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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Heilbut, Emil: Über die Kunst in England, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0094

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Über die Kunst in England

Hitze Paris nicht verschmähen, dach hier — welch neckischer
Zufall, ist selbst in diesem sonnigen Paris eine Kühlung
durch Wasser gemalt; ans dem Bilde sehe ich eine Pariser
Straße, die ganz in Sommerrcgen gebadet ist, untertaucht
darin, die jungen, hellgrünen Bäume am Trottoirrand
können ihn auch branchen. Die Ferne der Straßenansicht
ist verhüllt, Menschen stehen, einige, wenige, unter den

Porkräk. von William Blake Richmond

Hausfluren, kein Wagen ist aus dem Fahrweg sichtbar,
der Regen ist zu stark, alles hat sich geflüchtet. Nur eine
Blumenkarre ist stehen geblieben, welche sehr hübsch und
pittoresk den Vordergrund des Bildchens ausfüllt und
mit ihrem farbigen, gelben, grünen und roten Inhalt das
seine Rcgengrau hervorhebt, das im übrigen Bilde herrscht.
Hinten sieht man sehr niedlich ein Pärchen quer über das
Trottoir nach einem Hausflur zueilen. Herzliebchen mein
unterm Regendach, singt vielleicht dabei auf französisch der
Jüngling. Er hält sie umfaßt und trägt ihr den Schirm.

Die Bewegung ist sehr gut gegeben, das ganze Bild in
Luftton, Perspektive, lustiger Farbcuwirkung überhaupt
ein Perlchen. Auf Goupil folgt die Grosvenor-Gallerh
mit ihrer Buchhandlung in Lestketicis, und hier ist der
Höhepunkt der Straße, hier ist die breiteste Fülle von
haltenden Equipagen; hier ist das Höchste an Luxus,
raffinierter Bildung, blasierter Litteratur und Komfort.

Hart an der Grosvenor-
Gallerh eine stattliche Kunst-
handlung, nach der statt-
lichen Kunsthandlung kommt
wiederum eine stattliche,
und so geht es fort in das
Unendliche; man sättigt
sich an allen Arten von
Kunstgenuß, an neuen, au
alten Bildern, an kleinen
Bronzen, an großen Selten-
heiten, ausgeräuchertcn, mit
den raffiniertesten Sprün-
gen bedeckten Holländern
des siebzehnten Jahrhun-
derts, (in schwarzen wun-
dervollen Nahmen, welche
vom Zahn der Zeit zer-
fressen sind, und uns köst-
lich bedünken wie den
Küsecssern von Distinktion
der Käse welcher Maden
hat), und dann präsentiert
sich einem wieder das
Neueste vom Neuesten, das
Pschütteste der Mode, wahn-
sinnige, ganz hell gehaltene
Nouveautecs, in höchst
flache, höchst breite Rahmen
gefaßt, dann auch ein
Tadema und dann ein
Whistler, und dann vier-
einhalb Quadratzentimeter
Meissonier.Wonneüber
Wonne, Meissonier, man
macht sich ein Schwärmerei-
vergnügen , der alte
Meissonier ist doch der
jugendlichste und keckste von
allen. O ihr von München
und Berlin, ihr Kirchturm-
lichter! Dieser ist der Mün-
chener Meissonier (weil er
weiße Strümpfe malt),
dieser ist der Meissonier
von Berlin (der Lands-
knechtmaler), der da der von Polen (aus dem Grunde
weil er klein malt) — ich will euch, ihr Meissoniers von
der zweiten Hand, deren Beurteiler sich vielleicht noch
Anreden, ihr hättet den echten Meissonier von Paris jetzt
ein Stück hinter euch gelassen: was der alte Meissonier
mit seinem Namen gezeichnet hat, das steht sicher und fest
und das ist wuchtig und breit bei aller scheinbaren Spitz-
pinsclei, und das erreicht von euch auch nicht einer ....

Hier liegt nun, wenn man um eine Ecke biegt, die
Hanover-Gallery. Tritt ein, Lieber, du hast hier gute
 
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