Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

DOI Artikel:
Gábor, László: Brief an den Herausgeber
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0245

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I NN EN-D E KOR ATI ON

233

LASZLO GABOR »DAMENMODESALON« KOMMODE: ESPENHOLZ UND ZEBRANO

lerische Bearbeitung ersparen konnte. Die Holz-
platten selbst werden in sehr sauberer Ausführung,
mit guten Hölzern überzogen, aus der Fabrik fertig
geliefert, sogar schon so, daß die Außenfläche in
einem anderen Holz als die innere gehalten ist. Aller-
dings gibt es da sehr gewagte und unserem Geschmack
sehr zuwiderlaufende Kombinationen, so daß ich es
lieber beim Espenholz für die Außenfläche bewenden
ließ und die Innenseite in der Tischlerwerkstätte des
Stores furnieren ließ. Die Platten wurden mit einem
sehr schlichten braungrauen amerikanischen Nußfur-
nier versehen. Die Schranktüren sind zum Schieben
eingerichtet. Die Tischchen sind aus Mahagoniholz und
aus Zebrano. Ihre Fußteile sind aus demselben Alumi-
niummaterial wie die Rahmen der Schränke. Sämt-
liche Sitzmöbel wurden in der Tapeziererwerkstatt des
Warenhauses nach meinen Zeichnungen angefertigt,
sie sind sowohl in der Form wie in Farbe verschieden.
Ihre Tönung ist hellgrün, hellgrau, hellbraun und
naturfarben. In erster Linie habe ich auf größtmög-
liche Behaglichkeit Rücksicht genommen.

Hieran möchte ich aber die Beobachtung knüpfen,

1935. VII. 3

daß die sogenannten »modernen« Möbel, insbesondere
die Sitzgelegenheiten, die hier anzutreffen sind, in
den seltensten Fällen dieser Voraussetzung genügen.
Sie sind meist geeignet, in einem Lachkabinett unter-
gebracht zu werden und sind französischen Bei-
spielen aus dritter Hand nachempfunden. Leider wer-
den sie, da sie mit großer Reklame geschickt überall
als das »Letzte vom Letzten« angepriesen werden,
viel gekauft und schaden einer gesunden zeitge-
gebenen Entwicklung außerordentlich. »Modern« ist
hier, mehr als bei uns, ein Schlagwort, wohinter kein
ernstliches Bemühen um die Ausdrucksform unserer
Zeit steht; es ist hier sogar so, daß Dinge, die an gute
Beispiele, etwa der amerikanischen Kolonialmöbel
anklingen, abgelehnt werden, da bei diesen die Sen-
sation ausbleibt, was naiverweise von einem Ge-
brauchsgegenstand, wenn er »modern« sein soll,
verlangt wird. Ich wollte in einem Haus, das ganz
nach dem letzten Schrei eingerichtet ist, mich in
einen der »modernen« Sessel setzen, woran mich die
Hausfrau mit einem Aufschrei hinderte: »Bitte, setzen
Sie sich nicht dort hinein, der Sessel ist nur schön!«
 
Annotationen