Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 46.1935
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https://doi.org/10.11588/diglit.10947#0243
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Gábor, László: Brief an den Herausgeber
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INNEN-DEKORATION
231
BRIEF AN DEN HERAUSGEBER
Sehr geehrter Herr Hof rat!
Ich sende Ihnen eine Anzahl Fotos von einer Arbeit,
die ich unmittelbar nach meiner Ausschiffung in
Amerika begann und nach 5 Wochen vollendete. Sie
müssen das Obengesagte ganz wörtlich nehmen, da
ich bei dieser meiner ersten Reise nach Amerika zu
meinem größten Bedauern nicht einmal Zeit hatte,
New York des näheren zu betrachten und den nächst-
besten Zug besteigen mußte, um mich sofort an den
Zeichentisch zu setzen. So sehr dies auch »ameri-
kanisch« klingt, entspricht es doch der Wahrheit.
Zu erklären ist diese Eile nur aus der gegebenen
Situation:
Ein großes Warenhaus, das etwa 1000 Personen
beschäftigt, wollte für eine elegante, sonst an kleine
Spezialgeschäfte gewöhnte Kundschaft eine Abteilung
für Damenmode und modischen Zubehör schaffen,
die zur 64. Geburtstagsfeier dieses Hauses einge-
weiht werden sollte. Diese Geburtstage sind hierzu-
lande große Anlässe, die alljährlich mit irgendeiner
Extra-Anstrengung begangen werden. Zu dieser
waren aber nur die knappen 5 Wochen da. Ich bin
auch etwas verschlafen und vollkommen unorien-
tiert sofort von der Bahn weg in den Store (Waren-
haus) gefahren, wo es keinen wunderte, daß ich nach
einem kurzen Meeting, bei dem ich über die zu
leistende Aufgabe orientiert wurde, an die Arbeit ging.
Zu überlegen war bei der knappen Frist lediglich,
welche Materialien an Ort und Stelle zu haben sind
oder in kürzester Zeit aus der näheren Umgebung
bezogen werden können. Pittsburgh, eine Stadt mit
etwas über 1000000 Einwohnern, inmitten einer
gigantischen Industrie, besitzt selbst genügend Fa-
briken für Metall- und Holzverarbeitung. Bezugs-
stoffe und ähnliche Materialien werden aus den beiden
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BRIEF AN DEN HERAUSGEBER
Sehr geehrter Herr Hof rat!
Ich sende Ihnen eine Anzahl Fotos von einer Arbeit,
die ich unmittelbar nach meiner Ausschiffung in
Amerika begann und nach 5 Wochen vollendete. Sie
müssen das Obengesagte ganz wörtlich nehmen, da
ich bei dieser meiner ersten Reise nach Amerika zu
meinem größten Bedauern nicht einmal Zeit hatte,
New York des näheren zu betrachten und den nächst-
besten Zug besteigen mußte, um mich sofort an den
Zeichentisch zu setzen. So sehr dies auch »ameri-
kanisch« klingt, entspricht es doch der Wahrheit.
Zu erklären ist diese Eile nur aus der gegebenen
Situation:
Ein großes Warenhaus, das etwa 1000 Personen
beschäftigt, wollte für eine elegante, sonst an kleine
Spezialgeschäfte gewöhnte Kundschaft eine Abteilung
für Damenmode und modischen Zubehör schaffen,
die zur 64. Geburtstagsfeier dieses Hauses einge-
weiht werden sollte. Diese Geburtstage sind hierzu-
lande große Anlässe, die alljährlich mit irgendeiner
Extra-Anstrengung begangen werden. Zu dieser
waren aber nur die knappen 5 Wochen da. Ich bin
auch etwas verschlafen und vollkommen unorien-
tiert sofort von der Bahn weg in den Store (Waren-
haus) gefahren, wo es keinen wunderte, daß ich nach
einem kurzen Meeting, bei dem ich über die zu
leistende Aufgabe orientiert wurde, an die Arbeit ging.
Zu überlegen war bei der knappen Frist lediglich,
welche Materialien an Ort und Stelle zu haben sind
oder in kürzester Zeit aus der näheren Umgebung
bezogen werden können. Pittsburgh, eine Stadt mit
etwas über 1000000 Einwohnern, inmitten einer
gigantischen Industrie, besitzt selbst genügend Fa-
briken für Metall- und Holzverarbeitung. Bezugs-
stoffe und ähnliche Materialien werden aus den beiden