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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Weihnachtsbücherschau
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Weihnachts-Bücherschau, vom Herausgeber


Probeilluslration von Wold. Friedrich

bei Amster L Ruthardt in
Pergament L 215 Mk. und 350 aus Japanpapier ä 130 Mk.)
publizierte Radierung seines Porträts der Miss Katharina Grant
betrachten, jener berühmte» „Dame in Weis;", die ganz Berlin
bei der letzten internationalen Ausstellung in Aufregung brachte.
Haben die Ekstasen der Kunstfreunde und -freundinnen sonst oft
etwas Ungesundes an sielt, da sie gewöhnlich nicht mit dem wirk-
lichen Kunstwert des Gegenstandes, sondern mit irgend einein
anderen Umstand, mit der Person des Künstlers, der Seltenheit
oder einer Absonderlichkeit des Werkes, so hier mit dem weißen
Kleid der Dame zusammenhängen, so wird man diesmal die Be-
wunderung teilen dürfen, wenn auch aus Gründen, die aller-
dings nicht von der Toilette der Dargestellten hergenommen sind.

gleiten zu lassen, war ein
Unternehmen, dessen Erfolg
bei der Musikliebe der
Deutschen gewissermaßen
selbstverständlich war. —
Unseres Erachtens ist bei
diesem Wettstreit von ge-
malten und geschriebenen
Bildnissen Hanslick sogar
im Vorteil geblieben, da
er mit außerordentlicher
Schärfe genau die Ver-
dienste charakterisiert, die
jeder einzelne dieser
Männer sich um das stolze
Gebäude derdeutschen Ton-
kunst erworben. Es ist
das ein Urteil, bei dem
wir freilich vorweg betonen
müssen, daß wir in Bezug
auf Musik ganz inkompe-
tent sind. Aber die Dar-
stellung Hanslicks hat
jedenfalls den Vorzug, nie
laiigweilig zu werden, was
ihr Ansehen hinlänglich
erklärt.

Der wilde Jäger,
von Jul. 'Wolfs, illu-
striert von Woldemar
Friedrich. Gr. 8°. Eleg.
geh. 20 Mk. Berlin,
Grote. Das frische und
reizvolle Gedicht Wvlffs
hat hier durch die seinem
kühnen und mannhasten
Charakter angepaßte Illu-
stration Friedrichs eine überaus entsprechende Ergänzung erhalten, so daß
man selten durch die Arbeit von Dichter und Maler ein gleich harmonisches
Ganzes hergestellt finden wird. Manche Szenen, wie z. B. die, wo der junge
Jäger der Waldmaid begegnet (s. nebenstehende Illustration), haben einen
ungewöhnlich großen Reiz der Naturfrische, weil Landschaft und Figuren
durchaus einheitlich gedacht sind, eines die notwendige Vervollständigung
des anderen ist. Ebenso wirkt das kecke Machwerk der Zeichnung, das aller
^ kühlen Glätte aus dem Wege geht und immer skizzenhaft bleibt, außerordent-

' lich anregend auf die Phantasie. Wie Wolfs eine gewisse Verwandtschaft mit Scheffel
nirgends verläugnet, so zeigt Friedrich eine solche mit dessen Illustrator A. v. Werner
und beide brauchen sich solcher Anlehnung wahrlich nicht zu schämen.

Friedr. Rückerts Liebesfrühling. 5. Auflage mit Bildern, von
Hermann Kaulbach und Initialen v. Grundherr, Klinisch u. a. Gr. 4". Eleg.
geb. 20 Mk. Frankfurt, Sauerländer. Als Res. vor einem halben Jahrhundert
Rückerts Liebesfrühling zum erstenmal las, war er natürlich entzückt wie alle von
diesem endlosen Meer von Zärtlichkeit, während es ihm jetzt wenn er Verse liest
wie „Der Erde Weh ist Scherz, hier leg ich an dein Herz mich selbst
und meinen Schmerz" Vorkommen will, als ob dieses Meer sich von anderen
hauptsächlich dadurch unterschiede, daß sein Wasser nicht einmal gesalzen sei. Die
Künstler nun, die einzelne Fräuleins und Amoretten auf dieser Flut herum-
schwimmen lassen, haben ihr Möglichstes gethan, sie anmutig zu beleben. Aber
^ inan müßte sie schon so dicht damit anfüllen, als der Ozean im Frühling mit Häringen
gespickt ist, um der Überschwänglichkeit des Dichters nur einigermaßen zu entsprechen. Den
Liebenden indes, die ja bekanntlich kein Ende zu finden wissen, wird das Buch ganz gewiß
gefallen, und das ist ja die Hauptsache.

Wer das künstlerische Raffinement auch auf den Druck ausgedehnt und überhaupt
nach jeder Richtung auf die höchste Spitze getrieben sehen will, der muß Hubert Herkomers
Berlin (in 150 Exemplaren auf Der Kopf derselben ist nämlich unleugbar ein Meisterstück der

Charakteristik, eine Verbindung von Schönheit und Wahrheit, wie
sie nur äußerst selten gelingt. Zunächst sah man augenblicklich,
wo die Dame her ist. Während man bei so vielen anderen ge-
wöhnlich nur sieht, daß sie nicht weit her sind, erkennt man da
die Engländerin der Höheren Klassen beim ersten Blick. Mil
ihrer fast herben Reinheit und Unnahbarkeit bildete sie einen so
wvhlthuenden Gegensatz zu der vielen gemalten Demimonde, der
inan nach und nach auch auf unseren Ausstellungen immer häu-
figer begegnet Daß die Frauenwürde kein inhaltsleeres Wort
sei, das wird einem hier eben so schlagend als je bewiesen und
zugleich durch einen kleinen Zug von mädchenhaftem Trotz daS
individuelle Interesse noch mächtig gesteigert. Denn diese
 
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