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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Unsre Bilder
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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128

Unsere Bilder, vom Herausgeber — Personal- nnd Ateliernachrichten — Denkmäler rc.

in der köstlichen landschaftlichen Idylle wieder, die Röth
der nächsten Umgebung Münchens entnahm, deren un-
erschöpfliche Reize wie es scheint fast nur die Maler recht
zu würdigen verstehen. Besonders ist das liebliche Städtchen
Bruck mit den von dort bis Dachau an der Amper hin-
gelagerten Dörfchen eine wahre Fundgrube der reizendsten
Bilder, wie ihr denn auch dieses entnommen ist, da der
Künstler dort immer den Sommer verbringt, um im
Herbst reichbeladen mit den köstlichsten Motiven heimzu-
kehren. Denn er versteht es wie wenige diese füllen,
tiefen Reize, die so anspruchlose Schönheit dieser Natur
nachzufühlen und wiederzugeben, wie denn auch unser
Bild unleugbar ein durchaus klassisches Gepräge hat,
vorab jeue volle, ruhige Befriedigung in uns hervorruft,
wie sie nur echte, vollkommen ausgereifte Kunstwerke zu
geben vermögen.

Die modernste Zeit mit ihrer Rastlosigkeit aber
auch ihrer grenzenlosen Thatkraft und Kühnheit in
Bewältigung der Naturkräfte, schildert uns die Eröffnung
des Gotthardtunnels ans Fl e ischers großem Bilde. Es
hat mit Recht allgemeinen Beifall gefunden ob der An-
schaulichkeit, mit der es uns diesen glänzendsten Sieg
über die Materie schildert und zugleich ob der Schärfe
der Charakteristik mit der es die Kämpfer wiedergibt, die
ihn erfochten. Wir sehen sie bei Ankunft der ersten
Lokomotive eben Herausströmen aus dem Tunnel, dessen
Durchbrechung so viele Leben der ihrigen als Opfer des
Kampfes gefordert. Schon an der Schärfe und Intelligenz
der Gesichtszüge erkennt man sofort diese Arbeiter als
Italiener, weniger Idealisten als gute Rechner. Nur die
Leiter dieser Armee und ihre Beamten sind Schweizer
oder Deutsche, wie man denn einen rechts den Lohn für
die einzelnen Arbeiter berechnend sieht. Nächst dem
täglichen Gewinn ist diesen Welschen aber doch die Liebe
zur Familie, zu Frau und Kindern das Höchste, wie diese
die zurückkehrenden Väter bereits erwartet. Diese gegen-
seitige Herzenswärme bildet denn auch den versöhnenden
Zug im Bilde, wie die Witwe eines Verunglückten mit
ihren vaterlosen Waisen den tragischen. Vielleicht am ver-
hängnisvollsten ist, daß mit dem Siege die Überwinder
auch sofort brotlos werden nach dem Sprüchwort, daß der
Mohr seine Schuldigkeit gethan. Vortrefflich ist der
Hintergrund mit der aus dem Dunkel des Tunnels wie
ein Dämon mit feurigen Augen daher schießenden Loko-
motive und den Schnee- und Eisfeldern rechts, deren Drohen
jetzt vergeblich geworden. — Daß solche ganz moderne
Szene von Naturbewältigung aber auch ihre echte Poesie
habe, das hat Fleischer jedenfalls bewiesen.

Eine sehr viel einfachere Art von Personen-Transport
schildert uns freilich Reinhold Begas' schöne Gruppe, wo
Hermes, der Götterbote, die Psyche huckepack in den Himmel
trägt. Das war ohne Zweifel unbequemer und doch an-
genehmer für beide Teile, als selbst der beste Platz in einem
Eisenbahn-Koupee, welche überdies die schlechte Eigenschaft
haben, überall eher hin als in den Himmel zu führen.
— Wie dem auch sei, niemand wird die Großartigkeit
des Wurfes und das echte Lebensgefühl in der Aus-
führung dieser Gruppe verkennen können, wenn Begas
auch weit davon entfernt ist, die feine Formvollendung
der Franzosen oder die rhythmische Linienharmonie der
Dresdener Schule anzustreben, ^weil beide selten ohne
Opfer an Lebendigkeit erreicht werden. — Muß man
also allerdings mancherlei bei ihm und seinem göttlichen

Packträger mit in den Kauf nehmen, was eigentlich mehr
in die Malerei als in die Plastik gehört, so entschädigt
er auch durch die geistvolle und lebensprühende Auf-
fassung des Ganzen und so große Schönheiten im einzelnen,
wie er hier besonders die Psyche damit zu schmücken
verstand.

