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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Über die Romantik des Sachlichen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0165

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INNEN-DEKORATION

153

vitrinenraum
wohnuno h. sp.
entwurf: arch.
|. groag — wien

erlenholz, schwarz - grauer velours, decke: durchleuchtete seidenverspannung

der Speisenische, die tagsüber aneinandergereiht als mit Stoff verspannt und von oben durchleuchtet. Die
Bank dienen (S. 154) werden am Abend hinter ge- Kopfwand der dominierenden Vitrine ist innen ver-
schlossenem Vorhang um den Tisch gruppiert, und spiegelt, Gebälk der Decke und Würfelmuster des Bo-
während der übrige Teil des Raumes verdunkelt wird, dens geben dem Schmalraum klare Gliederung. Was
flammen um den Eßtisch die Wandleuchten auf, der aber wesentlicher ist: Beleuchtung, Teilung und Neu-
Vorhang wird geöffnet, die Tafel wird zur Bühne Ordnung schaffen eine Raummagie, der man sich
(S. 155). Dieser Vorgang entbehrt nicht einer ge- nicht leicht entziehen kann, eine Wirkung, die ohne
wissen heiteren Theatralik, in solchen Anordnungen das Vorhandensein eines künstlerischen Impetus
liegt Witz und Anmut, echte Anmut, die nicht er- nicht leicht zu denken wäre.

müdet, denn sie ist nicht das Produkt eines konstruk- Alle Arbeiten Groags geben die Variation dieses
tiven Willens allein, sondern das Produkt vorzüglich einen Themas: Auflösung der Enge. Bedenkt man,
schöpferischer Phantasie. daß es sich bei den hier gezeigten Wohnungen fast
Was rechte Phantasie aus dem finsteren Gang einer ausnahmslos um Mieträume handelt, so wird man er-
üblen Mietwohnung zu machen imstande ist, zeigt messen können, bis zu welchem erstaunlichen Grade
das obenstehende Bild. Der ursprüngliche Raum ist der Vollendung die Absicht des Architekten Wirk-
völlig verschwunden, die Decke wurde tiefer gesetzt, lichkeit geworden ist: Romantik im Sachlichen, fr.l.

19j5. v. 2
 
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