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Weihnachtsbücherschau
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0125
lveihnachts-Bücherschau. vom Herausgeber
probrilluflrakion aus Skvrms
Immrnftr (s. S. yo)
von E. Kanoldt
sich lebhaft an seine Durchmusterung des neuen Wiener
Burgtheaters in diesem Sommer, wo er nach dreistün-
digem Herumwandern unter all diesen Schutzvorrichtungen
gegen llnglücksfälle zuletzt über nichts so froh war, als daß er selbst
mit heiler Haut wieder herauskam. Denn kein Mensch kann zuletzt
mehr das Ganze eines solchen ungeheuer künstlichen Baues in allen
Teilen übersehen, lim so reizender mutet dann auf diesen See-
ungeheuern die Schilderung des Lebens der Theerjacken an, die
einen: in ihrer frohen Unbefangenheit Vorkommen, wie die Kirchen-
französischen Illustrationen zu
demselben gerade einen sehr glück-
lichen Griff gethan hat, können
wir nicht behaupten. Denn die
französischen Illustrationen sind
unserer Volksseele fremd und ent-
sprechen durchaus nicht der deut-
schen Auffassung, Bei stamm-
verwandten Nationen wie den
Engländern, kann man darum
weit eher entlehnen, weil sie die-
selbe Vorliebe für das Reine
haben, wie sie unser bester Zug
ist, wie sie aber den romanischen
Nationen, vorab den Franzosen,
durchweg abgeht. Dies voraus-
geschickt, kann man zugeben, daß
Bernardin de St. Pierres lieb-
liche Idylle immer noch am ehe-
sten für uns paßt, und daß Le-
loir als berühmter Illustrator
sie mit viel technischem Geschick
illustriert hat, wenn er auch wie
alle Franzosen nun einmal das
nicht besitzt, was man Keuschheit
der Empfindung nennt und was
einen Ludwig Richter oder eine
Kate Greenaway so hoch stellt.
— Da unsere von französischen
Bonnen erzogene deutsche Jugend
aber schwerlich so feinfühlig ist,
um dergleichen zu merken, so
können ihr vielleicht auch solche
Bücher nicht mehr schaden.
Karl Schwenninger
Sechs Bilder zum Trompeter
von Säkkingen. Folioformat in
eleg. Mappe 20 Mk,, in Oktav-
sormat 8 Mk. (Einzelne Blätter
Imperial 18 M., Royal 7 ^ M.,
Folio 3 M., Kabinett t M.)
Berlin, Hansstängls Nachf. Wie
Scheffels unsterblicher Trompeter
von Säkkingen der modernen Welt
meist durch den Schleier der
Neßler'schen Oper erscheint, so
haben auch die Schwenninger'-
fchen Illustrationen etwas Opern-
hastes. Eine wirkliche Charak-
teristik hat der Künstler kaum
angestrebt, sondern nur eine ge-
wisse anmutige Form in der Er-
niäuse im Kölner Dom, die sich's auch wenig anfechten lassen, ob
sein Gewölbe Tragkraft genug habe. Und sind wir alle am Ende
nicht Bewohner eines noch viel gewaltigeren Baues: des riesigen
deutschen Staatsschiffes, gegen dessen Größe ja die mächtigsten
Kriegsdampfer nur Nußschalen sind? Dennoch vertrauen wir
alle uns demselben ruhig mit Hab' und Gut an, im Ver-
trauen auf den Steuermann und die Pflichttreue der ganzen
Mannschaft! Je wankender der Boden, um so festere Herzen
erfordert er aber, um jedem Sturm gewachsen zu sein. Das nun
ist das Erquickliche an diesem Buch, „daß es uns auf jeder Seite,
aus jedein seiner vielen Bilder die Überzeugung einflößt, daß in
keinem Zweig unseres Staatswesens sich mehr solcher festen,
sturmerprobten Herzen finden, als in unserer jungen Seemacht,
welche den Ruhm des Deutschen Reiches in allen Meeren verkündet!
Bilder aus der ehemaligen Bundesfestung Luxemburg.
Fünfundzwanzig Bleistiftzeichnungen nebst erläuterndem Text von
M. Engels. Preis 10 Mk. Luxemburg, I. Heintzes Buch-
handlung 1687. Das kleine Buch wendet sich in erster Linie an
das lokale Interesse. Es berichtet in Bild und Wort von einer
jetzt so gut wie vergessenen Stadt, deren eigenartiger Schönheit es in
der künstlerischen Wiedergabe freilich nicht ganz gerecht geworden ist.
