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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 28.1914

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Baudisch, Oskar: Ueber chemische Lichtwirkung auf großen Bergeshöhen
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https://doi.org/10.11588/diglit.45030#0061

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Ueber chemische Lichtwirkung auf großen Bergeshöhen.

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Ueber chemische Cichtmirhung auf großen Bergeshöhen.
Von Privatdozent Dr. Oskar Baudisch in Zürich.
Steigen wir aus dem Tiefland hinauf in lichte Berges-
höhen, so umfluten uns glänzende Lichtwellen, die freudige
■Gefühle hervorzaubern und uns über die Kleinigkeiten des
Alltagslebens hoch emporheben. Wir atmen in brennendem
Sonnenlicht eine kalte Luft von belebender Wirkung und
wir spüren, wie alle Zellen unseres Körpers zu intensiverer
Arbeit angeregt werden. Wir atmen rascher und freier und
es strömt frisches Blut lebenskräftig durch unsere Adern.
Diese lebenszündenden Wirkungen können wir nicht allein
■dem Höhenunterschiede oder der Abnahme des Sauerstoff-
-druckes zuschreiben. Wir wissen heute, daß das Licht auf
großen Bergeshöhen einen außerordentlich tiefgehenden
physiologischen und sicher auch psychologischen Einfluß
auf unseren Körper ausübt. Noch ist die Licht- und Höhen-
Iherapie in ihren Kinderschuhen, aber es ist mit Sicherheit
anzunehmen, daß die „Physiologie des Alpinismus“, wie
man alle diese Erscheinungen mit einem Schlagwort be-
.zeichnet, in den kommenden Jahren eine bedeutungsvolle
Rolle spielen wird. Wir verdanken es dem italienischen
Physiologen A. Mosso, daß systematische Studien über Licht-
und Höheneinfluß gemacht werden können. Durch Mossos
Initiative wurde am Col d’Olen in einer Höhe von 3000 m
an der Südseite des Monte Rosa ein Laboratorium gebaut,
•das in modernster Art ausgestattet ist. Damit in Verbindung
steht das Observatorium auf der Capanna Margherita auf
der Spitze des Monte Rosa in einer Meereshöhe von 4560 m.
Hier wurden in den letzten Jahren unter der Leitung be-
deutender Physiologen Expeditionen ausgeführt, die wichtiges
Beobachtungsmaterial gesammelt haben.
Ich will hier nur erwähnen, daß durch die letztjährigen
Untersuchungen von Prof. C o h n h e im und seinen Mitarbeitern
■einwandfrei festgestellt worden ist, daß auf großen Berges-
höhen nach dem 10. bis 14. Tage des Höhenaufenthaltes eine
Intensive Neubildung der Blutkörperchen einsetzt. Es konnte
ferner an künstlich anämisch gemachten Hunden — was
•einerseits durch Aderlaß und andererseits durch Gift Anämie
mit Phenylhydrazin erzielt wurde —• gezeigt werden, daß
diese Tiere ihr Blut auf 3000 m Höhe um fast 75 Prozent
rascher regenerieren, als unter sonst vollkommen gleichen
Bedingungen im Tale.
Höchstwahrscheinlich wird aber auch gleichzeitig ein
großer Einfluß auf das Blutserum ausgeübt, und wir können
Eder, Jahrbuch für 1914. 4
 
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