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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0067

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Denkmäler rc. — Ausstellungen, Sammlungen rc.

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— In der Konkurrenz um die Ausführung der
Bronzethüren des Kölner Doms hat sich die Jury für
die Entwürfe der Bildhauer Schneider, (Kassel), und Meugel-
berg, (Utrecht), derart entschieden, daß ersterer für das südliche und
das westliche und letzterer für das nördliche Portal zur Aus-
führung gelangen.

ss Die Prinzessin Luise von England enthüllte in Win-
chester eine Bronzestatue der Königin Victoria, welche ein Privat-
mann der Grafschaft Hampshire als Erinnerung an das Re-
gierungsjubiläum der Königin zum Geschenk gemacht hat.

U. L. Breslau. Die künstlerische Wirkung monumentaler Neu-
bauten durch plastischen Schmuck zu steigern, ist der Bildhauerei
in unserer Stadt nicht eben oft vergönnt. Um so mehr verdient
es Beachtung, daß an der Ausschmückung des seiner Vollendung
nahen Hauptpostgebäudes, dessen Bausumme unter dem leitenden
Gesichtspunkt thunlichster Sparsamkeit berechnet war, die plastische
Kunst wenigstens in bescheidenem Umfang mitzuwirken berufen
ward. Die an der Albrechtsstraße liegende Fassade des Gebäudes
schließt nach oben mit einer geschmackvollen Balustrade ab, über
deren Mitte sich auf einer großen Erdkugel ein mächtiger Adler
mit ausgebreiteten Schwingen erhebt. Rechts und links von
demselben reihen sich je drei stehende, allegorische Frauengestalten
an: Landverkehr, Seeverkehr, Landwirtschaft, Industrie, Kunst,
Wissenschaft. Diese reichlich drei Meter hohen Figuren sind aus
französischem Sandstein gearbeitet nach den Modellen des Pro-
fessors R. Härtel, Lehrer der Bildhauerei an der Kgl. Kunst-
schule, und des Bildhauers Ehr. Behrens, Vorsteher des Meister-
Ateliers für Bildhauerei am Schlesischen Museum der bildenden
Künste Hierselbst. Die Wahl der erwähnten allegorischen Gestalten
ist übrigens nicht von den Künstlern, sondern von der Bauleitung
getroffen worden, welche den Auftrag zur Herstellung derselben
an den Unternehmer für die Steinmetzarbeiten beim Postbau,
Hof-Steinmetzmeister Niggl, ergehen ließ. Von letzterem wurde
sodann durch eine Art Submission die Ausführung der Modelle
(Honorar 2000 Mark) den genannten Künstlern übertragen.
Professor Härtel wählte die Figuren der Industrie, Wissenschaft
und Kunst, so daß für Behrens Landwirtschaft, Seeverkehr und
Landverkehr übrig blieben. Die Bauleitung hatte bei Erteilung
des Auftrages den Wunsch ausgesprochen: die Künstler sollten
wenig bekleidete, energisch bewegte Figuren liefen:, die eine leb-
hafte Silhouette geben. Diesem Wunsch ist Behrens offenbar
mehr nachgekommen als Härtel. Denn die Gestalten des elfteren
zeigen eine flotte Bewegtheit der Silhouette, Grazie und Zierlich-
keit. Härtels Figuren hingegen sind bei weitem ruhiger gehalten,
und ihre Formgebung ist eine strengere. Trotz der Verschieden-
heit des Stils in den Arbeiten beider Künstler ist jedoch der
Gcsammteindruck der Skulpturen kein unharmonischer; denn die
Figuren sind in angemessener Entfernung von einander auf-
gestellt. Getrennt durch den Adler krönen die drei Figuren von
Behrens den rechten Theil der Balustrade, während Härtels
Arbeiten die linke Seite einnehmen. So kann nur ein schärfer
prüfendes und sorgfältig vergleichendes Auge die Stilverschiedenheit
der Skulpturen gewahren, die in erfreulicher Eiumütigkeit ge-
schaffen sind von Vertretern beider Kunstinstitute unserer Stadt,
in denen die Bildhauerei ihre Pflege findet: Kunstschule und
Museum. —

O. L. Paris. Die Regierung der Vereinigten Staaten
von Nordamerika hat bei den französischen Bildhauern Falguiere
und Merciä eine Statue La Fayettes für eines der Square in
Washington bestellt. Das Monument soll aus einer Statue des
Generals auf einem Piedestal bestehen, dessen vier Ecken mit
ebenso vielen französischen Offizieren geschmückt sind, die an dem
amerikanischen Unabhängigkeitskampfe teilgenommen haben. Für
die Herstellung sind 250,000 Francs ausgeworfen. Auf die
Forderung der beiden Künstler, vorausbezahlt zu werden, hat die
amerikanische Regierung mit Rücksicht auf die Gesetze der Ver-
einigten Staaten nicht eingehen können. Doch ist die Abmachung
getroffen worden, daß ein Drittel des Preises nach Fertigstellung
des Modells, ein Drittel nach Vollendung der Statue und das
letzte Drittel bei Einweihung des Monumentes gezahlt werden
sollen. Anders verfährt man ja wohl bei uns auch nicht und
das Ansinnen der Herren Franzosen war mindestens sonderbar.

U Eger. Am 2. Oktober wurde das Kaiser Josef-
Denkmal feierlichst enthüllt. Die Figur überlebensgroß 2'/z Mir. hoch
wurde vom dortigen Bildhauer Karl Wilfert modelliert und in
Wien in Bronze gegossen, der Sockel ist aus Schluckenauer Syenit.

