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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Unsre Bilder
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Vincenti, Carl Ferdinand von: Das Wiener Mozart-Denkmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0189

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Unsere Bilder, vom Herausgeber — Das wiener Mozart-Denkmal, von Karl von Vincent!

besorgt, als in den größten. Uns das so ergötzlich als
belehrend geschildert zu haben, ist aber kein kleines Ver-
dienst des Künstlers, dessen köstlicher trockener Humor
hier sich wieder einmal prächtig bewährt wie sein Talent
scharfer Charakteristik.

Das wiener Mozart-Denkmal

von Karl von vinccnti

HV>olfgang Amadäus Mozart ist der vierte Tonheros,
welchem das klangreiche Wien ein Denkmal widmet.
Warum so spät? So fragen viele, und nicht wenige
meinen, schon als van der Null und Siccardsbnrg den
neuen Opernpalast bauten, wäre die Mozart-Denkmal-
frage zu lösen gewesen und zwar sehr einfach. Man
hätte nämlich statt der anmutigen Gasser'schen Monumental-
brunnen, welche den weitvortretenden Mitteltrakt der
Oper flankieren, hier Mozart, dort Beethoven auf den
Sockel bringen sollen. Dagegen aber hätten sich die
Beethoven-Schwärmer aufgelehnt, denn — sagen sie, trotz
der Mustcroper „Fidelio" — der Bühne gönnen wir
unseren Abgott nicht. Beethoven bekam auch in der
That, ohne Parallele, sein hohes Denkmal in Erz, das
in die Geschichte hineintönt und Mozart mußte warten.
Nun soll auch er endlich zu monumentalen Ehren kommen
und zwar vorn vor der Hauptsront der Oper. So ent-
schied das Denkmal-Komitee, nachdem es den ganzen
Jammer der Platzfrage durchgekostet. Wien weiß nicht
wohin mit seinen Denkmalen, denn an passenden Plätzen
ist es arm. Welche Mühe hat es gekostet, die Rostral-
säule Tegetthoffs und dann den Vater Haydn unter-
zubringen! Wie groß wird die Verlegenheit mit Goethe
sein und wie verfehlt erscheint die, hoffentlich nur vor-
läufige Lösung der Platzfrage für Radetzky! Und Mozart
wird — wir hoffen es zuversichtlich — auch nicht dahin
kommen, wohin das Komitee ihn setzen will. Einstweilen
hat die so peinliche Platzfrage auf die Preisbewerbung
um das Mozart-Denkmal lähmend gewirkt. Nicht daß
die Künstler von der Beteiligung abgeschreckt worden wären,
im Gegenteil, man drängte sich zum Wettbewerbe und
nicht weniger als 37 Entwürfe sind seit einigen Tagen
im französischen Saale des Künstlerhauses der allgemeinen
Besichtigung zugänglich. Wir meinen: lähmend in dem
Sinne, daß man von den Künstlern ein Denkmal für
einen Platz verlangte, wo ein solches schlechterdings nicht
hingehört und wo einer Aufstellung ebensoviel ästhetische
als praktische Hindernisse in den Weg treten. *)

Es ist viel Unnützes und Grausames über die un-
genügende Monumentalwirkung der Opernfassade geschrie-
ben worden und da will man dieselbe durch ein davor-
gestelltes Denkmal noch mehr abschwächen! Andererseits
ist diese Wirkung allemal stark genug, um ein Denkmal
von den an sich bescheidenen Verhältnissen, wie es für
Mozart mit Hinblick auf die ziemlich beschränkten Mittel
(80,000 fl.) geplant wird, zu erdrücken. Aus diesem
Dilemma war und ist nicht herauszukommen und dennoch
hat man es den wettbewerbenden Künstlern gestellt. Die
Wirkung blieb nicht aus: kein einziger der ausgestellten
Entwürfe konnte vollkommen entsprechen, weil den be-

*) Kurz vor Schluß der Redaktion erfahren wir noch, daß
das Komitee sich inzwischen bereits entschlossen hat, von der
Plazierung des Denkmals vor dem/sOpernhause abzusehen und
dementsprechend eventuell auch die Preisverteilun zu modifizieren.


treffenden Künstlern eine unlösbare Aufgabe zugemutet
war. Unter solchen Umständen trat an die Juroren,
unter welchen sich auch Bildhauer ersten Ranges befinden,
die Aufgabe heran, bei ihrer Beurteilung nicht den Auf-
bau des Denkmals, sondern die Hauptgestalt als maß-
gebend gelten zu lassen und dementsprechend ihren Spruch
zu fällen. Dies haben sie nicht gethan. Sie erkannten
jenem Künstler, welcher nach allgemeiner Überzeugung den
besten, um nicht zu sagen, einzig gelungenen Mozart ge-
liefert, nur den zweiten Preis zu, weil der Sockel nicht
entsprach und reichten den ersten Preis einem Künstler,
dessen Mozartfigur verfehlt und dessen Sockelaufbau trotz
seines gewissen monumentalen, vielleicht auch trügerischen
Ernstes und seiner -über die akademische Schablone
hinausgehenden Allegorien noch vieles zu wünschen übrig
läßt. Was den dritten Preis anbelangt, so wurde der-
selbe einem der jüngeren ^Schule ungehörigen Künstler
zugesprochen, welcher sich bisher als flotter und talent^
voller Genreplastiker hervorgethan hatte.

Die Namen der drei Preisgekrönten sind Anton
Wagner, Rudolf Weyr und Rathausky. Der Erst-
genannte wird also das Wiener Mozart-Denkmal zu
schaffen haben. Wagner, ein Deutschböhme, welcher seit
vielen Jahren in Wien lebt, steht in der Mitte der Fünfziger.
Er ist nicht unpopulär; sein Name ist vielmehr mit einer
der reizendsten Brunnenfiguren Wiens dem nunmehr
auf der Rahltreppe stehenden „Gänsemädchen" verbunden.
Mit stillem Ehrgeiz hat sich Wagner bei mehreren Wett-
bewerben beteiligt und allemal als tüchtiger Künstler

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