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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0110

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Denkmäler :c. — Ausstellungen, Sammlungen rc.


Vs. Js. Wir dürfen unser mit so seltener Einmütigkeit und so
erhebender Begeisterung vom deutschen Volke begrüßtes und ge-
fördertes Unternehmen, den beiden Grimms in ihrer Vaterstadt
ein würdiges Nationaldenkmal zu errichten, der unausbleiblichen
Mißstimmung und Anfeindung im Stadium der Aussührungs-
srage nicht preisgeben. Will die Landeskunstkominissiou in Ber-
lin ihrerseits den Versuch mit einem Modelle des Herrn Pros.
Wiese machen und dadurch voraussichtlich die Herstellung des
Denkmals in weitere Ferne verschieben, so müssen wir unsererseits
die Verantwortung hierfür ablehnen und unter allen Umständen
den Anspruch erheben, daß für den Fall des xlscet der Kunst-
kommission die dispositive Entscheidung darüber, ob der Wiese'sche
Entwurf ohne Konkurrenz angenommen werden soll, dem Grimm-
komitee Vorbehalten bleibt." Das Gutachten der technischen
Kommission schließt mit der Ausführung: „Über alle diese Schwierig-
keiten kommt man am besten hinaus, wenn man, sei es eine
beschränkte, die wir immer noch vorziehen, sei es eine allgemeine
Konkurrenz, eintrelen läßt. In beiden Fällen sind wir ja
auch nach den bestimmten Erklärungen des Herrn Prof. Wiese
seines Mitbewerbes sicher, und wenn dann sein Entwurf ent-
sprechend den zuversichtlichen Erwartungen der Kunstkommission,
wirklich der beste sein sollte, so hat es ja das Preisrichter-Kolle-
gium, zu welchem die königlich preußische Staatsregierung fünf
Mitglieder abordnen wird, in der Hand, dem Herrn Professor
Wiese auf Grund seines preisgekrönten Modells die Ausführung
des Denkmals zu übertragen." Nachdem der Präsident durch
Abstimmung festgestellt hatte, daß die Versammlung ein-
stimmig der Meinung war, auf die Empfehlungen und Vor-
schläge der Landeskunstkommission nicht entgehen zu können, kam
der nachstehende von den Herren Kehl, vr.' Wolfs und Justizrat
Osius Angebrachte Antrag zur Diskussion und zur einstimmigen
Annahme: „Das Grimmkomitee wolle die iin Reskripte des
Herrn Kultusministers vom 9. Juli d. I. gewünschte Äußerung
über die Empfehlungen und Vorschläge der Landeskunstkommission
in Berlin unter Bezugnahme auf die vorliegende gutachtliche
Äußerung der technischen Kommission dahin erstatten, daß auf die
Empfehlungen und Vorschläge der Kunstkommission seitens des
Komitees nicht eingegangen werden könne, vielmehr dringend ge-
wünscht werde, daß in Gemäßheit der Beschlüsse vom 11. Mai
d. I. die Einladung zum Wettbewerbe alsbald in die Wege ge-
leitet werde." Die für die Errichtung des Grimmdenkmals
gesammelten Gelder belaufen sich jetzt auf 75 bis 76,000 Mark,
jo daß man hofft, mit dem Baue alsbald beginnen zu können.
Der Kultusminister hat einen Zuschuß von 25,000 Mark in
Aussicht gestellt.

— Mainz. Zum Andenken des am 18. Dezember 1877
zu Mainz als Galeriedirektor verstorbenen PH. Beit soll bei der
zehnten Wiederkehr seines Todestages in einem der vorderen Säle
der Mainzer Galerie eine Büste des Künstlers enthüllt werden.

— In Wien wurde am 4. November eine lebensgroße
Büste Rudolf von Eitelbergers enthüllt, der zur Versinn-
bildlichung der Verdienste des Dargestellten um das Kunstge-
iverbe zwei Putten, mit einem Buch und einem Prunkgefäß in den
Händen, beigegeben sind. Seinen Standplatz erhielt das Denk-
mal im österreichischen Museum.

— Für das Braunschweiger Abtd en km a l ist vom Komitee
mit 19 gegen 3 Stimmen nunmehr endgültig Echtermeiers
Entwurf gewählt worden. Bildhauer W. Stein hat für den
seinigen aus dem Denkmalfonds, der 30,000 Mark betrug, eine
Entschädigung von 300 Mark erhalten.

Ausstellungen, Sammlungen etc.

gi Berlin. Ein Frauenbildnis von Velasquez,
ein Meistergemälde des spanischen Malers, ist die neueste wert-
volle Bereicherung der Gemäldegalerie des Berliner Museums.
Das Bild stellt eine Dame in mittlerem Alter dar, der Kopf ist
von höchst individuellem charakteristischem Gepräge. Das Bild
war ursprünglich in der Galerie von Salamanca, von welcher es
Herzog Dudley für 98,000 Franke» erwarb. Aus der Galerie
Dudleys ging es nach dessen Tode in den Besitz der Berliner
Museumsverwaltung über. Der Überlieferung nach stellt das
Bild Donna Juana Pachecco, die Gattin des Malers dar. Doch
ist diese Annahme keineswegs unbestritten.

— Die „Deutsche Gesellschaft zur Beförderung rationeller
Malversahren" in München hat den ursprünglich aus den
1. November festgesetzten Änmeldetermin für ihre nächstjährige
Kunstausstellung bis zum 1. Januar 1888 hinausgeschoben.

