Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

DOI article:
Michel, Wilhelm: Die Frage "Was ist Deutsch?"
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0281

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
INNEN-DEKORATION

269

»WOHNZIMMERMÖBEL IN RÜSTERHOLZ« SCHRÄNKE WIE S. 26S: BAR GEÖFFNET, LEHNSTUHL LINKS MIT SCHWARZEM RINDLEDERSITZ

sammenstoß der jungen Germanenvölker mit der fer- von ihr durchwirkt und auf sie einwirkend. Das hat

tigen Welt Roms hat wie eine Entwicklungsstörung hingeführt zu der gegenwärtigen deutschen Stunde

durch frühzeitige Überfremdung gewirkt. mit ihrer Frage, was eigentlich deutsch ist.

Wenn man heute ein Kind nähme und stellte es Es ist die Stunde, da der Deutsche als endlich fest-

ohne Vorbereitung in die Welt der Erwachsenen - gewordenes Staatsvolk seine geschöpfliche Eigenheit

was könnte sich andres ergeben als eine Entwicklungs- betont unter Berufung auf die großen Mächte von

Störung, mit der das Kind lange zu ringen hätte ?Diese Blut und Boden - nicht um sich in ein »deutsches

Entwicklungsstörung würde genau so lange dauern, Abseits« einzuriegeln, sondern den alten hohen Wer-

bis der junge Mensch durch eine ungeheure Aufraf- ten des Erdteils endlich lebensrichtig zu begegnen,

fung die organische Angleichung der Erwachsenen- So fragen wir auch in der Kunst, im Wohnbau und

Welt nachgeholt hätte. Er müßte sich eines Tages Wohnstil nicht darum nach dem eigentlich Deut-

»auf sich selbst besinnen«. Er müßte eine Zeitlang sehen, um uns in einer schrulligen, verkauzten Weise

entschlossen »sein eignes Dasein leben«, mit allerlei abseits zu stellen. Wir fragen nach dem Deutschen,

Auflehnung und Ablehnung - bis er dann als ein um unser Schaffen desto sicherer und gelassener als

Festgewordener den Werten jener »anderen« Welt frei ein europagültiges, europahaltiges Schaffen in die

begegnen könnte. Welt hinauszustellen! Unser Fragen nach dem Eignen

In diesem Bilde liegt vieles, was mit dem Weg der hat keinen weltflüchtigen, keinen stadtflüchtigen
Deutschen durch ihre bisherigen Jahrhunderte zutun Sinn; es hat auch durchaus keinen zivilisationsflüch-
hat. Sie sind nicht nur einmal, in der Völkerwande- tigen Sinn, sondern es will den so schön vorbereiteten
rung, mit der fremden römischen Welt zusammen- Boden für ein mächtiges Ausgreifen deutscher Heim-
geraten. Sie sind unaufhörlich mit ihr benachbart ge- und Lebensgestaltung noch weiter sichern und be-
blieben; und nicht nur benachbart, sondern ständig festigen. Wir ziehen uns mit der Frage nach dem, was
 
Annotationen