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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Pütz, Friedrich: "Garnitur" oder Gestaltung?: zu neuen Arbeiten der "Heimgestalter" Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0206

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INNEN-DEKORATION

die heimgestalter »schlafzimmer« gebeizte eiche mit binsengeflecht

garnituren« haben die bürgerlichen Durchschnitts- eingerichteten Wohnkomplex von sechs Räumen.
Wohnungen so schabionisiert, daß kaum noch jemand Die handwerkliche Schönheit der naturfarbig belas-
auf den Gedanken kommt, sich gegen die Diktatur senen Möbel in deutschen Hölzern trat um so ein-
der Schaufenster, der Kataloge, der Gewöhnung und dringlicher in Erscheinung, als die Mehrzahl der dort
eines falsch beeinflußten sozialen Geltungstriebes sonst noch ausgestellten Möbel undiskutabel war.
aufzulehnen. Dabei ist für den Verbraucher von Der Wert einer solchen, täglich von Tausenden be-
Seriengut die Abkehr von der üblichen Möblierungs- suchten Ausstellung liegt nicht allein darin, daß die
norm die einzige Möglichkeit, sich zu Hause durch Allgemeinheit wieder Gefühl für anständige Hand-
eigene Erfindung und Unabhängigkeit vom Her- werksarbeit und für zeitgemäße Möbelformen be-
kömmlichen einen seelischen Mehrwert zu schaffen, kommt, sondern daß sie auch sehen lernt, wie man
der sein Heim trotz gleicher Möbeltypen von dem des durch eine Möblierung frei vom Schema den Raum
Nachbarn deutlich unterscheidet. Können wir aus wohnlich und lebendig gestaltet. Die Auflockerung
wirtschaftlichen Gründen auch nicht auf die durch der Möbelordnung erschien in dem von den »Heim-
Massenherstellung genormten, und leider oft auch gestaltern« eingerichteten Wohn- und Musikzimmer
entseelten Möbel verzichten, so brauchen wir uns jedem Besucher so selbstverständlich, daß ihm die
deshalb doch nicht zugleich der Herrschaft der »Garni- wahrscheinlich ungewohnte Verschiedenheit der Sitz-
tur« unterzuordnen. Auch das einfachste Heim läßt möbelformen gar nicht absonderlich erschien. Und
sich, entsprechend der Lebenshaltung seiner Bewoh- doch ist sie eine Ketzerei gegen jenen herkömmlichen
ner, entsprechend den gegebenen Räumlichkeiten, Geschmack, der verlangt, daß alles »zusammen-
mit marktgängigen Möbeln und Hausgerät sinnvoll paßt«. Die Wohnung als Schaustück schuf die Garni-
und doch eigenwillig gestalten. tur, die Wohnung als Stätte persönlicher Lebensfüh-
Wertvolle Erziehungsarbeit in dieser Richtung lei- rung verlangt lebendige Gestaltung - also los von
sten die Ausstellungen künstlerisch schaffender Ein- der Garnitur! Diese Forderung wird in erster Linie
richtungsfirmen, wie sie die »Heimgestalter« in Berlin all denen eine geschmackliche Hilfe sein, die sich
darstellen. Diese rührige Gemeinschaft zeigte auf der bei ihrer Einrichtung - einrichten, die sich also mit
Berliner Schau »Wunder des Lebens« einen sorgfältig wenigem ein Heim behaglich machen müssen, f. p.
 
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