Paul und Virginia von Bernardin de St. Pierre,
illustriert von Leloir. 4" Eleg. geb. 16 Mk. Leipzig, Amelang.
Daß der Verleger dieses Buches durch die Herbeiholung der
scheinung, die ihm ja fraglos geglückt ist und das Entzücken aller
jener jungen Damen sein wird, welche ihrer Nachbarschaft täglich
mit Hilfe des Pianos versichern, daß „es wär zu schön gewesen".
In demselben Verlage ist ein neues Bild von Plockhorst „Luther
im Kreise seiner Familie am Weihnachtsabend" in Photograph.
Nachbildung (zu 45, 36, 18, 7^2, 3 und 1 M.) erschienen, das
in allen christlichen Familien auf die beste Aufnahme rechnen
darf. Es ist ein ansprechendes Historienbild des bekannten
Künstlers und in großen! Format zum Wandschmuck sehr geeignet.
Karl v. LUtzow, Die Kunstschätze Italiens. Neue wohl-
feile Ausgabe. Stuttgart. P. Reff. Eleg. geb. 55 M. Bon
diesem interessanten Werke, dessen erste Auflage wir bereits vor
Jahresfrist bei ihrem Erscheinen unseren Lesern empfohlen haben,
ist nun eine neue wohlfeile Ausgabe, jener in Inhalt und Aus-
stattung vollkommen gleich, zum halben Preise erschienen, auf die wir
nachdrücklichst aufmerksam machen. Mit der Vorzüglichkeit der Illu-
strationen steht der Text durchaus auf gleicher Stuse. Wenige
Werke gibt es, die dem deutschen Verlagsbuchhandel so Ehre
machen, wie dieses.
Allzeit im Herrn. Eine Auswahl aus den Werken
deutscher religiöser Dichtung. Herausgegeben von Bernhard
Rogg e. In Prachtband 12^ Mk. Leipzig, Ferd. Hirt u. Sohn.
Die Verleger dieses neuen religiösen Prachtwerkes haben den
deutschen Büchermarkt bereits durch eine Reihe von Prachtwerken
bereichert, die ihrem Kunstverständnis alle Ehre machen. Gern
haben sie bei der Illustrierung derselben sich fremdländischer Klischees
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probrilluflrakion aus Skvrms
Immrnftr (s. S. yo)
von E. Kanoldt
sich lebhaft an seine Durchmusterung des neuen Wiener
Burgtheaters in diesem Sommer, wo er nach dreistün-
digem Herumwandern unter all diesen Schutzvorrichtungen
gegen llnglücksfälle zuletzt über nichts so froh war, als daß er selbst
mit heiler Haut wieder herauskam. Denn kein Mensch kann zuletzt
mehr das Ganze eines solchen ungeheuer künstlichen Baues in allen
Teilen übersehen, lim so reizender mutet dann auf diesen See-
ungeheuern die Schilderung des Lebens der Theerjacken an, die
einen: in ihrer frohen Unbefangenheit Vorkommen, wie die Kirchen-
französischen Illustrationen zu
demselben gerade einen sehr glück-
lichen Griff gethan hat, können
wir nicht behaupten. Denn die
französischen Illustrationen sind
unserer Volksseele fremd und ent-
sprechen durchaus nicht der deut-
schen Auffassung, Bei stamm-
verwandten Nationen wie den
Engländern, kann man darum
weit eher entlehnen, weil sie die-
selbe Vorliebe für das Reine
haben, wie sie unser bester Zug
ist, wie sie aber den romanischen
Nationen, vorab den Franzosen,
durchweg abgeht. Dies voraus-
geschickt, kann man zugeben, daß
Bernardin de St. Pierres lieb-
liche Idylle immer noch am ehe-
sten für uns paßt, und daß Le-
loir als berühmter Illustrator
sie mit viel technischem Geschick
illustriert hat, wenn er auch wie
alle Franzosen nun einmal das
nicht besitzt, was man Keuschheit
der Empfindung nennt und was
einen Ludwig Richter oder eine
Kate Greenaway so hoch stellt.
— Da unsere von französischen
Bonnen erzogene deutsche Jugend
aber schwerlich so feinfühlig ist,
um dergleichen zu merken, so
können ihr vielleicht auch solche
Bücher nicht mehr schaden.
