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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935

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Zu Willy Erb's 50. Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0383

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INN EN-DE KOR AT ION 371

WILLY ERB —MÜNCHEN WOHNHAUS AM SEE

ZU WILLY ERB'S 50. GEBURTSTAG

Professor Willy Erb, seit zehn Jahren an der Deut-
schen Meisterschule für das Malerhandwerk zu
München tätig, begeht am 5. November seinen
50. Geburtstag. Ein haltungsvolles, auf Dauerwerte
gegründetes Werk hat er schon heute unter Dach.
Sein Streben und Können weist ihn auf weitere er-
giebige Bahn hinaus. Die Leser der »Innen-Deko-
ration« kennen einen Ausschnitt aus seinem neueren
Schaffen; sie finden weitere Proben desselben in den
hier beigegebenen Abbildungen.

Willy Erb ist nach Herkunft und Gestaltungsweise
ein Sohn der süddeutschen Erde. Am 5. November
1885 wurde er in München geboren; über beide Eltern
hat er Beziehung zu den oberdeutschen Kernlanden.
Der Vater, ein Bauernsohn, lebt als Achtzigjähriger
bei Wien; die Mutter, Tochter eines Kunstschreiners,
stammt aus Burghausen a. Salzach. Im Sohn hat
das Bauernblut und das Handwerkerblut auf höherer
Ebene eine Begegnung. Dem ersteren wird man die
gemütvolle, erdnahe Wärme seiner Formen, dem
letzteren den ausgesprochenen, handwerklich unter-
bauten Schönheitssinn zurechnen, die beide in Erbs
Welt zugegen sind. Mit 9 Jahren kam Willy Erb nach
Wien. Er machte dort die Bürgerschule und die staat-
liche Gewerbeschule durch, woran sich einige Zeit

Baupraxis bei der Wiener Stadtbahn schloß. Die
Wiener Einflüsse haben sicherlich der Arbeitsweise
Erbs, seiner Gestaltung und Phantasie ihre bestimmte
Prägung gegeben. Mit 18 Jahren kam Erb wieder
nach München und genoß an der Kunstgewerbe-
schule namentlich den Unterricht von Geheimrat
Richard Berndl. Nach wechselnder Tätigkeit als lei-
tender Architekt in größeren baukünstlerischen Un-
ternehmungen machte er sich 1912 selbständig. Diese
Art der Tätigkeit setzte er auch nach dem Weltkriege,
der ihm vor Verdun eine Verwundung brachte, fort
bis 1925, wo er durch die Stadt München an seine
jetzige Stelle, die Meisterschule für das Malerhand-
werk, berufen wurde. Er leitet daselbst die Architek-
turklasse und ist somit auch als Lehrender genau an
den Ort gestellt, wo er als Schaffender steht: an den
Ort, wo architektonische und farbige Raumgestaltung
sich lebensvoll verbinden. Er trat in München alsbald
mit beachtlichen Leistungen hervor. Die große Halle
der Verkehrsausstellung München 1925 war sein
Werk, ebenso die Ausstattung, Anordnung und Lei-
tung der großen Münchener Kunstausstellung 1927.
Unter Erbs weiteren Arbeiten ist namentlich der mo-
numentale Sgraffito-Saal bekanntgeworden, der den
architektonischen Mittelpunkt der Deutschen Kunst-
 
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