Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (3.1887-1888)

Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler re.

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Industrie, von Karl Gehrts

Wandgemälde im Cafe Central in Düffeldorf

— Professor Julius Benczur in Budapest ist im Auf-
träge der Regierung z. Z. mit einem großen Historienbilde
beschäftigt, welches die „Erstürmung von Ofen" zum Gegen-
stände hat.

— In dem großen Panoramenatelier in Schwabing bei
München ist Philipp E. Fleischer gegenwärtig mit Unterstützung
des Professors Ludwig Braun und des MalersL.Schönchen
beschäftigt, für eine Gesellschaft schottischer Kunstfreunde die Schlacht
bei Bannockburn i. I. 1314 zwischen Schotten und Engländern in
einem Panoramengemälde darzustellen. Es ist dies das erste der
auf S. 14 erwähnten Panoramen, für dle der Künstler aus
England Aufträge mitgebracht hat.

— Bildhauer Paul Müller in Stuttgart hat das Modell
für die Kolossalstatue des Herzogs Christoph vollendet, welche
ihm der König von Württemberg in Auftrag gegeben.

— Zu unserer Notiz über die „Hochzeit zu Kana" in der
Golmer Dorfkirche auf S. 76 tragen wir berichtigend nach, daß
der Zweitgenannte von den Malern, welche die Ausführung be-
sorgten, nicht Meyer heißt, sondern den Namen Meyn trägt.

Pf W. B. Richmond, von dem wir im vorigen Heft be-
richteten, daß er zur Zeit in Berlin hervorragende Persönlich-
keiten der dortigen Aristokratie porträtiere, hat u. a. auch ein
Bildnis des Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe vollendet.

— Professor von Rüstige, der langjährige Leiter der Akt-
klasse an der Kunstschule zu Stuttgart, ist wegen vorgerückten
Alters in den Ruhestand getreten. Die Funktion eines Inspektors
der Staatsgalerie wird er aber noch weiter versehen; der König
hat ihm den Titel eines Galerie-Direktors verliehen.

Erstorben: George Christin, einer der Chefs der be-
deutenden Kunstauktionalorenfirma Christin, Manson L Woods
in London. — Karl von Kurtz, Porträtmaler und Professor
an der technischen Hochschule in Stuttgart, 6. Dezember, 70 Jahre
alt. — Niels B. Möller in Düsseldorf, ein geborner Nor-
weger, dessen skandinavische Landschaften sehr geschätzt wurden,
am 5. Dezember. — Bildhauer Joseph P echan, der Schöpfer der
Maria Theresia-Statue im Festsaal der neuen Universität, welchem
auch die Ausführung des Lenaudenkmals für den Schillerplatz
in Auftrag gegeben war, 32 Jahre alt, in Wien. — A. I. Re-
sanow, das Haupt der russischen Architekten und Rektor der
Abteilung für Architektur an der Kunstakademie zu Petersburg,
am 30. Nov. — Philipp Roujseau, der, zuerst Landschafter,
dann Porträtist, endlich seit 1841 ausschließlich Stilllebenmaler,
auf letzterem Gebiete sehr Bedeutendes leistete und von den
Franzosen als ihr „moderner Chardin" bezeichnet zu werden
pflegte, 7V/2 Jahre alt.

Denkmäler eie.

— Auch der Erfolg des dritten Preisausschreibens für ein
Denkmal Alexanders ll. im Moskauer Kreml, für das die
enorme Summe von 1^ Millionen bereit liegt, lieferte nur einen
neuen Beweis, dafür daß die russischeKunst einer solchen Nation alenAuf-
gabe nicht gewachsen ist. Die eingesandten 32 Entwürfe zeugen von

einer erschrecklichen Ideenarmut. Beachtung verdient allein der Ent-
wurf des talentvollen Bildhauers Opekus chin, der wenigstens den
richtigen Weg betrat. Der Entwurf zeigt die Gestalt des Kaisers
auf einem stufenweise ansteigenden Postament; auf den untersten
Stufen ein greiser Mushik, mit der Hand auf den „Zar-Befreier"
zeigend, und ein Bauernknabe, der die von der Kette befreite
Hand erhebt, um das Kreuz zu schlagen.

O Das Komitee zur Errichtung eines Denkmals für König
Ludwig II. in Kissigen hat sich schlüssig gemacht, die Fertigung
des Postaments mit den Figuren der Weisheit und Stärke samt
Ornamentik von dem Bildhauer Weidner in Kissingen für ein
Honorar von 1769 Mark und die Hauptfigur von Professor
Kuoll in München 6883 Mark ausführen zu lassen.

2. Darmstadt. Am 9. Dezember, dem 17. Jahrestage
der Erstürmung des Schlosses Chambord durch den damaligen
Hauptmann Kattrein mit 51 Mann seiner Kompagnie — fand
ans dem hiesigen Friedhofe eine sinnige Gedächtnisfeier statt.
Kameraden, Freunde und Verehrer des vor etwa 1^ Jahren
verstorbenen „Helden von Chambord" hatten sich vereinigt, um
demselben ein äußeres Erinnerungszeichen auf seiner Grabstätte
zu widmen. Es war hierzu eine Marmorbüste gewählt worden,
welche nach dem Entwurf des hiesigen Bildhauers A. Drach,
eines Schülers des Professors Hähnel in Dresden, ausgeführt
und in Verbindung mit einem architektonischen Unterbau nach
der Zeichnung des Professors Hermann Müller hergestellt
worden ist. Die Porträt büste ist eine höchst achtungswerte
Schöpfung des jugendlichen Bildhauers Herrn Drach, welcher in
der Dresdner Schule unter den Augen des Meisters Hähnel sich
seine Sporen verdient hat. Das Kunstwerk vereinigt mit aller
Strenge des Stils eine feine Durchbildung der einzelnen Teile
und zeigt zugleich, daß der Bildhauer in den Hilfsmitteln der
malerischen Kontraste wohl bewandert ist. So ist. z. B. die
Drapiermng des Mantels in geschickter Weise erfolgt, so daß die
mit Orden reich geschmückte Brust zu guter Geltung kommt,
während zugleich die vornehme Ruhe des Kopfes in erhöhtem
Maße hervortritt. Die Büste steht in einer Wandnische, die mit
hervorspringender Verdachung versehen ist; der architektonisch
schöne Bau ist von Professor Müller in dem Stil der italieni-
schen Hochrenaissance ausgeführt und zwar in dem hübschen
Material des Heilbronner Sandsteins. Die Büste hat Lebens-
größe, das ganze Denkmal ist etwa 4 Meter hoch; es bildet eine
Zierde unseres Friedhofs und gereicht beiden Künstlern zur Ehre.

— Bildhauer The odor Haf hat im Aufträge der russischen
Regierung eine Kolossalbüste des Gelehrten und Geschichtsschreibers
Bergö sür Tiflis ausgeführt und dafür ein schmeichelhaftes An-
erkennungsschreiben erhalten.

A Braunschweig. Professor Echtermeyer hat mit dem
Komitee des Abtdenkmals einen Vertrag abgeschlossen, wonach
er für die Summe von 26,000 M. alle Herstellungskosten über-
nimmt.

— Wien. Die Kommune hat der Leiche Friedrich
Amerlings eine Stätte unter den Grabanlagen für historisch-