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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 28.1914

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Baudisch, Oskar: Ueber chemische Lichtwirkung auf großen Bergeshöhen
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https://doi.org/10.11588/diglit.45030#0062

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Ueber chemische Lichtwirkung auf großen Bergeshöhen.

der Weiterentwickelung aller dieser alpenphysiologischen:
Untersuchungen mit Interesse entgegensehen.
Wem sollen wir nun diesen intensiven Einfluß zu-
schreiben? Sind speziell die kurzwelligen Strahlen dafür
verantwortlich zu machen, die in diesen Höhen ja besonders
konzentriert auftreten? Zweifellos spielen dieselben eine
ganz bedeutende Wirkung bei lichtbiologischen Prozessen,
denn wir sehen es ja an den mächtigen Veränderungen
unserer Haut, jenem Organ unseres Körpers, welches den
Strahlen der Sonne direkt ausgesetzt ist. Sonnenbrand,
Gletscherbrand und „Lichtekzem“ sind bekannte Erschei-
nungen, und sie sind ausschließlich der Wirkung des Lichtes
und nicht den Wärmestrahlen zuzuschreiben.
Wir wissen von Polarfahrern, daß in den Polargegenden
bei Eiseskälte die Sonne viel empfindlicher auf die Haut
wirkt als die Sonne der Tropen. So berichtet Nord enskj öld
von seiner Grönlandexpedition, daß sich an der unbedeckten
Haut des Gesichts große Brennblasen bildeten. Dabei wurde
durch Versuche festgestellt, daß nicht die Kälte, sondern
lediglich das Licht jene intensive Wirkung auf die Haut
hervorbrachte. Damit ist auf jeden Fall der starke licht-
chemische Einfluß der kurzwelligen Strahlen auf unsere Haut
erwiesen.
Daß die kurzwelligen Strahlen auf großen Bergeshöhen
in reicherem Maße vorhanden sind als in der Tiefe, wird
jedem bekannt sein, der jemals photographische Aufnahmen
in Alpenregionen ausgeführt hat. Die photographische Platte
ist ja gerade gegen kurzwellige, sogen, „chemisch wirksame“
Strahlen besonders empfindlich. Zum genaueren Studium
der Intensität der kurzwelligen Strahlen und der lichtchemi-
schen Wirkungen derselben in verschiedenen Bergeshöhen
eignen sich aber Silbersalze nicht gut, da ihre Lichtempfind-
lichkeit zu groß ist.
Bei photographischen Aufnahmen im Hochgebirge kom-
men die kurzwelligen Strahlen auch deshalb nicht zu be-
sonders intensiver Wirkung auf der Platte, weil durch die
Glaslinsen der größte Teil davon absorbiert wird. Würde
man in dem photographischen Apparat Bergkristallinsen ver-
wenden, so wäre der lichtchemische Effekt ein viel inten-
siverer.
Auf dem Institut A. Mosso am Col d’Olen und auf der
Capanna Margherita hatte ich im August 1913 Gelegenheit,
lichtchemische Reaktionen auszuführen. Diese lichtchemi-
schen Reaktionen bewegen sich in jenem Gebiete, welches
ich in diesem „Jahrbuch" für 1913 in einem Artikel „Ueber
 
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