Personal- und Alrliernschrichlrn

O. V. Berlin. Der Landschaftsmaler Albert Hertel
hat im Aufträge der kgl. Nationalgalerie eine Reihenfolge von
23 großen Aquarellen ausgeführt, welche eine Anzahl denkwür-
diger Ansichten von Rom und dessen Umgebung wiedergeben.
Die durch die Neubauten der Stadt von Jahr zu Jahr zuneh-
mende Zerstörung derjenigen Stätten, an welche sich manche liebe
Erinnerung deutschen Künstlerlebeus in Rom knüpft, hat die Ver-
anlassung zu der schönen Aufgabe gegeben. Hertel hat diese mit
der Meisterschaft gelöst, welche er in seinen Aquarellen so oft be-
währt hat. Er weiß in diesem Kunstzweige eine Kraft und
Leuchtkraft der Farbe zu entfalten, die den Wettstreit mit der
Wirkung der Ölmalerei erfolgreich aufnimmt. Ganz besonderes
Interesse gewähren die Ansichten aus der römischen Kampagna
und der Gegend bei Olevano. Die Berge und Thäler, welche
einst einem Poussin und Claude - Lorrain nnd nach ihnen
Koch und Preller die Anregung zu der Schöpfung ihres beson-
deren Stils der heroischen Landschaft gaben, sind in Hertels
Blättern ohne jedes gekünstelte Arrangement unmittelbar nach
der Natur ausgenommen. Dennoch weiß er durch die Wahl der
Beleuchtung, welche er in diesen Landschaften mit außerordent-
lichem Naturgefühl festhält, stets den Ausdruck einer besonderen
künstlerischen Stimmung hervorzurufen. Hier ist die Treue in
der Beobachtung der Natur, welche der moderne Realismus ver-
langt, erreicht, und dennoch auf eine neue Weise die künstlerische
Grundlage gefunden, die Landschaft zum bedeutungsvollen Hinter-
gründe von Ereignissen großen Stils zu machen. Hoffentlich
schreitet Hertel auch in großen Monumentalwerken auf diesem
Wege her „historischen Landschaft" fort, den er mit seiner Flucht
nach Ägypten und anderen Werken so erfolgreich betreten hat.

— Eduard EHarlemont hat seine großen Decken-
gemälde „Sommernachtstraum", „Apollo und die Musen" und
„Iphigenie auf Tanns" von Paris aus kürzlich an der Bau-
verwaltung des Wiener Hofburgtheaters abgesandt. Charlemont
ist bekanntlich gleich seinem jüngeren Bruder Hugo, dem Tier-
maler, ein geborener Österreicher und stammt aus Znaim.

ff Leipzig. Zum Assistenten am städtischen Museum
wurde vr. Julius Vogel, ein Schüler Overbecks, vom Rate
der Stadt Leipzig ernannt. Mit dieser Stellung ist zugleich das
Sekretariat des Leipziger Kunstvereins verbunden. Or. Vogel
hat sich durch seine Werke: „Szenen Euripideischer Tragödien in
griechischen Vasengemälden" vorteilhaft in die wissenschaftliche
Kunstforschung eingeführt.

lA. Josef Krane, in München neuerdings durch seine
Büsten K. Stielers und H. v. Reders bekannt — auch Freiligrath
und Schücking haben ihm früher gesessen — hat nun in Wiesbaden
auch Badenstedt nach der Natur modelliert. Es ist gewiß kaum
nötig, Freunde des vielverehrten Dichters noch darauf aufmerk-
sam zu machen, wie fein Krane hier den Meister bei der Arbeit
erwischt und wie einfach und freundlich monumental er dies heiter
sinnende Dichterpotträt zu gestalten gewußt hat.

— Berlin. Professor Werner Schuchs Farbenskizze
zu dem Bilde „Die drei Kaiser während der Schlacht bei Leipzig"
für die Ruhmeshalle des Zeughauses, hat unseres Kaisers Beifall in
dem Maße gesunden, daß dem Künstler nicht nur die Ausfüh-
rung dieses Gemäldes übertragen, sondern auch ein weiteres Werk
„Angriff der Sohr'schen Husaren in der Schlacht bei Möckern"
für die Nationalgalette bestellt wurde.

Grstorbrn: Franqois Bonvin, französischer Genre-
maler, der sich aus drückend beschränkten Verhältnissen als
Autodidakt zu einem der ersten seines Faches emporgeschwungen
hatte, am 19. Dezember zu St. Germain-en-Laye, über 70 Jahre
alt. — Maler Max Pet sch, der Leiter der Malerinnenschule
zu Karlsruhe, am 21. Dezember.

Denkmäler rkr.

O Die Künstler-Genossenschaft in Wien hat mit Professor
Edmund Hellmer, dessen Entwurf zu einem Makatt-Denkmal für
 
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