Karl Schwenninger
Sechs Bilder zum Trompeter
von Säkkingen. Folioformat in
eleg. Mappe 20 Mk,, in Oktav-
sormat 8 Mk. (Einzelne Blätter
Imperial 18 M., Royal 7 ^ M.,
Folio 3 M., Kabinett t M.)
Berlin, Hansstängls Nachf. Wie
Scheffels unsterblicher Trompeter
von Säkkingen der modernen Welt
meist durch den Schleier der
Neßler'schen Oper erscheint, so
haben auch die Schwenninger'-
fchen Illustrationen etwas Opern-
hastes. Eine wirkliche Charak-
teristik hat der Künstler kaum
angestrebt, sondern nur eine ge-
wisse anmutige Form in der Er-
niäuse im Kölner Dom, die sich's auch wenig anfechten lassen, ob
sein Gewölbe Tragkraft genug habe. Und sind wir alle am Ende
nicht Bewohner eines noch viel gewaltigeren Baues: des riesigen
deutschen Staatsschiffes, gegen dessen Größe ja die mächtigsten
Kriegsdampfer nur Nußschalen sind? Dennoch vertrauen wir
alle uns demselben ruhig mit Hab' und Gut an, im Ver-
trauen auf den Steuermann und die Pflichttreue der ganzen
Mannschaft! Je wankender der Boden, um so festere Herzen
erfordert er aber, um jedem Sturm gewachsen zu sein. Das nun
ist das Erquickliche an diesem Buch, „daß es uns auf jeder Seite,
aus jedein seiner vielen Bilder die Überzeugung einflößt, daß in
keinem Zweig unseres Staatswesens sich mehr solcher festen,
sturmerprobten Herzen finden, als in unserer jungen Seemacht,
welche den Ruhm des Deutschen Reiches in allen Meeren verkündet!
Bilder aus der ehemaligen Bundesfestung Luxemburg.
Fünfundzwanzig Bleistiftzeichnungen nebst erläuterndem Text von
M. Engels. Preis 10 Mk. Luxemburg, I. Heintzes Buch-
handlung 1687. Das kleine Buch wendet sich in erster Linie an
das lokale Interesse. Es berichtet in Bild und Wort von einer
jetzt so gut wie vergessenen Stadt, deren eigenartiger Schönheit es in
der künstlerischen Wiedergabe freilich nicht ganz gerecht geworden ist.
Paul und Virginia von Bernardin de St. Pierre,
illustriert von Leloir. 4" Eleg. geb. 16 Mk. Leipzig, Amelang.
Daß der Verleger dieses Buches durch die Herbeiholung der
scheinung, die ihm ja fraglos geglückt ist und das Entzücken aller
jener jungen Damen sein wird, welche ihrer Nachbarschaft täglich
mit Hilfe des Pianos versichern, daß „es wär zu schön gewesen".
In demselben Verlage ist ein neues Bild von Plockhorst „Luther
im Kreise seiner Familie am Weihnachtsabend" in Photograph.
Nachbildung (zu 45, 36, 18, 7^2, 3 und 1 M.) erschienen, das
in allen christlichen Familien auf die beste Aufnahme rechnen
darf. Es ist ein ansprechendes Historienbild des bekannten
Künstlers und in großen! Format zum Wandschmuck sehr geeignet.
Karl v. LUtzow, Die Kunstschätze Italiens. Neue wohl-
feile Ausgabe. Stuttgart. P. Reff. Eleg. geb. 55 M. Bon
diesem interessanten Werke, dessen erste Auflage wir bereits vor
Jahresfrist bei ihrem Erscheinen unseren Lesern empfohlen haben,
ist nun eine neue wohlfeile Ausgabe, jener in Inhalt und Aus-
stattung vollkommen gleich, zum halben Preise erschienen, auf die wir
nachdrücklichst aufmerksam machen. Mit der Vorzüglichkeit der Illu-
strationen steht der Text durchaus auf gleicher Stuse. Wenige
Werke gibt es, die dem deutschen Verlagsbuchhandel so Ehre
machen, wie dieses.
Allzeit im Herrn. Eine Auswahl aus den Werken
deutscher religiöser Dichtung. Herausgegeben von Bernhard
Rogg e. In Prachtband 12^ Mk. Leipzig, Ferd. Hirt u. Sohn.
Die Verleger dieses neuen religiösen Prachtwerkes haben den
deutschen Büchermarkt bereits durch eine Reihe von Prachtwerken
bereichert, die ihrem Kunstverständnis alle Ehre machen. Gern
haben sie bei der Illustrierung derselben sich fremdländischer Klischees
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