Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

DOI Artikel:
W. F.: Arzthaus und Wohnraum-Entwürfe
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0195

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ARZTHAUS UND WOHNRAUM-ENTWÜRFE

Die Proben, die unsre Abbildungen vom Schaffen
des Schwetzinger Architekten Jos. Hugo Wil-
kesmann geben, führen in eine eigenartige Formen-
welt von besonderer geistiger Spannung. Als Schüler
des phantasievollen Eduard Pfeiffer, dessen Assi-
stent er war, lebt Hugo Wilkesmann in einer An-
schauungswelt, die sich eine feste, geistig unterbaute
Beziehung zur werttragenden Form erhalten
hat. Damit verbindet sich eine bestimmte Strenge der
äußeren Haltung, ein Sinn für rhythmischen Wohl-
klang, der mit seinem großen inneren Ernst Gutes
aussagt über geistige Zucht und wissende Würdigung
alles Schönen. Das waren Dinge, die in Eduard
Pfeiffers Umluft gepflegt wurden. Die Einfachheit,
die ein Gebilde wie das von Hugo Wilkesmann für
Dr. Spinner errichtete Arzthaus in Mannheim-Rheinau
zeigt, hat nicht das geringste mit Sachlichkeit, desto
mehr aber mit einem Wissen um Maß und Gesetz zu
tun. Das heißt: Sie ist nicht von der »Sache« her, son-
dern sie ist bei aller Zweckgerechtigkeit vom Geist
und vom Wert her bestimmt, und die Haltung, mit der
sie sich vorträgt, hat mehr gemeinsam mit Strenge

Georgescher Sprachfügung als mit der zweckgeführten
Verständigkeit rein technizistischer Baugebilde.

Um zunächst von dem Arzthaus Dr. Spinner
zu reden, so zeigt es seinen Geist in der klaren, festen
Haus-Persönlichkeit, die es hinstellt, in der straffen
Gliederung, die hauptsächlich von den hohen, weiß-
gestrichenen Blockzargenfenstern und dem Gitter-
stab-Balkon getragen ist, und in den außerordentlich
fein erwogenen Verhältnissen zwischen geschlossenen
und offenen Flächen, zwischen dem Baukörper und
dem charaktervollen Pfannendach. Wesentlich wird
daneben die Erscheinung des Bauwerks bestimmt
durch die Verwendung von kleinen, besandeten
Klinkern für das Mauerwerk, die an holländische
Baugewohnheiten anklingt, und durch die knappe
Abfassung der Fenster sowie des Hauptgesimses mit
hellem Muschelkalkstein. Eine klassizistische Stim-
mung kommt in diesem Bau einher; aber es liegt da
keine äußere stilgeschichtliche Anlehnung, sondern
eine echte geistige Beziehung zugrunde.

Über die innere Einteilung des Hauses geben die
Grundrisse Auskunft. Das Erdgeschoß enthält Diele,
 
Annotationen