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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Paul, Richard: Karl Baumeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0080

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von Richard Paul

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zu verzetteln, und der Maler hätte für Damen-Almanache Titelvignetten und Stationsbilder fürs liebe tägliche
Brot anfertigen müssen. Unser Meister ist geboren zu Zwiefalten, einer ehemaligen Benediktiner- und Reichs-Abtei
in Württemberg, woselbst die dortige imposante Barockkirche mit ihrem verschwenderischen Freskenschmucke wahr-
scheinlich auf den künftigen Beruf des Mannes den ersten Einfluß ausübte. Mit zwölf Jahren kam der Knabe
nach Ulm, um die Lithographie zu lernen, 1855 nach München auf die Akademie, wo er von 59—65 der
Kompositionsschule des verstorbenen Prof. Phil. Foltz angehörte. Die Früchte des gewissenhaften Studiums der alten
Meister zeigten sich alsbald in den ersten zu Eingang dieser Abhandlung erwähnten größeren Kompositionen
sodann in einer Menge Holzschnitt-Zeichnungen für Kalender, Erbauungsbücher, Legenden und dergl. mehr. Seine
Thätigkeit in größerem Umfange begann mit den elf Glasgemälden, Kartons ans dem Leben der hl. Wal-
bert und Adelgunde, für Lärmst cku Lluns. Dann folgt 1868 als ein Hauptwerk die Legende des hlg. Christoph,
prämiiert in Rom, wovon unsere Illustration die Schlacht und den Heiligen auf dem Marterblock zeigt. In-
zwischen und bis heute schuf der Künstler folgende Altarblätter: Mariä Himmelfahrt für Hochaltingen im Ries,
St. Bartholomäus für Passau, Jlzstatt, Tod Josephs für Pondicherry in Indien von Graf Ludwig v. Arco-
Zinneberg dahin gestiftet. St. Leonhard nach Burgkirchen a. d. Altz, lVIuter umabilis nach Mühldorf, Abend-
mahl nach Haunstetten bei Augsburg, die hl. Katharina für die Herzogin von Ratibor, den Schutzengel für
Pustet in Regensburg. 1884 entstanden die Kartons der hl. Siegfried und Christoph, letzterer (s. S. 51)
für die Hauskapelle Ihr. k. Hoheit der Frau Herzogin Max Emanuel in Bayern, welche mit Baronin
Adolfine Reichlin v. Meldegg die Bilder nach den Kartons unter Leitung des Künstlers in Keim'scher Mineral-
Maltechnik selbst ausführte. Einen wichtigen Abschnitt in der Entwicklung Baumeisters bildete der Auftrag Ihrer
Durchlaucht der Frau Fürstin Sophie von Waldburg zu Wolfegg zu dem großen Bilde „Gründung des
Jesuitenordens", dann der „Frauen-Borbilder" der hl. Agnes, Notburga, Monika, Kunigunde und Elsbeth
und des Erinnerungsgemäldes an den verstorbenen Grafen v. Arco-Zinneberg, im Besitz der gräflichen Witwe
zu Maxlrain. Von gleich hervorragender Bedeutung war für den Künstler die Aufgabe, für Se. Erlaucht
den Grafen Friedrich v. Quadt auf Schloß Moos bei Lindau das Votivbild der gräflichen Familie zu
malen, welches schöne Werk die internationale Ausstellung im Münchener Glaspalaste 1879 der Öffent-
lichkeit bekannt machte und endlich die vom gleichen Mäcen übertragene Ausmalung der gotischen, von dem Mün-
chener Architekt Josef Müller in Moos erbauten Schloßkapelle, welche Tempera-Wandbilder „die Verherrlichung
der Königin des Rosenkranzes" zum Gegenstände haben und welche Arbeit bis vor kurzem die Kräfte des
Künstlers voll in Anspruch nahm und zu den schönsten und zugleich ergreifendsten und vollendetsten Dar-
stellungen gehört, mit welcher der Meister nicht nur seine Kirche, sondern auch die vaterländische Kunst ver-
herrlichte und bereicherte.

Kreuztragung. Skizze von K. Baumeister
 
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