— Trier. In der Basilika sind vier Kolossalstatuen der
Evangelisten von der Hand des Frankfurter Bildhauers K aup ert

aufgestellt worden. Derselbe Künstler hat vom Franksurter Ma-
gistrat den Auftrag erhalten, eine Statue Kaiser Wilhelms für
den Kaisersaal des Römers zu modelliren.

Ausstellungen, Sammlungen ete.

4V. Venezianische National-Ausstellung. Über
das Endresultat unserer am 31. Oktober endigenden Ausstellung zu
berichten, ist keine erfreuliche Aufgabe. Mit den größten Erwar-
tungen von seiten der Künstler und glänzend eröffnet, hat die-
selbe nicht gehalten, was sie versprach. Wenn auch die Besucher-
zahl durchschnittlich 1500 Personen täglich betrug und sich zu
Zeiten auf 3500 steigerte, so war dies doch nicht genügend, einen
finanziell erfreulichen Rechnungsabschluß erwarten zu lassen, und
da dieses Publikum fast immer nur, von den letzten Zeiten abgesehen,
aus Italienern bestand, so war nicht auf Ankäufe zu rechnen.
So wurde denn im ganzen außerordentlich wenig gekauft und fast
nur von Ausländern. Am schlimmsten steht es nach dieser Rich-
tung mit der Plastik. Hier lassen sich die Ankäufe just noch
zählen. Lorenzettis irredentistische Statue ,soror tua- wurde
für den Bronzeguß bestellt. — Wie in früherem Berichte hervor-
gehoben, zeigte sich in den Arbeiten des hiesigen Bildhauers
Urbano Nono hervorragendes Talent, was um so glänzender
unter so vielem Unbedeutendem hervortrat. So hat denn auch
das größte Ereignis der letzten Wochen, der Besuch Sr. k. k. Hoheit
des deutschen Kronprinzen in der Ausstellung, für diesen Künstler den
schmeichelhaftesten Erfolg gehabt. Wie man sagt, ward er beauf-
tragt, seine schöne Gruppe „Belisar" (ein blinder Veterane mit
seiner halbverschmachteten Tochter) für ein Berliner Armenhospital
in Bronze auszuführen. Auch will man den Preis von 25,000 Fr.
als zugestanden bezeichnen. Der hohe Herr legte das größte
Interesse für die Ausstellung durch mehrmaligen Besuch und
huldvolle Behandlung einzelner italienischer Künstler aufs leb-
hafteste an den Tag. Als erfreulich muß es bezeichnet werden,
daß sowohl hier als auch auf dem Gebiete der Malerei kein
einziges der Schreck- und Sensationsbilder gekauft wurde, sondern
durchweg erfreuliche Gegenstände, oder wie bei Nonos Belisar
menschlich rührende ruhigere Darstellungen den Vorzug fanden.
Der König von Italien hat gleich in den ersten Tagen einige be-
deutende Ankäufe gemacht. Erst vor kurzen: folgte dann das
Unterrichtsministerium mit dem Erwerb einer großen Landschaft
von Ciardi ,messickora<, einem Innen: von St. Marco von
L. Mion und einer Statuette von Alfani „David". Mit-
leiden erregen die ausgezeichneten Produzenten der Kunstindustrie-
gegenstände. Hier auf diesem Gebiete ist auch nicht ein nennens-
werter Ankauf zu verzeichnen. Besonders scheint man sich an
den Werken der Bildschnitzerei satt gesehen zu haben. Selbst die
billigsten kleinsten Gegenstände finden keine Abnehmer. Unter den
Käufern figunert auf der ganzen Ausstellung nur ein einziger
Venezianer und zwar Conte Papadopoli(„Riva an: Gardasee"
von Äezzi). Nur er ward dem Vorrechte der Aristokratie, der
Kunst durch thatkräftiges Eingreifen entgegen zu komme::, gerecht.
Es gehört viel Mut und Selbstverleugnung der italienischen
Künstler dazu, sich jetzt schon wieder auf eine große Ausstellung
in Bologna gelegentlich der Säkularfeier der dortigen Universität
zu rüsten. Doch scheint es, daß die Bolognesen es besser ver-
stehen, die Sache einzurichten. Man war hier in: allgemeinen
dem großen Unternehmen nicht gewachsen, und all' die schönen
unvergeßlichen Feste, deren Beschreibung nicht hierher gehört,
konnten gewisse große Fehler, im Beginne des Unternehmens
begangen, nicht mehr gut machen. Die gemachten und von Venedig
teuer zu bezahlenden Erfahrungen werden jedoch als wertvolles
Material benützt werden. Die Künstler werden es sich hinter die
Ohren schreiben, daß der Geschmack des Publikums noch immer
ein unverwüstlich gesunder geblieben und immer, nach wie vor,
vom studiert häßlich-farblosen, wie von ihren Schauer- und
Schreckensszene:: nichts wissen will, es vor allem aber am wenigsten
verzeiht, wenn man es langweilt.

—r Bei den Ausstellungen der Berliner Akademie gelangten
bis vor wenig Jahren nur goldene Medaillen: „die große und
die kleine goldene Medaille für Kunst" zur Verteilung. Nachdem
im Jahre 1884 zum erstenmale als quasi dritter Preis die
„Ehrende Anerkennung" hinzugekommen war, ist neuerdings von
der Berliner Küustlerschaft der Antrag gestellt worden, hinfort
nur eine große goldene Medaille für Kunst und an Stelle der
kleinen goldenen eine silberne Medaille in der Größe der goldenen
 
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