Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen, etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0048

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Personal, und Ateliernachrichten — Denkmäler rc. — Ausstellungen, Sammlungen rc.


29

G Der berühmte belgische Historienmaler Louis Gallait
ist schwer erkrankt, so daß man das Schlimmste befürchtet. Erst
kürzlich hat ihn ein französischer Edelmann Champion de Bille-
ueuve zum Universalerben seiner kostbaren Kunstsammlung ein-
gesetzt.

* Der Dresdener Historie nm ater Wenzel Schwarz
hat ein großes Bild „Kaiser Hadrian spricht eine angeklagte
Christin frei" vollendet und wird es demnächst zuvörderst in
Dresden ausstellen. Es ist eine bedeutende Leistung.

— In Brüsseler Künstlerkreisen verlautet, daß der
Maler Wauters vom König der Belgier baronisiert werden
soll — weil er die Tochter des belgischen Ministers des Aus-
wärtigen, die Prinzessin von Chimay, heiraten wird.

— Herzog von Campo Selice, ein eifriger Förderer-
belgischer Kunst, ist kürzlich zu Mentone verstorben. Ursprüng-
lich war er holländischer Sänger, als welcher er Reubsaet hieß
und die Witwe des reichen amerikanischen Nähmaschinenfabrikanten
Singer heiratete.

— Zum Nachfolger Eduard von Steinles am Städel'schen
Institut in Frankfurt a. M. wurde Kaspar Ritter aus Mün-
chen ernannt. Er war an der Münchener Akademie ein Zögling
der Professoren Diez, Lösftz und Herterich und zuletzt an ihr als
Hilfslehrer thätig.

st Die Berliner Architekten Ende und Böckmann haben
bei der Konkurrenz um die Erbauung eines „deutschen Hauses"
in Brünn unter 22 Bewerbern den ersten Preis von 1500 Gulden
erhalten.

* Dresden. Die erste der drei Bewerbungen um die
Ausführung von Bildwerken auf Kosten des sächsischen
Kunstfonds ist entschieden. Die Aufgabe war fesselnd aber
nuch mühevoll genug. Es handelte sich darum, die fünf Gestalten
Christus', Moses', Petrus', Johannes des Täufers und Paulus' sür
die Schauseile der Nikolaikirche zu Löbau i. S. herzustelleu.
Zehn Entwürfe waren eingegangen, alle von jüngeren Bild-
hauern. Den ersten Preis erhielt der Dresdener Bildhauer
Röder, ein Schüler Hähnels, der sich durch seine Gruppen
Adam und Eva sowie Kain und Abel schon als ei» höchst talent-
voller Künstler erwiesen hat; den zweiten trug Herr Hölbe,
ein Schüler Schillings, davon, dessen kühn ausgefaßte Sirene sich
auf der Berliner JubilttumS-Ausstellung viel Beifall errang,
der dritte Preis fiel dem römischen Stipendiaten Herrn Hart-
m ann im Verein mit Herrn C. Sefsner in Rom zu, den vierten
endlich erhielt Herr Richard König. Da außerdem vier Künstler,
die Herren Ockelmann, Schnauder, Panzner und Gröne, ehrende
Anerkennungen erhielten, jo ist die Anonymität der Bewerbung fast
ganz hinfällig geworden. Von den beiden Entwürfen, deren Ver-
fasser unbekannt sind, war der eine, der eine Art mittelalterlicher
Naivetät der Auffassung anzustreben schien, infolgedessen verfehlt;
der andere fiel gänzlich aus der Überlieferung der Dresdener
Schule heraus, indem er auf Linienschönheit und stille Größe
gänzlich verzichtete, dagegen auf die Krast des Ausdrucks be-
sonderes Gewicht legte. Die meisten Entwürfe hielten sich im
Rahmen der Dresdener Schulüberlieserung, doch mit größerer
Betonung des Charakteristischen, ein Beweis, daß das jüngere
Geschlecht nicht geneigt ist, unter Klassizität eine banale allge-
meine Schönheit zu verstehen. Die ausgeglichenste Leistung war
die von Hölbe; der Entwurf von Röder enthielt in Chri-
stus, Moses und Paulus wohl die schönsten unter den sämmt-
lickien 50 Gestalten; selbständige bedeutende Auffassung verrieten
vor allen die Entwürfe von König; der monumentale, der Archi-
tektur sich anschließende Charakter trat besonders gut in Ockel-
manns Gestalten zutage. Auffallend war es, daß die Gestalten
Hartmanns einen Preis erhalten haben. Der Christus war nichts
weniger als monumental, erinnerte vielmehr in dem langen
schlottrigen Gewände an Uhdes Auffassung; dazu wirkte der
Entwurf im ganzen ziemlich unruhig. — Für die in Nr. 24
v. I. erwähnte Bewerbung (Thürbogenseld für die Kirche zu
Constappel) sind gerade 20 Entwürfe eingegangen. Noch eine
dritte Bewerbung schwebt, bei der es sich um einen Brunnen sür
die Stadt Chemnitz handelt.

— Gestorben: Bildhauer Emil Walsleben in Berlin,
der Schöpfer u. a. der Dreikaisergruppe für Wien, des Bronze-
relress am Palais des Grafe» Pourtales und der Gruppe, welche
vom Dache der „Kaiserhallen" Unter den Linden herab allabendlich
ihr Licht spendet, als ein beklagenswertes Opfer der Trunksucht.
— Georg Wecker, ein in jüngeren Jahren geschätzter Land-
schaftsmaler, am 9. September in Frankfurt a. M.

