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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 28.1914

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Gebhard, Kurt: Ueber die Bedeutung des Lichtes für die Chemotherapie
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https://doi.org/10.11588/diglit.45030#0130

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IIo Ueber die Bedeutung des Lichtes ftlr die Chemotherapie.
lieber die Bedeutung des Cichtes für die Chemotherapie.
Von Dr. Kurt Gebhard in Frankfurt a. M.
Nicht nur von physiologischen Gesichtspunkten aus kommt
dem Licht eine hervorragende Bedeutung für die medizinische
Forschung zu, sondern das Licht ist auch die einzige Energie-
quelle, welche dem Mediziner zur Verfügung steht, um zu
langsam verlaufende oder bei gewöhnlicher Temperatur
überhaupt nicht eintretende Reaktionen zu ermöglichen.
Und es wird sich für den Mediziner um so mehr das
Bedürfnis nach einer brauchbaren Energiequelle geltend
machen, je mehr die Vorgänge im Organismus und die
Wirkung der Heilmittel von chemischen Gesichtspunkten
aus betrachtet und bearbeitet werden.
Wärme und Elektrizität kommen aus naheliegenden
Gründen nicht in Betracht. Abgesehen hiervon nimmt aber
die Lichtenergie in der organischen Chemie darum allein
schon eine Vorzugsstellung ein, da die einzelnen Gruppen
der in Reaktion tretenden Körper selektiv absorbieren, wir
also die Möglichkeit haben, durch Anwendung von mono-
chromatischem Licht die Reaktionen in ganz bestimmte
Bahnen zu lenken. Und das ist es gerade, was die moderne
Chemotherapie erstrebt: Aktivieren derjenigen Gruppen des
Heilmittels und im Organismus, welche zusammen in Reaktion
treten sollen. Nun wird man den Einwand erheben, daß
eine solche Aktivierung wohl an der Oberfläche des Körpers
möglich sei, im Innern jedoch nicht zur Geltung kommen
könnte. Aber auch hier hat die Natur vorgesorgt, und zwar
durch die eigenartige Erscheinung der photochemischen
Nachwirkung. Daß letztere bei der Photochemotherapie eine
Rolle spielen wird, darauf deuten die bisherigen Versuche
in dieser Richtung ganz augenfällig hin. Die photochemische
Nachwirkung ist nämlich, soweit die bisherigen Erfahrungen
reichen, an das Vorhandensein von Peroxyden gebunden,
und in der Tat wurden bei den photochemotherapeutischen
Reaktionen stets das Auftreten von Peroxyden beobachtet.
Die ersten Angaben in dieser Richtung verdanken wir
Tapp einer und seinen Schülern. Sie stellten fest, daß
fluoreszierende Körper im Licht ihre Wirkung auf lebende
Organismen, tierische Gewebe, Infusorien, Enzyme und
Toxine ändern. Besonders wirksam waren Farbstoffe der
Gruppe des Akridins, Phenoxazins und Thiazins („Zeitschr.
f. physiol. Chemie“ 1904, Bd. 50, S. 125; „Münchener med.
Wochenschrift“ 1904, S. 1139). Tapp einer bezeichnet diese
Körper als „photodynamische Sensibilisatoren“. Hinsichtlich
 
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