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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 28.1914

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Bodenstein, Max: Ueber eine Theorie der photochemischen Vorgänge
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https://doi.org/10.11588/diglit.45030#0146

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134

Ueber eine Theorie der photochemischen Vorgänge.

Die Vorgänge II und III dieses Schemas sind nicht
einheitlich, jeder ist nach zwei Richtungen möglich, jeder
ist eine „Reaktion mit Nebenreaktion“. Die Geschwindigkeits-
konstanten der Nebenreaktionen IIa und Illa sind beim
Chlorknallgas gering gegenüber der der Hauptvorgänge IIb
und IIIb. Das ist nicht allgemein zu erwarten, und so
ergeben sich sehr verschiedene Möglichkeiten für die Ge-
staltung der gesamten Geschwindigkeitsgleichungen bei den
sekundären Lichtreaktionen. Aber alle lassen sich mit den
Methoden der chemischen Kinetik behandeln, und zwar in
befriedigender Uebereinstimmung mit den experimentellen
Ergebnissen in fast allen in der Literatur vorliegenden
Beispielen.
Die Spaltung der Molekel in positiven Rest und Elektron
findet nicht nur im Licht statt, wo sie nur in wenigen
Fällen experimentell erwiesen ist, sondern auch unter dem
Einfluß radioaktiver Strahlung und unter dem des Elektrizitäts-
durchganges durch Gase; bei beiden sollten daher für die
Reaktionsgeschwindigkeit analoge Gesetze gelten. Das ist
in der Tat der Fall, nur sind so gut wie alle Reaktionen
hier primäre im obigen Sinne. Doch finden sich auch für
das Vorhandensein von sekundären Andeutungen in der
Literatur, deren Verfolgung unter den durch diese Theorie
gegebenen Gesichtspunkten in Aussicht genommen ist.
Die Spaltung der lichtabsorbierenden Molekel in positiven
Rest und Elektron ist eine Annahme, die nicht ganz ohne
Bedenken ist1); es ist möglich, daß sie bei weiterer Ver-
folgung durch eine andere wird ersetzt werden müssen.
Aber diese müßte ihr sehr ähnlich sein, denn die einheitliche
Darstellbarkeit der photochemischen Kinetik aller bisher
hinlänglich untersuchten Reaktionen unter den von mir
entwickelten Gesichtspunkten ist eine experimentelle Tat-
sache, und sie läßt sich zweifellos nur aus einer Theorie
herleiten, die der dargelegten zum mindesten sehr ähnlich ist.

i) Vergl. die Diskussion nach meinem Vortrage vor der Deutschen
Bunsengesellschaft, „Zeitschr. f. Elektroch.“ 1913. Bd. 19, S. 847.
 
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