— Auf der Pariser Weltausstellung im übernächsten
Jahre scheint, nachdem die Nachbarländer eines nach dem
anderen, ihre Mitwirkung abgelehnt haben, die einheimische Kunst
und Industrie hauptsächlich durch Monstrositäten glänzen zu
wollen. So verlautet, daß der Staat den Malern Stevens und
Gervah ein an kolossalen Dimensionen dem Eiffelturm wenig
»achgebendes Sensations-Panorama in Auftrag gegeben habe,
welches nach Art des Hemicycle von Telaroche die französischen
Größen der Politik, Wissenschaft und Kunst von 1789—1889
gruppenweise zur Darstellung bringen wird.

— In München ist das Zentralkomitee für die nächst-
jährige Kunstausstellung unter Vorsitz deS Präsidenten der
Künstlergenossenschaft, Eugen Stieler, bereits eifrig mit
Vorarbeiten beschäftigt. Neben der Fürsorge für eine reiche Be-
schickung ist man namentlich darauf bedacht, mit allen Mitteln
auf ein ideales und materielles Zusammengehen mit der gleich-
zeitig stattsindendeu Kunstgewerbe - Ausstellung hinzuarbeiten.
Äußerlich hat dieses Streben bereits den Entschluß zu Tage ge-
fördert, beide Ausstellungen durch ein eigenes Pferdebahngeleise
zu verbinden. — Der Verlag des Kataloges, welcher, wie
üblich, in einer illustrierten und einer bloßen Textausgabe er-
scheinen wird, ist der Verlagsanstalt Bruckmann übertragen
worden.

ff Düsseldorf. Ein neues Werk E. Hünteils fesselt
in Schuttes Salon die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde. Sein
Bild in der Ruhmeshalle in verkleinertem Maßstabe reproduzierend,
hält der Künstler auf ziemlich großer Leinwand jenen denkwürdigen
Augenblick fest, in dem König Wilhelm von Preußen am Abend
des 3. Juli 1866 auf dem Schlachtfeld von Königgrätz dem
Kronprinzen den Orden paar le merite überreicht.

ffs Karlsruhe. Der Rheinische Turnus, der so-
eben unsere Stadt wieder verlassen hat, vermochte das Interesse
des Publikums nicht in höherem Grade zu erregen, aus dem ein-
fachen Grunde, weil, wie es scheint, die meisten bedeutenderen
Künstler demselben das ihrige entzogen haben. Er brachte wohl
einiges Gute; aber das meiste war unter mittel, und mau darf
wohl sagen, daß die vorübergehenden kleinen Ausstellungen im
Knnstvereiuslokal von Bildern hiesiger, Münchener und anderer
Meister und Kunstjünger dem Publikum mehr Erfreuliches bieten.

A. ?. Stuttgart. Ehni'sche Ausstellung. In der
Tagespresse hat die Ablassung von Kunstgegenstünden aus dem
Nachlaß König Ludwigs II. an den hiesigen Kommerzienrath Ehni
und die von diesem hier veranstaltete Ausstellung dieser Gegen-
stände — augenscheinlich zum Zweck des Weiterverkaufs — eine
sehr lebhafte Besprechung gefunden. Nachdem zuerst einige hiesige
Blätter in der herkömmlichen lokalpatriotischen Art den materiellen
und Kunstwert dieser Ausstellung ins Ungemessene erhoben hatten,
wurde man in München auf diese Verkäufe aufmerksam, und es
gab sich in einem Teil der dortigen Presse eine lebhafte Miß-
stimmung kund, daß diese Gegenstände weggegeben worden seien.
Dem gegenüber haben andere bayrische Blätter für offiziös gehal-
tene Mitteilungen zur Beruhigung der Gemüter gebracht, in
denen versichert wurde, daß es sich keineswegs um die Weggabe
von Kunstschätzen handle, deren Verlust als eine Benachteiligung
der Kunstinteressen Münchens oder des Staates Bayern gelten
könne, vielmehr sei durchweg Entbehrliches aus der übergroßen
Zahl der vorhandenen Gegenstände nach reiflicher Begutachtung
durch eine sachverständige Kommission verkauft worden. — Es ist
hier nicht unsere Sache, über die Zweckmäßigkeit der 'Art und
Weise, wie der Verkauf vor sich ging, zu urteilen oder über
Fragen der Pietät, die bei dieser Gelegenheit auch aufgeworfen
wurden, zu Gericht zu sitzen — wie die Blätter meldeten, sind
Gemälde von der Hand einer bayrischen Prinzessin mitverkauft
und von den Hinterbliebenen dieser Prinzessin wieder zurückge-
kauft worden — aber es dürfte vielleicht wieder zur Beschwichti-
gung dienen, wenn wir auf Grund eigener Anschauung hervor-
heben, daß der Ehui'schen Sammlung in der That im großen
Ganzen nicht die Bedeutung zugeschrieben werden kann, die ihr
von einigen Stuttgarter Enthusiasten beigelegt worden ist. Es
sind sicher schöne und wertvolle Stücke darunter, wir nennen als
künstlerisch wertvollstes ein sog. Hubertuskästchen, auch das
Material, aus dem einzelne der kunstgewerblichen Erzeugnisse ge-
arbeitet sind, ist ein sehr kostbares; wer aber etwa nach der Stutt-
garter Ausstellung das ganze künstlerische Niveau der von dem
verstorbenen König ins Leben gerufenen Kunstthätigkeit taxieren
wollte, der würde doch wohl zu tief greifen. Es scheint uns, als
ob eine Reihe dieser Gegenstände überhaupt gar nicht zur Auf-
stellung in einem der königlichen Schlösser gelangt, vielmehr nur
 
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