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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 28.1914

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Bodenstein, Max: Ueber eine Theorie der photochemischen Vorgänge
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https://doi.org/10.11588/diglit.45030#0144

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132

Ueber eine Theorie der photochemischen Vorgänge.

lieber eine Theorie der photochemischen Vorgänge.
Von Prof. Dr. Max Bodenstein in Hannover.
Vor kurzem habe ich eine Systematik und Theorie der
photochemischen Vorgänge aufzustellen versucht1); ich folge
gern der Aufforderung des Herrn Herausgebers, einen
kurzen Bericht darüber für dieses „Jahrbuch“ zu liefern.
Veranlassung zur Behandlung der Frage bot eine Unter-
suchung des Herrn Dr. Dux über die photochemische
Kinetik des Chlorknallgases2), die unter Vermeidung des seit
Bunsen und Roscoe stets benutzten Aktinometers nach
einem Verfahren vorgenommen war, das erlaubte, den Ein-
fluß der Konzentration der Reaktionsteilnehmer auf die
Reaktionsgeschwindigkeit zu verfolgen. Das Ergebnis war
für diese die für dünne Gasschichten, d. h. schwache Licht-
absorption gültige Gleichung:
d[HCl\ [C7J2
+ dt [O2]
die pro Zeiteinheit bei konstanter Belichtung gebildete Menge
Chlorwasserstoff ist dem Quadrat der Chlorkonzentration
proportional, umgekehrt der des Sauerstoffs (der absichtlich
zugesetzt wird oder eine unvermeidliche Verunreinigung
des Chlors bildet), sie ist unabhängig von der des Wasser-
stoffs (so lange diese nicht zu klein wird), unabhängig von
der gebildeten Salzsäure, unabhängig vom Wasserdampf.
Diese ungewöhnlichen Resultate fanden Platz in einer
Theorie, die sich dann ungezwungen auf die übrigen in der
Literatur vorhandenen hingänglich untersuchten Beispiele
anwenden ließ. Diese nimmt an, daß die erste Wirkung
des Lichts immer in einer Spaltung der lichtabsorbierenden
Molekel besteht in ein Elektron, das frei wird, und einen
positiv geladenen Rest. Beide können zu Reaktionen führen.
Die letzteren, indem sie als höchst ungesättigte Gebilde ihrer-
seits sehr schnell sich umsetzen (primäre Lichtreaktionen),
die ersteren, indem sie sich an andere Molekeln addieren
und diese zu beschleunigter Umsetzung aktivieren (sekundäre
Lichtreaktionen).
Für die primären Reaktionen müssen dann sehr einfache
Gesetze gelten: jede lichtaffizierte Molekel reagiert im all-
gemeinen praktisch momentan, d. h. die umgesetzte Menge
1) Ber. d. D. physik. Ges. 1913, Bd. 15, S. 690; „Zeitschr. f. Elektroch.“
1913, Bd. 19, S. 836; „Zeitschr. f. physik. Chemie“ 1913, Bd. 85, S. 329; 1914,
Bd. 87, S. 93.
2) „Zeitschr. f. physik. Chemie“ 1913, Bd. 85, S. 297.
 
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