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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Wolf, Ernst: Ein Haus am Hang
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0317

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INNEN-DEKORATION 305

architekt ernst wolff —stuttgart erkerplatz vor dem speisezimmer

EIN HAUS AM HANG

Das Haus K. K., einem Weingutsbesitzer gehörig,
liegt an einem jener weintragenden Hänge, die
Stuttgart vormals rings umkränzten und die neuer-
dings leider immer mehr dahinschwinden. So be-
steht eine Beziehung zwischen der Lage des Hauses
und dem Beruf des Hausherrn: Wer Jahrzehnte
eines arbeitsreichen Lebens bei Wind und Wetter
unter Rebstöcken und in Weinberghütten verbracht
hat, der will das geliebte Arbeitsfeld auch in den
Jahren des Ausruhens um sich haben. Die Bauern-
stube im neuen Heim (Abb. S. 334) ist aus dem Ge-
danken des Hausherrn entstanden, daß die vielen
Stunden des werktätigen Schaffens in den Ruhesitz
freundlich hereinragen sollen, eine Mahnung an das
Woher, eine stets erquickende Erneuerung der Ver-
bundenheit mit Scholle und Wachstum. Während
sonst die »Bauernstube« oft nur eine ästhetische Spie-
lerei ist, wird sie hier echt und ehrwürdig durch ihre
Beziehung zur Lebenswirklichkeit des Bauherrn. Sie
besteht ganz aus naturbelassenem Lärchenholz, das
auch Wände und Decke warm bekleidet. Die Abbil-
dung zeigt die behagliche Sitzecke mit der großen,

bequemen Eckbank (ohne Truhe, des bequemeren
Sitzens wegen), dazu den festgezimmerten Tisch mit
der sauberen Ahornplatte, auf der das ländlich ein-
fache Gedeck mit Zinngeschirr und Weinglas, ohne
Tafeltuch, ein anziehendes, lebensechtes Bild gibt.
Die Zimmerdecke ist niedriggezogen und durch Profil-
stäbe geteilt. Das Ganze will Leben und Wirklichkeit
aussprechen und leistet auf den sonst üblichen Teller-
bord und »Märchenleuchtkörper« bewußt Verzicht.

Der Erker des großen Wohnraumes (Abb. oben)
ist ganz in lichtem Elfenbeinton gehalten und bietet
mit seinem 3,80 m breiten Schiebefenster ein wun-
derbares »Wandbild«, in dem, von der großen Mei-
sterin Natur selbst gemalt, der Württemberg mit dem
Weinbergteil des Hausherrn erscheint. Der marmor-
gedeckte Heizkörper unterm Fenster hat Holzver-
kleidung mit quadratisch gelochten, mattsilbern ge-
tönten Füllungen, Eckschränkchen schließen sich
beiderseits an. Die Seitenfenster des Erkers tragen
in den Marmorsimsen Kupfereinsätze für Blumen,
die auch bei geschlossenen Vorhängen vom Innen-
raum aus sichtbar bleiben.— ernstwolf-stuttgart
 
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