhland u. a. m., erwecken erhebliches
sehr interessant, eine Ausstellung zu machen, in der eine Interesse für den Lehr plan dieses im Ausbau befind-
Auswahl solcher Werke, die den Wert des »Standards« liehen Werkstatt-Betriebes. Prof. Schneck teilt hierüber
in sich tragen, zusammengestellt würden. Vielleicht wäre Folgendes mit: »In der »Württ. Staatl. Kunstgewerbe-
es gut, wenn man durch entsprechende Veröffentlichungen schule« werden in der »Abteilung für Möbelbau und Innen-
vorher den »Boden« der Ausstellung schaffen würde. . . architektur« nur Schüler angenommen, die eine Hand-
* werkerlehre hinter sich und die Gesellenprüfung abgelegt
Die Zeiten zwingen: zur Einfachheit, zur Spar- haben. Wir haben zwei Klassen, eine Handwerker-
samkeit, zur Normalisierung, Abschaffung aller Über- klasse und eine Klasse für Möbelzeichner und
Organisation. In der Kunst-Erziehungsfrage drängt Innenarchitekten. In der »Handwerkerklasse« werden
auch noch die Zeit auf eine Änderung: auf eine einheit- die Berufsangehörigen zu Qualitäts-Arbeitern, zu Werk-
1926. XII. 2.
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ADOLF G. SCHNECK-STUTTGART HAUS E.B. IN H. HAUPTFRONT
DER WEG ZUM STANDARD-WERK
von professor adolf g. schneck
Standard-Werke zu schaffen ist nicht etwa eine An- liehe Organisation. . Überlieferung und Personenfragen
gelegenheit der neuesten Zeit, es ist in allen Zeiten hindern diese Änderung. Die Bauschulen brauchen Füh-
eine Angelegenheit der Gesinnung, Ausdauer und des lung mit den Architektur-Abteilungen der technischen
Gefühls für Qualität gewesen. Standard-Werke schaffen Hochschule. Dort wird der Techniker erzogen, der Prak-
heißt: mustergültige, bis in alle Einzelheiten durchdachte tiker und ein wenig der Künstler, — hier der Künstler
Arbeit zu leisten mit diszipliniertem Geschmack und und ein wenig der Praktiker. Die Architekten brauchen
künstlerischem Gefühl. Man muß für diese Arbeit ver- Fühlung mit den Malern, der Maler der Akademie be-
anlagt sein, ebenso wie für jede andere künstlerische nötigt Fühlung mit den Architekten, der Kunstgewerbe-
Leistung. Man kann nicht nur »wollen«, ohne alle Stufen schüler mit Malern und Architekten. . Die Maler der Aka-
der Entwicklung dieses Problems erlebt zu haben. So demie könnten sehr notwendig die technischen Versuche
bleibt es immer die Arbeit Weniger. Die Mehrzahl spielt der Maler der Kunstgewerbeschule brauchen, der Gra-
und macht lieber »Mode« auf allen Gebieten, sie sucht phiker der Kunstgewerbeschule die Werkstatt der Fach-
zu verzieren, zu gefallen, heute so und morgen anderswo. schule für die Buchdrucker und so fort... Wenn die Sache
Standard-Werke sind vielleicht nicht von ewiger, aber schon einen solchen wichtigen inneren Zusammenhang
zum mindesten von längerer Lebensdauer. Wie schwer hat, würden nicht Staat, Lehrer und Schüler einen großen
es ist, Standard-Werke zu schaffen, hat man auf der Gewinn von einer einheitlichen Organisation
»Internationalen Ausstellung für Kunstgewerbe« in Paris haben? . . Die Zeiten drängen.....a. g.schneck.
beobachten können. Ich glaube, daß Frankreich nicht eine ★
neue Arbeit aufweisen konnte, die als »mustergültig« im T TANDWERKS-AUSBILDUNG. Die bemerkens-
Sinne einer langen Lebensdauer genannt werden könnte. 1 1 werten Leistungen der aus der von Professor
Dagegen sah man in den Magazinen verschiedene Stücke Adolf G. Schneck in Stuttgart geleiteten Fachklasse
aus der Vergangenheit, die heute noch mit gutem Ge- und Werkstätte hervorgegangenen jungen Kräfte, wie
wissen gekauft werden könnten. . Bei uns in Deutschland P. Grießer, Reinh. und Marg. Stotz, H. Stock, K. Feller,
haben wir bis jetzt günstigere Resultate erzielt. Es wäre K. Wiehl, Grete Uhland u. a. m., erwecken erhebliches
sehr interessant, eine Ausstellung zu machen, in der eine Interesse für den Lehr plan dieses im Ausbau befind-
Auswahl solcher Werke, die den Wert des »Standards« liehen Werkstatt-Betriebes. Prof. Schneck teilt hierüber
in sich tragen, zusammengestellt würden. Vielleicht wäre Folgendes mit: »In der »Württ. Staatl. Kunstgewerbe-
es gut, wenn man durch entsprechende Veröffentlichungen schule« werden in der »Abteilung für Möbelbau und Innen-
vorher den »Boden« der Ausstellung schaffen würde. . . architektur« nur Schüler angenommen, die eine Hand-
* werkerlehre hinter sich und die Gesellenprüfung abgelegt
Die Zeiten zwingen: zur Einfachheit, zur Spar- haben. Wir haben zwei Klassen, eine Handwerker-
samkeit, zur Normalisierung, Abschaffung aller Über- klasse und eine Klasse für Möbelzeichner und
Organisation. In der Kunst-Erziehungsfrage drängt Innenarchitekten. In der »Handwerkerklasse« werden
auch noch die Zeit auf eine Änderung: auf eine einheit- die Berufsangehörigen zu Qualitäts-Arbeitern, zu Werk-
1926. XII. 2.