Denkmäler rkr.

— An die sächsischen und in Sachsen lebenden Bildhauer ergeht
seitens der Stadt Chemnitz ein Preisausschreiben sür einen Zier-
brunnen, welcher die Saxonia und zwei Hauptzweige der Chemnitzer
Jndustrie in allegorischen Gestalten darstellen und auf dem Haupt-
markt Platz finden soll. Die Modelle sind in Gips und der
Ausführungsgröße herzustellen und bis zum 10. Dezember d. I.
dem Kastellan der Dresdner Kunstakademie zu übermitteln. Die
drei gelungensten Arbeiten werden mit Preisen von 600, 400
und 200 M. prämiiert.

ss München. Professor W. Ruemann hat das Gips-
modell zu dem Wörther Landesdenkmal vollendet und an die
Erzgießerei abgeliefert. Das Monument soll am 6. August
nächsten Jahres enthüllt werden und stellt eine Viktoria dar,
welche einen sterbenden Krieger stützt; davor auf einer tieferen
Plattform ein ruhender Wache haltender Löwe.

— Berlin. Professor Otto Lessing hat sür das kur-
märkische Provinzial-Landeshaus die überlebensgroßen Figuren
des Burggrafen von Nürnberg, Friedrich I., des Markgrafen
Albrecht, des Großen Kurfürsten und des Kaisers modellirt. Die
Statuen werden gegenwärtig in Sandstein ausgeführt.

v.V. Wien. Zumbusch's Maria-Theresia-Denk-
mal, dieses figurenreichste Monument der Neuzeit, wird auf
Grund kaiserlicher Entschließung erst im nächsten Mai zum
Rcgierungsjubiläum des Kaisers enthüllt, jedoch in diesem Jahre
noch aufgestellt werden. Die gewaltige Figur der Kaiserin
(220 Metereentner schwer) aus dem kaiserlichen Gußhause, sowie
die vier an den Throneckeu lagernden allegorischen Gestalten
(Stärke, Milde, Weisheit und Gerechtigkeit) aus der Turbain'scheu
Gießerei, sind bereits aufgestellt. „Maria Theresia" ist siebenthalb
Meter hoch; der Umfang ihres Daumenknöchels mißt 29 und
des Handgelenks 74 Centimeter, mährend diese Hand ein viert-
halb Meter langes Scepter hält. Die Entwürfe sür die vier
Monumentalbrunnen des Museumsplatzes, dessen Mitte das die
theresianische Zeit in Erz verkörpernde Denkmal schmücken wird,
sind den Bildhauern Härdtl, Schmidgruber und Hofsmann über-
tragen worden. — Das Knndmann-Weyr'sche Grillparzer-
Monument dürste, wie ich erfahre, höchst wahrscheinlich auch
erst im folgenden Jahre eingeweiht werden. Kundmann hat die
sitzende Dichtergestalt vollendet, aber die Weyr'schen sechs Hoch-
reliefs, von denen zwei („Sappho's Abschied" und Scene aus
„Der Traum ein Leben") aus der heurigen Jahres-Ausstellung
verdientes Aufsehen erregt haben, werden wohl vor November
nicht fertig gestellt sein, wo dann die Aufstellung eines Marmor-
denkmales, welches ohnehin den Winterschutz eines Brettergehäuses
bedarf, nicht mehr geboten erscheint. Das vielversprechende
Monument wird seinen Standort im Volksgarten, in der Achse
der Bellariastraße erhalten.

O Mülheim a. d. Ruhr. In den hiesigen Ruhr-
aulagen beabsichtigt man Denkmäler des Kaisers und der Kö-
nigin Luise zu errichten. In dem ausgeschriebenen Wettbewerb
sür die Einlieferung von Entwürfen hat ein junger Bildhauer,
Heinrich Stockmann aus München, ein Zögling der
Düsseldorfer Kunstakademie, den ersten Preis erhalten.

— Der Magistrat der Stadt Fürth hat sich jetzt endgiltig
für die Ausführung von Maisons abgeändertem Entwurf zu
dem für den Bahnhofplatz bestimmten Kunstbrunnen entschieden,
unter der Voraussetzung jedoch, daß der Staat dabei außer dem
ihm überlassenen Künstlerhonorar einen entsprechenden Teil der
auf etiva 53,000 Mark veranschlagten Kosten übernimmt.

Varia. Ans Anlaß der Jubiläumsfeier der Göttinger Uni-
versität hat dieser die Stadt Göttingen eine Bronzebüste des
Fürsten Bismarck nach Professor Donndorfs Modell zum Geschenk
gemacht. Bei der gleichen Gelegenheit wurde in der Universitäts-
bibliothek ferner eine Marmorbüste des Historikers Waitz feierlich
enthüllt. Sie ist ein Werk des Berliner Bildhauers Fr. Hartzer.
— Cola Rienzi, der „letzte Volkstribun", erhielt in Rom —
etwas spät, aber doch — ein von dem verstorbenen Bildhauer
Masini gefertigtes Standbild.

Ausstellungen, Sammlungen elc.

— Im Aufträge des Komitees der nächstjährigen Mün-
chener Internationalen Ausstellung begibt sich der Maler
R. Köhler, ein Deutsch-Amerikaner, nach New-Z)ork, um dort für
eine gute Repräsentation nordamerikanischer Kunst aus der Mün-
chener Ausstellung zu wirken.
 
Annotationen